Coronavirus: BAG kontert Kritik an Impf-Käufen
Zu spät, zu wenig, zu zögerlich. Die Kritik an der Impfstrategie des BAG im Kampf gegen das Coronavirus ist happig. Das Bundesamt wehrt sich.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Montag beginnen die meisten Kantone mit den Corona-Impfungen.
- Die Impfdosen des zugelassenen Vakzins von Pfizer/Biontech sind jedoch rar.
- Das BAG wird für zögerliche Einkäufe kritisiert, rechtfertigt jedoch seine Strategie.
Diese Woche gehts richtig los: Die Schweiz beginnt mit ihrer grössten Impfaktion der Geschichte. Nachdem die ersten Altersheimbewohner in Luzern oder Basel-Stadt gepikst wurden, beginnen heute die Impfungen in Zürich und etlichen weiteren Kantonen.
Doch einen Impftermin zu ergattern, hat sich als Herkules-Aufgabe herausgestellt. Die Impfdosen gegen das Coronavirus sind rar. Erst 107'000 der bestellten drei Millionen Dosen des Pfizer/Biontech-Stoffes befinden sich auf Schweizer Boden.
Impfwillige kämpfen vergebens um Termine
Damit können 53'500 Personen geimpft werden, dies entspricht lediglich 0,6 Prozent der Bevölkerung. Umso grösser ist die Kritik an den Behörden und der Frust unter Impfwilligen.
Der ehemalige BAG-Vizedirektor bemängelt in der «Sonntagszeitung» etwa, das BAG habe am falschen Ort gespart. «Die Schweiz hätte ein gewisses Risiko eingehen müssen, indem sie bei jedem Hersteller eine ausreichende Menge für die Gesamtbevölkerung bestellt.»
Es sei unverständlich, dass das BAG so zögerlich Impfstoffe gegen das Coronavirus eingekauft habe. Die Folgen sind bereits sichtbar: In Zürich oder Aargau brachen die Anmeldesysteme für die Impftermine zusammen. Etliche Impfwillige klagen auf den sozialen Medien über vergebliche Anmeldeversuche.
Nach x vergeblichen Versuchen, meinen stark gefährdeten Vater im Aargau für die Corona-Impfung anzumelden, frage ich mich: Was kam eigentlich überraschender, das mit der zweiten Welle oder das mit dem Impfen?
— Yvan Rielle (@yvanrielle.bsky.social) (@YvanRielle) January 4, 2021
Was lief schief? Auf Anfrage von Nau.ch kontert das BAG die Kritik.
BAG verteidigt Impfstrategie im Kampf gegen Coronavirus
Der Bund verfolge seit Beginn weg eine «gezielte und diversifizierte Strategie». Denn die Impfstoffentwicklung und -Verfügbarkeit berge viele Unsicherheiten, betont Sprecher Daniel Dauwalder.
«Der Bund führt zum einen direkte Gespräche mit Impfstoffherstellern. Andererseits engagiert er sich auf internationaler Ebene, um für die Schweizer Bevölkerung SARS-CoV-2-Impfstoffe zu sichern.»
Diese Strategie habe sich bewährt, ist das BAG überzeugt. Mit drei Impfstoffherstellern wurden Verträge über gut 15 Millionen Dosen unterzeichnet. Auch habe die Schweiz auf die richtigen Kandidaten gesetzt, argumentiert das Bundesamt. «Pfizer/BioNTech wurde im Dezember 2020 in der Schweiz (als erstes Land weltweit) zugelassen.»
Dass den Kantonen nun aber lediglich ein paar wenige Tausend Dosen zur Verfügung stehen, war gemäss BAG absehbar. Die etappenweise Lieferung «ist aus logistischer und organisatorischer Sicht sinnvoll», argumentiert Dauwalder. Weitere Lieferungen würden demnächst erwartet.
Nächste Impfstoff-Zulassung noch im Januar erwartet
Zur Erinnerung: 70'000 Impfungen pro Tag kündete das BAG anfangs Dezember noch an. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Ein wichtiger Schritt dabei ist die Zulassung weiterer Impfstoffe, insbesondere jener des US-Herstellers Moderna. Die Zulassung wird gemäss Dauwalder noch im Januar erwartet.
Von diesem Impfstoff hat sich die Schweiz 7,5 Millionen Dosen gesichert. Mit den 5,3 Millionen reservierten Dosen von AstraZeneca und den drei Millionen Pfizer/Biontech-Spritzen ergibt das 15,8 Millionen Dosen. Also fast genug, um die ganze Schweizer Bevölkerung mit der benötigten zweifachen Impfung gegen das Coronavirus zu schützen.
Das Ziel des Bundes ist es, 60 Prozent der Bevölkerung eine Impfung zu ermöglichen. «Der Bund ist zudem mit weiteren Impfstoffproduzenten im Gespräch für weitere Beschaffungen», versichert das BAG.