Handysucht: Gibt es eine Abhängigkeit vom Smartphone?
Das Wichtigste in Kürze
- Forscher glauben, dass eine Abhängigkeit möglich ist.
- In einer Studie wurden Veränderungen im Gehirn beobachtet.
- Dahinter stehen möglicherweise Depressionen und Ängste.
Die ganze Welt klebt am Smartphone. Dieser Eindruck lässt sich im öffentlichen Raum bestätigen. Ist das Gerät einmal nicht zur Hand, bricht schnell Panik aus.
Die englische Sprache hat dafür schon den Begriff Nomophobia erfunden: No Mobile Phone Phobia. Doch ab wann ist die Beschäftigung mit dem Handy krankhaft?
Keine offizielle Einstufung als Krankheit
Bislang hat die Handysucht noch keinen offiziellen Status wie die Online-Spielsucht, die im Internet als Gaming Disorder gelistet ist.
Die Symptome gleichen sich jedoch. Eine Unfähigkeit, das Gerät aus der Hand zu legen und die ständige Angst, etwas zu verpassen.
Handyspiele sind bewusst so konstruiert, dass das nächste Level stets in Reichweite scheint. Beim Erreichen wird Dopamin ausgeschüttet und löst ein kurzes Glücksgefühl aus.
Auch die Sozialen Medien mit ihrem Dauerfeuer an Neuigkeiten und Apps mit Ihren Push-Nachrichten tragen zur Handysucht bei.
Handysucht: Koreanische Studie deckt Gehirnveränderungen auf
Was wirklich im Gehirn abläuft, haben Forscher der Korea University erkundet. Sie untersuchten die Gehirne von Jugendlichen, die ständig mit ihren Smartphones beschäftigt waren.
Dabei stellten sie fest, dass sich die Neurotransmitter Glutamat und Gama-Aminobuttersäure (GABA) verändert hatten.
Ein Ungleichgewicht der beiden Botenstoffe kann zu Angstzuständen und Depressionen führen. Eine Vergleichsgruppe, die als nicht-süchtig eingestuft wurde, zeigte tatsächlich weniger Ängste und depressive Verstimmungen.
Doch was genau dieses Ungleichgewicht herbeiführt, ist unklar. Immerhin: Nach einigen Wochen Handy-Entzug normalisierten sich die Botenstoffe wieder.
Anzeichen für Handysucht erkennen
Doch woran lässt sich nun eigentlich erkennen, ob die Schwelle zur Sucht überschritten ist? Experten haben einige Anzeichen zusammengestellt. Diese gleichen den Anzeichen für andere Süchte, zum Beispiel Nervosität und Unruhe, wenn das Suchtmittel fehlt.
Fällt es Ihnen schwer, das Smartphone einmal eine Stunde zu ignorieren? Geraten Sie in Panik, wenn Sie das Handy einmal zu Hause vergessen haben? Dies sind eindeutige Anzeichen für eine Sucht.
Ein weiteres Symptom ist die Vernachlässigung anderer Aktivitäten. Sagen Sie Freunden ab, weil Sie lieber im Internet spielen? Schlafen Sie zu spät ein und wachen zwischendurch auf, weil Sie unbedingt wissen müssen, was bei Twitter los ist?
Spätestens wenn der Partner Umzugskartons ins Haus trägt oder der Chef mit der Kündigung droht, sollten Sie Ihr Verhalten überprüfen.
Keine Pathologisierung des Smartphones
Eine Umfrage ergab, dass in der Schweiz etwa ein Prozent der Bevölkerung als «problematische Nutzer» eingestuft werden. Jugendliche sind häufiger betroffen als Erwachsene.
Von einer grassierenden Smartphone-Sucht in der Bevölkerung kann also nicht die Rede sein.
Wenn die Geräte in der Öffentlichkeit allgegenwärtig scheinen, dann auch, weil sie viele Funktionen verbinden.
Der eine hat früher die Zeitung im Zug gelesen, der andere Musik per Walkman gehört, der dritte Notizen gemacht. All dies geschieht heute mit dem Smartphone.
Digital Detox: So gelingt Ihnen der Abstand vom Handy
Fühlen Sie sich selbst nicht mehr wohl mit Ihrer Smartphone-Nutzung, versuchen Sie einmal, es mehrere Stunden lang zu ignorieren.
Lassen Sie es im Haus, während Sie sich mit einem Buch in die Sonne setzen. Lassen Sie es zu Hause, wenn Sie spazieren gehen.
Fällt Ihnen dies schwer, können Sie nachhelfen. Es gibt eine ganze Reihe Apps, mit denen Sie Ihr Smartphone zeitweise sperren können. Empfehlenswert ist die deutsche App Offtime (iOS und Android), die auch mit mehreren Leuten geteilt werden kann.
Die App Space (iOS und Android) fragt jedes Mal nach, warum Sie das Handy gerade brauchen. Damit hilft sie Ihnen zu erkennen, wie häufig Sie das Gerät eigentlich grundlos in die Hand nehmen.