UEK - Auf Augenhöhe mit den Betroffenen von administrativen Versorgungen
Seit 2014 ist die UEK Administrative Versorgungen vom Bundesrat mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Themas der administrativen Versorgung in der Schweiz beauftragt worden.
Im Laufe des Frühlings und Sommers 2019 veröffentlicht die Unabhängige Expertenkommission (UEK) Administrative Versorgungen die Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung. Mit einer Wanderausstellung durch zwölf Schweizer Städte macht sie die Thematik der administrativen Versorgungen zugänglich. Gleichzeitig erscheint die erste von insgesamt zehn Publikationen der UEK. Sie porträtiert Menschen, die von administrativen Versorgungen betroffen waren. Die UEK hat den Anspruch, dass sich die Öffentlichkeit mit der Thematik der administrativen Versorgungen vor 1981 und den Schicksalen der betroffenen Personen auseinandersetzt.
Vor 1981 wurden in der Schweiz eine grosse Zahl von Jugendlichen und Erwachsenen, deren Handeln und Lebensstil aus Sicht der Behörden nicht den damaligen gesellschaftlichen Normen entsprachen, von Verwaltungsbehörden in Anstalten eingesperrt, ohne eine Straftat begangen zu haben. Die Unabhängige Expertenkommission (UEK) Administrative Versorgungen arbeitete dieses vergangene Unrecht im Auftrag des Bundesrates auf. Nun wird die UEK ihre Ergebnisse von März bis September 2019 veröffentlichen. Sie hat den Anspruch, dass sich die Öffentlichkeit mit der Thematik der administrativen Versorgungen und den Schicksalen der betroffenen Personen auseinandersetzt. Den Auftakt der Veröffentlichungen ihrer Ergebnisse stellt ein Porträtband dar, in dessen Zentrum die Menschen stehen, die von administrativen Versorgungen und anderen fürsorgerischen Zwangsmassnahmen betroffen waren. Gleichzeitig lanciert die UEK eine Wanderausstellung, welche die Geschichte der administrativen Versorgung in die Öffentlichkeit trägt.
Einblicke in die administrativen Versorgungen
Die Ausstellung macht vom 11. März bis zum 3. Juni 2019 in zwölf Schweizer Städten Halt. Der Ausstellungspavillon ist jeweils während einer Woche an zentralen Plätzen kostenlos zugänglich. Der begehbare Pavillon bietet mit verschiedenen thematischen Stationen Einblicke in die administrativen Versorgungen, stellt die involvierten Akteure vor und erklärt die Motive, die hinter dieser Art von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen standen. Die Ausstellung zeigt grossformatige Bilder, Texte und Illustrationen. Im Pavillon wird wechselndes Quellenmaterial präsentiert, das regionale Bezüge herstellt. Besucherinnen und Besucher haben ausserdem die Möglichkeit, über QR-Codes direkt auf die Inhalte der Webseite der UEK zuzugreifen, wo sie sich vertieft mit dem Thema auseinandersetzen können (www.uek-av.ch/ausstellung).
Parallel zur Ausstellung finden bei jedem Halt verschiedene Veranstaltungen statt. In Zusammenarbeit mit lokalen Kulturbetrieben werden thematische Filmvorführungen, Vorträge und Diskussionen sowie Führungen durch die Räumlichkeiten ehemaliger Anstalten organisiert. Als erstes macht die Ausstellung vom 11. bis 18. März 2019 Halt auf dem Berner Casinoplatz. Am 12. März wird in der Kinemathek Lichtspiel die Verfilmung von Friederich Glausers viertem Wachtmeister-Studer-Roman "Der Chinese" gezeigt, der auch den Vollzug der administrativen Versorgung thematisiert. Ein Mitglied der UEK gibt eine Einführung zum Film, im Anschluss findet eine Diskussion statt.
Die Gesichter der betroffenen Personen
Die UEK beginnt die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse mit dem Porträtband "Gesichter der administrativen Versorgung. Porträts von Betroffenen". Im Zentrum dieser ersten von insgesamt zehn Publikationen stehen die Menschen, die von administrativen Versorgungen betroffen waren. Über 60 betroffene Personen sind porträtiert: Einerseits in Form von Schwarz-weiss-Porträts des Fotografen Jos Schmid, andererseits in kurzen biografischen Texten, welche die Autorinnen und Autoren der UEK aufgrund mündlicher oder schriftlicher Quellen verfassten. Die biografische Annäherung zeigt, wer die Menschen sind, die von administrativen Versorgungen betroffen waren. Gleichzeitig verdeutlichen die konkreten Erfahrungen der Porträtierten das Wesen dieser Zwangsmassnahmen und deren einschneidende Wirkung auf ihr Leben. In diesem Sinne verweist der Porträtband zudem auf die weiteren wissenschaftlichen Publikationen der UEK, in denen der Perspektive der betroffenen Personen stets ein grosser Stellenwert beigemessen wird.
In den Monaten Mai bis Juni 2019 veröffentlicht die UEK acht weitere Publikationen mit den Erkenntnissen ihrer Arbeit. Diese Bände sind verschiedenen Fragestellungen gewidmet wie beispielsweise den gesetzlichen Grundlagen, den quantitativen Dimensionen der administrativen Versorgungen oder der Anstaltspraxis. Im September 2019 wird die UEK schliesslich ihren Synthesebericht mit Empfehlungen an den Bundesrat veröffentlichen.
Nachhaltige Rehabilitierung der betroffenen Personen
Die Pädagogische Hochschule Bern erarbeitete in Zusammenarbeit mit der UEK ausserdem mehrere didaktische Ideensets. Dieses Unterrichtsmaterial bietet Lehrerinnen und Lehrern von der Primar- bis zur Gymnasialstufe die Möglichkeit, das Thema der administrativen Versorgung mit ihren Schülerinnen und Schülern zu bearbeiten. Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der administrativen Versorgungen im Unterricht soll einen Beitrag zur nachhaltigen Rehabilitierung der betroffenen Personen leisten.