Nio ET7: chinesische E-Limousine wird Branchen-Benchmark
Der Nio ET7 ist das, was die angekündigten Modelle der deutschen Hersteller gerne wären: das beste Elektroauto der Welt.
Das Wichtigste in Kürze
- 5,10m lange Elektro-Luxuslimousine
- Drei Batterien mit 70kWh, 100kWh und 150kWh für bis zu 1‘000km Reichweite
- Fortschrittlichste Sensor- und Hardware-Technik fähig für autonomes Fahren
- Bestellbar ab sofort, Auslieferungen noch in diesem Jahr
Die Schlagzeile „Tesla-Killer“ liest sich gut, sie wird deshalb gerne geschrieben. Vor allem die deutschen Hersteller freuen sich über dieses Attribut. Schliesslich wollen sie nichts mehr, als dem amerikanischen Startup die Stirn bieten. Doch dem wertvollsten Autohersteller der Welt treten nun vor allem die Chinesen entgegen.
Beinahe täglich vermelden immer neue Unternehmen aus der Volksrepublik, dass sie bahnbrechende E-Modelle auf den Markt bringen. Viele muss man allerdings nicht sehr ernst nehmen, denn auch in China gelten zumindest teilweise die Regeln des Marktes. Entsprechend sind viele der angekündigten Modelle klassische Startup-Papiertiger. Mit dem neuen Nio ET7 ist das allerdings anders.
Der Nio ET7 ist nicht nur ein Tesla-Killer, er ist generell Spitzenreiter
Zwar hatte Nio im vergangenen Jahr mit gehörigen finanziellen Turbulenzen zu kämpfen, doch man hat es geschafft. Und mit dem Nio ET7 kommt nun nicht nur das fünfte Modell auf den Markt, sondern auch das bislang beste. Denn die über fünf Meter lange Elektro-Luxuslimousine ist vollgepackt mit feinster Technologie.
Den Beginn macht die Batterie, sicher das wichtigste Merkmal bei einem Elektroauto. Es wird den Nio ET7 mit drei Varianten geben. Den Einstieg markiert ein 70kWh-Pack, dann kommt ein 100kWh-Pack und die Spitze markiert ein 150kWh-Pack. Besonders spannend: der 1‘000km-150er-Akku wird eine sogenannte Festkörperbatterie sein.
Damit ist Nio der erste Hersteller, der eine solche „solid state battery“ in den Automobilsektor bringt. Toyota will in diesem Jahr immerhin einen Prototyp auf die Beine stellen. VW hat sich mit QuantumScape in einen Festkörperbatterie-Startup eingekauft. Tesla will noch nichts von „SSBs“ wissen und setzt weiterhin auf klassische Zellchemie.
Die erste Festkörperbatterie in der Automobil-Grosserie
Angetrieben werden alle Nio ET7 von zwei Motoren. Einer 180kW Permanentmagnet-Maschine an der Vorderachse und einem 300kW-Induktionsmotor hinten. In Summe gibt es also 653PS und 850Nm. Das reicht für eine Sprintfähigkeit auf 100km/h in nur 3,9 Sekunden, trotz des heftigen Leergewichts von über zwei Tonnen.
Doch es geht bei der chinesischen Luxuslimousine nicht um den Sprint, sondern um den Langstreckenkomfort. Edle Interieurmaterialien, ein durchgehendes Glasdach und ein Soundsystem mit 23 Lautsprechern sorgen für tolles Ambiente. Versteckte Lüftungsdüsen, ein intelligenter Sprachassistent und alle sonstigen Infotainment-Spielereien verstehen sich von selbst.
Das Interieur als Wohlfühloase
Richtig krachen lässt es der Nio ET7 allerdings mit seiner „Aquila“ Nio Autonomous Driving-Technologie. Nicht weniger als 33 Sensoren kümmern sich um die Abtastung der Fahrzeugumgebung. Es gibt elf Kameras, einen Lidar-Sensor, Differential-GPS, fünf Radaraugen und eine Horde Ultraschallsensoren. Das Ganze wird von einem Nvidia-Supercomputer gemanaged.
Gleich vier zusammengeschaltete „Drive Orin“-Einheiten des Computerspezialisten sorgen für die gigantischste Rechenleistung, die je in ein Auto gebaut wurde. 48 CPU-Kerne können die bis zu acht Gigabyte Sensordaten pro Sekunde in Echtzeit auswerten. Insgesamt sind 1‘016 TOPS (tera operations per second möglich) – das entspricht der siebenfachen Rechenleistung der aktuellen Tesla Autopilot-Generation. Der "Full-Self-Driving"-Autopilot 3 schafft gerade einmal 144 TOPS.
Bestellbar ist der Nio ET7 in China ab sofort, die Auslieferungen sollen noch in diesem Jahr starten. Die Preise beginnen bei umgerechnet 61‘500 CHF für den 70er ET7 und 70‘000 CHF für das 100kWh-Modell. Die Preise für das Topmodell sind noch nicht bekannt.