Assistenzsysteme: Was können sie wirklich?

Axel Linther
Axel Linther

Bern,

Einige Assistenzsysteme sind bereits Pflicht in Neuwagen, einige kosten saftige Aufpreise. Doch was können die Systeme wirklich?

Assistenzsysteme ACC LDW Notbremsassistent
Immer mehr Assistenzsysteme halten Einzug in die Autos, doch was können sie wirklich? - GO! Mobilitätsmagazin

Das Wichtigste in Kürze

  • Notbremsassistent ab 2022 in Europa Vorschrift bei Neuwagen
  • Viele Assistenten zählen in die Euro-NCAP Sicherheitsbewertung
  • Statistisch helfen die Systeme der Verkehrssicherheit stark

Seit Jahren sind Assistenzsysteme in diversen Varianten auf dem Vormarsch. Nicht nur als Sicherheitsmerkmale, sondern vor allem auch für den Fahrkomfort. Doch die Systeme sind aufwändig und teuer, weshalb sie noch nicht in allen Klassen verfügbar sind. Wir stellen die wichtigsten Systeme vor und klären was sie wirklich können.

Notbremsassistent

Notbremsassistent Euro-NCAP Assistenzsysteme
Der Notbremsassistent ist eines der Assistenzsysteme die bald Vorschrift werden - GO! Mobilitätsmagazin

Ein Notbremsassistent ist eines der vorausschauenden Assistenzsysteme, das bei Gefahr den Fahrer warnt, eine Notbremsung unterstützt oder selbsttätig bremst. Dies soll die Kollision mit einem Hindernis vermeiden oder die Kollisionsgeschwindigkeit herabsetzen.

Der Notbremsassistent funktioniert in der Regel mit einer Kamera oder einem Radarsensor an der Fahrzeugfront zur Abstandsmessung. Zusammen Lenkwinkel, Lenkradwinkel und Pedalstellungen können Gefahrensituation oder kritische Fahrzustände erfasst werden. Der Notbremsassistent ist eines der Assistenzsysteme, die ab 2022 in der EU für Neuwagen zur Vorschrift werden.

Die meisten Systeme funktionieren bei Tageslicht sehr gut. Schwierig wird es bei schlechten Witterungsbedingungen und unklaren Situationen. Etwa bei versetzt fahrenden Fahrzeugen oder bei der Erkennung von Fahrzeugen und Personen. Gerade die günstigen kamerabasierten Systeme haben hier mitunter Schwächen.

Spurhalteassistent

Assistenzsysteme ACC
Der Spurhalteassistent arbeitet aktiv oder passiv, aber meist immer mit einer Kamera in der Nähe des Innenspiegels - GO! Mobilitätsmagazin

Der Spurhalter ist eines der Assistenzsysteme von dem es diverse Varianten gibt. In der simplen Variante handelt es sich um eine Spurverlassenswarnung. Hierzu greift das Auto ebenfalls auf Kameradaten zurück. Es scannt die Strasse konstant nach den Leitlinien ab und warnt den Fahrer beim Überfahren oder einem drohenden Überfahren.

Ob die Warnung dabei akustisch oder auch haptisch mit einem vibrierenden Lenkrad oder Sitz geschieht, ist unterschiedlich. In jedem Fall haptisch spürbar ist der aktive Spurhalteassistent, denn er greift in die Lenkung ein. Erkennen diese teureren Systeme das Verlassen der Spur lenken sie selbständig zurück.

Eine weitere Variante ist die Spurhalteunterstützung, die das Fahrzeug nicht nur zurücklenkt, sondern konstant mittig in der Spur hält. Meist kommt dieses System in Kombination mit den Abstandsassistenten bei Stauassistenten oder Autopilot-Systemen zum Einsatz.

Generell sind Spurhalteassistent sehr funktional. Man muss allerdings wissen um welches System es sich im eigenen Fahrzeug handelt. Nur dann kann man sich richtig darauf einstellen. Besonders in Baustellen mit diversen Markierungen auf der Strecke tun sich die Systeme noch sehr schwer.

Und auch wenn manchen Hersteller ihre Systeme bereits Autopilot nennen und sie in vielen Situationen gut funktionieren: Vorsicht! Denn gerade der aktive Spurhalteassistent kann durch eine Fehlinterpretation der Situation und einen falschen Lenkeingriff für Überraschungen sorgen. Besonders hier sollte der Fahrer auch bei aktivem System jederzeit aufmerksam und eingriffsbereit sein.

Abstandsassistent

Assistenzsysteme LDW Spurhalteassistent
Viele Assistenzsysteme wie auch der Abstandsassistent zeigen ihre Funktion in digitalen Grafiken an - GO! Mobilitätsmagazin

Das meist ACC, für „adaptive cruise control“, genannte aktive Tempomat ist eines der Assistenzsysteme, die für grösseren Komfort sorgen. Mittels eines Radarsensors wird der Abstand und die Geschwindigkeit des Vorausfahrenden erfasst und das eigene Tempo entsprechend eingeregelt. Besonders auf langen Autobahnfahrten und in Situationen mit wenig flüssigem Verkehr spielt der Abstandsassistent seine Stärken aus.

Dabei gibt es auch hier eine Fülle verschiedener Funktionen. Günstige Systeme funktionieren auf Grund von Radarreichweite und Rechenleistung meist nur bis 180km/h. Aufwändigere Varianten, meist mit mehreren Radarsensoren und Kameraunterstützung, funktionieren auch bis 250km/h. Sie können oft auch Wiederanfahren, etwa im Stau.

Sollte der Verkehr also zum Stillstand kommen, dann fährt der Abstandsassistent selbsttätig wieder an wenn der Vordermann losfährt. Der Zeitintervall in dem das System aktiv bleibt ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich, meist allerdings nur wenige Sekunden.

Besonders die hochwertigen Systeme funktionieren heute mehr als zufriedenstellend. In Kombination mit Kameras erkennen sie sogar ein blinkendes Fahrzeug, dass in die eigene Spur wechseln wird. Der Abstandsassistent verringert hier schon das eigene Tempo, bevor das Hindernis überhaupt auftritt.

Fazit: Lernen sie ihre Assistenzsysteme kennen

Das Wichtigste für alle Assistenzsysteme ist allerdings der vertraute Umgang mit ihnen. Nur wer die Funktionen seines Autos kennt und richtig einschätzen kann, kann entlastet werden. Aufmerksam bleiben muss man dennoch jederzeit, denn es handelt sich eben um Assistenzsysteme und keine Autonomie. Wer das bedenkt, dem kann die teure Technik bei so mancher gefährlicher Situation beistehen.

Im Video sehen sie die aktuellen Systeme und ihre Reaktionen noch einmal zusammengefasst:

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