«Hurried Child Syndrome»: Wenn Kinder zu schnell erwachsen werden

Kiran Iqbal
Kiran Iqbal

Bern,

Ein zu voller Terminkalender und Erwartungsdruck schaden Kindern und ihrer Entwicklung. Experten sprechen vom «Hurried Child Syndrome».

Mutter und Tochter
Viele Kinder müssen lernen, früh erwachsen zu werden. Oft ist Überlastung die Folge. - Depositphotos

Kinder, die viel zu schnell erwachsen werden müssen, sind keine Seltenheit. Das Phänomen ist in Expertenkreisen bekannt unter dem Begriff «Hurried Child Syndrome».

Was früher vielleicht nur in Ausnahmefällen vorkam, ist heute eine weit verbreitete Problematik, die eng mit gesellschaftlichem Leistungsdruck und überhöhten Erwartungen verbunden ist.

Wo Kinder zu früh nicht mehr Kinder sein dürfen, leiden sie – oft mit langfristigen Folgen.

Frühkindliche Überforderung: Ein wachsendes Problem

Das «Hurried Child Syndrome» beginnt in vielen Fällen schon im Vorschulalter. Eltern würden es als notwendig ansehen, ihre Kinder in verschiedenen Bereichen zu fördern, um ihnen die besten Chancen für die Zukunft zu bieten, erläutern Experten.

Trauriges Mädchen auf einer Treppe
Soziale Ängste und Stress sind Anzeichen dafür, dass Kinder sich unter Druck gesetzt fühlen. - Depositphotos

Dies sei zwar ein positiver Gedanke. Aber Kinder, die ständig in strukturierte Aktivitäten eingebunden seien, hätten weniger Zeit für freies Spiel und für die Entwicklung von sozialen und emotionalen Fähigkeiten.

Der Fokus auf frühe Leistungen und Erfolge setzt Kinder demnach einem Druck aus, der für ihr emotionales Gleichgewicht schädlich sein kann. Stress, Ängste und Überforderung sind oft die Folgen, wenn Kinder in einem Umfeld aufwachsen, das sie ständig bewertet und vergleicht.

Wie man dem «Hurried Child Syndrome» entgegenwirkt

Um das «Hurried Child Syndrome» zu vermeiden, ist es wichtig, dass Eltern ihren Kindern mehr Raum für freies Spielen und Erholung geben. Kinder brauchen die Möglichkeit, sich ohne festen Plan auszuprobieren.

Das fördert nicht nur die Kreativität, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein und die emotionale Resilienz. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Eltern ihre eigenen Ängste hinterfragen sollten.

Vater und Sohn
Idealerweise hinterfragen Eltern ihre eigenen Erwartungen, um den Nachwuchs nicht zu überfordern. - Depositphotos

Oft fühlen sie sich selbst durch gesellschaftliche Erwartungen unter Druck gesetzt und übertragen diese dann auf ihre Kinder. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass die Kindheit eine Zeit des Lernens, Wachsens und Experimentierens ist – und dass Kinder nicht ständig gepusht werden müssen, um irgendwann erfolgreich zu sein.

Warnsignale: Wann das Kind zu viel Druck spürt

Es gibt einige Hinweise, die erkennen lassen, dass ein Kind unter zu viel Druck leidet. Dazu gehören gesteigerte Ängste, Schlafprobleme und häufige Krankheitsbeschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen.

Auch ein allgemeines Desinteresse an Aktivitäten zählt dazu. Wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, sich zu konzentrieren, oder sich explizit überfordert fühlt, sollten Eltern aufmerksam werden.

Und spätestens dann, wenn Perfektionismus, ständige Sorgen über bevorstehende Prüfungen oder sportliche Leistungen den Alltag prägen und das Kind sich gegebenenfalls sogar von Freunden oder sozialen Aktivitäten zurückzieht, ist Handlungsbereitschaft vonseiten der Verantwortlichen gefragt.

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Kommentare

User #4128 (nicht angemeldet)

Nicht nur das. Eltern lassen zu viel die Kinder entscheiden. Die Kinder sind nicht das Universum. Sie brauchen Leitlinien, sonst kommen sie raus wie der Multizser Mäährdicin.

User #4784 (nicht angemeldet)

Die Wirtschaft und das immer Höher, Weiter und Mehr wills ja so.

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