Künftig gibt es kein Kalbfleisch nach Naturafarm-Label. Das stört Bauern. Für sie ist klar: Das ist ein Rückschritt fürs Tierwohl. Coop sieht das anders.
Kalb Bauernhof
Ein Kalb auf einem Bauernhof. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ab Ende 2019 wird Coop kein Kalbfleisch mit dem Naturafarm-Label verkaufen.
  • Das Unternehmen begründet den Schritt mit veränderten Konsumgewohnheiten.
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Im Detailhandel gibt es haufenweise Tierwohl-Labels. Eines davon ist Naturafarm von Coop. Das ist weniger streng als Bio, geht aber weiter als die Anforderungen für konventionelle Fleischproduktion.

Jetzt speckt Coop bei Naturafarm ab. Jüngst hat die Detailhändlerin den Produzenten von Kälbern mitgeteilt, dass Ende 2019 das Tierwohl-Label für Kalbfleisch eingestellt wird. Und beim Schweinefleisch wird Coop die Menge an Naturafarm-Schweinen um 30 Prozent reduzieren.

«Wir liefern zwei Drittel der Naturafarm-Kälber. Ich weiss noch gar nicht, was ich meinen Produzenten sagen soll», sagt Jörg Oberl, Inhaber von Gefu Swisskalb dem «Schweizer Bauer».

Acht Milliarden Einnahmen

Auch die Schweineproduzenten sind nicht begeistert. «Es geht hier um rund acht Millionen Franken Ertrag allein bei den Naturafarm-Produzenten», sagt Suisseporcs-Präsident Meinrad Pfister der Zeitung. «Nun stellen wir die partnerschaftliche Zusammenarbeit infrage.»

Kommt dazu, dass Coop beim Naturafarm-Schweinefleisch die Tierwohl-Anforderungen senkt. «Ab 1. Januar 2019 gelten im Programm Naturafarm Porc betreffend Platzverhältnissen grundsätzlich die Anforderungen gemäss den aktuell geltenden BTS- und Raus-Vorschriften», heisst es in einer Mitteilung an die Produzenten.

Dafür hat der Swissporc-Präsident kein Verständnis: «Das ist ein Rückschritt für das Tierwohl in der Schweizer Landwirtschaft und ein sehr grosses Problem für die Bauernfamilien.»

Coop spricht auf Anfrage von Nau von «kleinen Anpassungen in der Raumanforderung.» Die Basler Detailhändlerin begründet den Schritt von zu wenig Naturafarm-Fleisch mit den veränderten Konsumgewohnheiten. Beim Kalb- und Schweinefleisch ist der Konsum zwischen 2010 und 2017 im zweistelligen Prozentbereich zurückgegangen. «Als Konsequenz muss sich auch Coop den veränderten Konsumgewohnheiten und Bedürfnissen der Kunden anpassen», sagt Sprecher Urs Meier zu Nau.

Höchster Anteil an Label-Fleisch

Er hält fest, dass Coop beim Schweine- und Kalbfleisch einen Label-Anteil von fast 70 Prozent hat. «Das ist weltweit einmalig und Coop wird auch in Zukunft beim Fleisch den höchsten Labelanteil im Schweizer Detailhandel aufweisen und führend in Sachen Tierwohl sein.»

Beim Kalbfleisch setzt das Unternehmen künftig auf das Label Naturaveal. Meier erklärt: «Naturaveal ist mit der Ammen- und Mutterkuhhaltung die natürlichste und nachhaltigste Form der Kalbfleischproduktion und bietet damit einen unverwechselbaren Mehrwert, der von den Kundinnen und Kunden auch sehr gut wahrgenommen und nachvollzogen werden kann.»

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