Klimafolgen: Darum ist die Gefahr grösser denn je
Die Corona-Lockdowns haben zu einer scheinbaren Erholung der Umwelt geführt. Diese Schlussfolgerung ist jedoch falsch und gefährlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Umwelt konnte sich nur vorübergehend erholen.
- Sobald wieder Normalität einkehrt, muss der Kampf gegen den Klimawandel weitergehen.
Die Corona-Lockdowns werden langsam gelockert und das Leben scheint Schritt für Schritt wieder in normale Bahnen gelenkt. Doch macht es Sinn wieder in die gleiche «Normalität» zu gehen, wie zuvor? Der hektische Alltag, der bei vielen Menschen Stress auslöst und auch massive negative Folgen für die Umwelt hat?
An vielen Orten konnten man lesen, was der Lockdown für positive Effekt auf die Umwelt hatte: In China konnte man plötzlich wieder den blauen Himmel sehen, in Venedig war das Kanalwasser so klar wie noch nie und in Wales spazierten wilde Schafe durch die menschenleeren Strassen.
Es ist leicht zu glauben, dass sich die Umwelt in unserer Abwesenheit erholt hat. Doch diese Wahrnehmung ist trügerisch.
Vorübergehende Umweltverbesserung ist keine langfristige Lösung
Gernot Wagner, Assistenzprofessor an der Abteilung für Umweltstudien der Universität New York, sagt: «Die Emissionen in China sind zurückgegangen, weil die Wirtschaft zum Stillstand gekommen ist. Die Wirtschaft ist zum Stillstand gekommen, weil Menschen am Coronavirus sterben. Dies ist keine Lösung, mit der wir dem Klimawandel begegnen wollen.»
Das Ziel muss es also sein, dass die Emissionen auch dann zurückgehen, wenn weltweit wieder Normalbetrieb herrscht.
Dass eine stagnierende Wirtschaft mit einem Emissionsrückgang einhergeht, ist nichts Neues. Dies konnte bereits bei der Finanzkrise 2008 und während des Ölschocks in den 1970er Jahren beobachtet werden. Als sich die Volkswirtschaften daraufhin erholten, stiegen auch die Emissionen wieder an - und zwar stärker als sie zuvor zurückgegangen waren.
Helen Mountford vom World Resources Institute bestätigt dies: «In der globalen Finanzkrise 2008 kam es zu einem Emissionsrückgang von 1,4%. 2009, als sich die Wirtschaft wieder stabilisierte, kam es zu einem zusätzlichen Emissionsanstieg von 5,9%.» Die aktuellen Emissionszahlen können also eine falsche Sicherheit vermitteln.
Klimaaktivitäten werden verschoben oder abgesagt
Hinzu kommt auch, dass durch die Corona-Krise politisches und finanzielles Kapital umgeleitet wird. Um die die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, werden Hürden, die Unternehmen auferlegt wurden, um das Klima zu retten, abgebaut.
Auch die Zusammenkünfte der führenden Politiker der Welt zur Bewältigung der Klimakrise wurden verschoben oder abgesagt. Der European Green Deal zum Beispiel, ein neues Politikpaket, das die Mitgliedsstaaten der EU zu Null-Emissionen bis 2050 verpflichtet, wurde vorerst beiseitegelegt.
Warum die Krise jetzt erst los geht
Die langfristigen Folgen der Pandemie sowie der rigorosen Restriktionen und einer lahmgelegten Weltwirtschaft werden die Hungerkrise in den ärmsten Ländern, vor allem in Afrika, noch verstärken.
Wenn Lieferungen ausbleiben und der Staat versagt, muss sich die Bevölkerung selbst ernähren können. In grossen Teilen Afrikas ist das aber aufgrund der zunehmenden Verwüstung infolge des Klimawandels nicht mehr möglich.
Dabei müssten gerade jetzt die Bemühungen um das Klima intensiviert werden. Denn selbst ohne Corona stehen wir vor einer humanitären Krise ohne Beispiel: Laut WFP-Chef David Beasley stehen aktuell 135 Mio. Menschen kurz vor einer Hungerkatastrophe. In Folge der Corona-Krise werden es noch einmal 130 Mio. mehr sein.
Wiederbegrünung als einfach Massnahme gegen den Klimawandel
Dabei gäbe es diverse simple Massnahmen, um den schlimmsten Folgen des Klimawandels entgegenzusteuern. Eine davon ist die Farmer Managed Natural Regeneration (FMNR), oder einfach ausgedrückt: Die Wiederbegrünung durch Bäume pflanzen. Denn Bäume binden das CO2 und entnehmen so die Emissionen der Atmosphäre.
Eine Organisation, die sich seit vielen Jahren mit grossem Erfolg für diese Methode stark macht, ist World Vision. Die NGO hat bereits in 25 Ländern die FMNR-Methode in ihre Entwicklungsprogramme aufgenommen.
Der positive Effekt von Bäumen auf den Klimawandel wurde auch wissenschaftlich nachgewiesen. Anhand von Messungen wurde festgestellt, dass eine mit der FMNR-Methode bewirtschaftete Ackerfläche jährlich bis zu 15 Tonnen CO2 pro Hektar bindet. Bei einer gleich grossen Fläche ohne FMNR und daher mit einem deutlich geringeren Baumbestand ist es nur eine Tonne.