Die Schweiz im Jahr 2050 – woher kommt unsere Energie?
Von Wasserstoff-betriebenen Flugzeugen über Biomasse und Tiefengeothermie bis zu Negativemissionen: Wagt mit uns einen Blick in die Energiezukunft der Schweiz.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz setzt in Zukunft auf erneuerbare, einheimische Energien statt Atomstrom.
- Schaffen wir mit Fernwärme, Wasserkraft und Co. «Netto Null CO2-Emissionen» im Jahr 2050?
- Grosse Sonderausstellung im neuen «House of Energy» im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern.
Erneuerbar, möglichst einheimisch und trotzdem so zuverlässig wie bis anhin: So soll die Schweizer Energieversorgung der Zukunft aussehen.
Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Schweizer Energiesystem unter dem Label «Energiestrategie 2050» gehörig umgekrempelt.
Wir zeigen euch, was hinter der «Energiestrategie 2050» steckt und welche Technologien und Ideen die Energiezukunft prägen werden.
Biomasse statt Brennstäbe
Die «Energiestrategie 2050» ist ein Bündel von Massnahmen, welche die Energieeffizienz erhöhen und den Energieverbrauch senken sollen.
Gleichzeitig hat sie zum Ziel, den CO2-Ausstoss auf Netto-Null zu senken und erneuerbare Energien zu fördern.
Diese Massnahmen ermöglichen den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie und verringern die Abhängigkeit von importierten fossilen Energien.
Energie sparen und effizient verwenden
Die Schweizer Energieversorgung hängt zu etwa 80 Prozent von importierten fossilen Brenn- und Treibstoffen und Kernbrennstoffen aus dem Ausland ab.
Nutzen wir in Zukunft unsere Energie effizienter, müssen wir weniger importieren und auch weniger produzieren. Diese Idee steckt zum Beispiel hinter der Nutzung von Fernwärme: Dabei wird der Wärmeüberschuss vom einen Ort an einem anderen Ort zum Heizen und zur Warmwasser-Aufbereitung verwendet.
Bis 2050 soll das Fernwärmenetz so ausgebaut werden, dass es gut 40 % des Wärmebedarfs in Schweizer Gebäuden deckt. Das spart Energie und schont die Umwelt: Denn mehr als 40 % des Energieverbrauchs der Schweiz und ein Drittel aller klimaschädlichen CO2-Emissionen entstehen im Gebäudebereich
Mistral statt Atommeiler
Mit 57 % der Schweizer Stromproduktion ist die Wasserkraft unsere wichtigste CO2-freie Energiequelle; das wird auch 2050 so sein. Dank Um- und Neubauten von Kraftwerken soll sie noch effizienter genutzt werden, und Stauseen bleiben als winterliche Energiespeicher zentral.
Während Solar- und Wasserkraftwerke vor allem im Sommer gute Leistung bieten, produzieren Windkraftwerke zwei Drittel ihres Stroms im Winterhalbjahr. Entsprechend wichtig sollen sie in Zukunft sein, um winterliche Stromengpässe zu vermeiden.
Das ganze Jahr über verfügbar ist Geothermie, die Wärme, welche unterhalb der Erdoberfläche schlummert. Während bislang oberflächennahe Geothermie zum Wärmen und Kühlen genutzt wird, will man mit Wärme aus tieferen Erdschichten zukünftig Elektrizität gewinnen.
Sonne, Holz und Biomasse
Auch die oben bereits erwähnte Solarenergie wird in der nachhaltigen Stromproduktion der Zukunft eine grosse Rolle spielen. So soll Photovoltaik im Jahr 2050 rund 20 Prozent unseres heutigen Strombedarfs abdecken.
Während Photovoltaik der Stromgewinnung dient, nutzen Sonnenkollektoren die Sonnenenergie zur Wärmeerzeugung. Im Zusammenspiel mit Holzöfen, Wärmepumpen oder Fernwärme können so nachhaltig Warmwasser und Heizungswärme bereitgestellt werden.
Biomasse schliesslich ist der Alleskönner unter den erneuerbaren Energien und wird zur Strom- Wärme- und Treibstoffgewinnung eingesetzt. Anders als anderswo wird Biomasse in der Schweiz erst genutzt, nachdem sie ihren Zweck als Nahrungsmittel oder Baustoff erfüllt hat.
