Vorgezogener Ständeratswahlkampf im Kanton St. Gallen
Die FDP will ihren Sitz verteidigen, die SVP mischt mit, die Grünen sind dabei sowie drei Aussenseiter. Erwartet wird ein zweiter Wahlgang.
Kaum war Karin Keller-Sutter im Dezember in den Bundesrat gewählt, meldete die CVP ihre Ambitionen auf den frei gewordenen Ständeratssitz an. Kurz darauf nominierte sie den 51-jährigen Regierungsrat Benedikt Würth. Der Finanzchef, der seine Bundesrats-Ambitionen zurückstellen musste, ist unter anderem als Präsident der Konferenz der Kantonsregierungen in Bern gut vernetzt.
Für die CVP geht es darum, den 2011 an Paul Rechsteiner (SP) verlorenen Sitz im Ständerat zurückzuerobern. Dies ist aber im Moment nur auf Kosten der FDP möglich - und die Partei von Karin Keller-Sutter will ihren Sitz verteidigen. Sie setzt dabei auf die 52-jährige Anwältin Susanne Vincenz-Stauffacher.
FDP mit Frauenkandidatur
Sie sitzt zwar erst seit dem Sommer im Kantonsrat, engagiert sich aber schon länger in der FDP - wenn auch nicht in vorderster Reihe. Unter anderem war sie früher Vize-Parteipräsidentin der FDP-Kantonalpartei. Vincenz-Stauffacher engagierte sich als Präsidentin der Frauenzentrale, als Ombudsfrau Alter und Behinderung und für die Opferhilfe.
Die SVP ist die Partei mit dem grössten Wähleranteil im Kanton St. Gallen. Sie versuchte bereits mit den Nationalräten Toni Brunner und Thomas Müller einen Ständeratssitz zu erobern. Nun tritt sie mit dem 26-jährigen Mike Egger an, der nach sieben Jahren im Kantonsrat in der laufenden Frühlingssession für Toni Brunner in den Nationalrat nachrutschte.
Die Partei hat bereits angekündigt, dass Egger bei einem Misserfolg am 10. März bei den regulären Ständeratswahlen im Herbst nochmals antreten wird. Als Nebeneffekt der Kampagne soll er im Kanton besser bekannt werden und sich so seinen Sitz im Nationalrat sichern.
Nur wenig bekannt ist der Kandidat der Grünen, Patrick Ziltener. Der 52-Jährige ist Soziologieprofessor und Privatdozent unter anderem an der Universität St. Gallen. Ziltener engagierte sich bereits früher für die Grünen, hatte aber noch nie ein politisches Amt inne.
Zweiter Wahlgang im Mai
Weiter treten drei Kandidierende an, die keiner Partei angehören: Sarah Bösch hat früher für die SVP in Wil politisiert, Andreas Graf kandidierte nach seinem Austritt bei den Grünen bei den letzten Regierungsratswahlen. Alex Pfister ist ein ehemaliges Mitglied der BDP.
Bei der Ausgangslage mit einem Regierungsrat mit hohem Bekanntheitsgrad, einer Frauenkandidatur der FDP, die wegen ihres sozialen Engagements auch für Linke wählbar ist sowie einem Kandidaten von der SVP mit ihrer grossen Wählerschaft scheint ein zweiter Wahlgang wahrscheinlich. Er fände am 19. Mai statt.