Die Sache mit dem Verkehr
Grösster Verursacher von CO2-Emissionen in der Schweiz ist der Strassenverkehr, der auch rund einen Viertel des Schweizer Energieverbrauchs ausmacht.
Deswegen gibt es heute CO2-Emissionsvorschriften und obligatorische Etiketten zu Treibstoffverbrauch, CO2-Ausstoss und Energieeffizienz für Neuwagen und die Reifenetikette.
Von verschiedener Seite gefördert werden besonders sparsame und alternative Antriebe. Einige Kantone reduzieren je nach Energieeffizienz zum Beispiel die Motorfahrzeugsteuer und fördern gezielt Elektroautos. Versicherungen geben Prämien-Rabatte für verbrauchsarme Autos und Erdgasversorgungsunternehmen unterstützen die Einfuhr von Erdgas-Autos.
Mobilität: Was bringt die Zukunft?
Die Zukunft der Mobilität hängt eng zusammen mit der Umstellung auf eine erneuerbare Stromversorgung. Gelingt diese, so ist im Jahr 2040 ein aus dem Schweizer Strom-Mix oder aus Photovoltaik gespiesenes Elektroauto die CO2-freundlichste Wahl. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht des Paul Scherrer Instituts aus dem Jahr 2020.
Neben einer Batterie kann auch eine mit Wasserstoff versorgte Brennstoffzelle einen Elektromotor CO2-arm antreiben. Das dürfte vor allem in Sektoren wichtig werden, die schwer zu dekarbonisieren sind, im Langstrecken-, Schwer-, Flug- und Schiffsverkehr.
Wasserstoff kann mit dem sogenannten Power-to-Gas-Verfahren auch als Energiespeicher eingesetzt werden: Dabei benutzt man Überschüsse in der Stromproduktion, um damit Wasserstoff oder andere Gase herzustellen und diese als Energiequelle zu nutzen.
Klimaneutral bis 2050
Das langfristige Ziel im Schweizer Energiesektor heisst «Netto Null Treibhausgasemissionen» im Jahr 2050. Wärmepumpen und Elektrifizierung könnten für Gebäude und Verkehr CO2-Emissionen quasi auf null bringen.
Doch in anderen Gebieten wie Industrie und Landwirtschaft ist «Brutto Null» auch 2050 Zukunftsmusik. Diese Emissionen müssen in Zukunft direkt an den Anlagen abgeschieden und gespeichert oder mit Negativemissionstechnologien aus der Atmosphäre entfernt werden.
Negativemissionstechnologien werden in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, sind aber nicht mit einer Allzweckwaffe gegen Treibhausgase zu verwechseln. Weil die Verfahren meist langwierig oder kostspielig sind, ist es viel effizienter, mit den aufgezeigten Methoden den CO2-Ausstoss zu reduzieren.
Experience Energy! im Verkehrshaus
Ihr habt es gemerkt: Das Thema Energie ist extrem vielschichtig. Technologische Revolutionen, klimatische Herausforderungen, jahrzehntelange politische Planung und die drängende Frage nach der Wirtschaftlichkeit: idealer Stoff für eine mitreissende Dauerausstellung im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern!
Wie sind Wohnen und Mobilität miteinander vernetzt? Welche nachhaltigen Mobilitätsformen gibt es? Wie könnte die Energiezukunft der Schweiz im Jahr 2050 aussehen? Und welche innovativen Lösungen gibt es, um den Herausforderungen zu begegnen?
Die Ausstellung «Experience Energy!» im Verkehrshaus zeigt Wege und Möglichkeiten, wie eine nachhaltige Energieversorgung der Zukunft und ein schonender Umgang mit Ressourcen aussehen kann. Freut euch auf viele interaktive Inhalte und lernt alle wichtigen Zusammenhänge kennen.
Einen idealen Standort hat das Schwerpunkt-Thema im neugebauten «House of Energy» im Verkehrshaus gefunden: Im Minergie-P-Standard erbaut, mit Photovoltaik-Modulen bestückt und einer alternativen Energiezentrale mit Wassernutzung ausgerüstet, gibt es einen Vorgeschmack auf die Energie-Zukunft.
Und, hat es gefunkt? Dann klickt hier und findet alles heraus über die neue Dauerausstellung «Experience Energy» im Verkehrshaus der Schweiz in Luzern.