Hormoneller Haarausfall bei Frauen und seine Ursachen
Das Wichtigste in Kürze
- Hormoneller Haarausfall tritt vor allem in den Wechseljahren auf.
- Er ist nicht mit genetisch anlagebedingtem Haarausfall zu verwechseln.
- Bei richtiger Diagnosestellung lässt sich der Haarausfall gut behandeln.
Es ist normal, dass täglich mehrere Haare bei Kämmen oder Bürsten verloren gehen. Die menschlichen Haare haben eine begrenzte Lebensdauer und wachsen immer wieder neu. Erst wenn Sie täglich ganze Haarbüschel in der Bürste finden oder das Kopfhaar deutlich lichter wird, besteht Anlass zur Sorge. Haben sich einmal kahle Stellen gebildet, spricht die Medizin von «Alopezie».
Rund zwei Drittel der Männer sind früher oder später von Alopezie betroffen. Oft beginnt es mit den berüchtigten Geheimratsecken an den Schläfen und setzt sich dann am Hinterkopf fort. Frauen bleiben von echter Alopezie meist verschont. Bei ihnen lichtet sich das Haar eher am Scheitel und wird merklich dünner. Dafür leiden Frauen häufiger unter diffusem Haarausfall. Diffus bedeutet in diesem Fall, dass kein eindeutiger Grund vorliegt und der Arzt Ursachenforschung betreiben muss.
Hormone als Ursache für Haarausfall
Bei männlicher androgenetischer Alopezie liegt eine Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegen das männliche Geschlechtshormon Dihydrotestosteron (DHT) vor. Auf Frauen lässt sich dies nicht ohne Weiteres übertragen. So liegen die Gründe für erbliche Alopezie bei Frauen bis heute im Dunkeln. Vermutet wird eine verminderte Aktivität des Enzyms Aromatase. Dieses verwandelt männliche Hormone in weibliche Hormone (Östrogene). Ist es nicht aktiv genug, kommt es zur gleichen Überempfindlichkeit gegenüber DHT wie bei Männern.
Doch auch wenn das Enzym seine Arbeit normal verrichtet, kann es zu hormonell bedingtem Haarausfall kommen. Der Körper der Frau macht starke hormonelle Schwankungen während der Pubertät, bei Schwangerschaften und in den Wechseljahren durch. Auch die Anti-Baby-Pille kann den Hormonspiegel beeinflussen. Wurde sie beispielsweise abrupt abgesetzt, weil ein Kinderwunsch besteht, wird es einige Wochen dauern, bis sich der Hormonspiegel beruhigt hat.
Während einer Schwangerschaft bildet der Körper überdurchschnittlich viel Östrogen. Dies ist der Grund, warum viele Frauen während dieser Zeit scheinbar strahlen und besonders üppiges glänzendes Haar haben. Sinkt der Östrogenspiegel nach der Geburt, macht sich dies nicht zuletzt durch das wieder dünner werdende Haar und Haarausfall bemerkbar.
Haarausfall während der Wechseljahre
Besonders häufig tritt hormoneller Haarausfall während der Wechseljahre auf. Der Körper macht in dieser Zeit besonders grosse Veränderungen durch und produziert immer weniger Östrogen. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn sich in dieser Zeit erstmals erblich bedingte androgene Alopezie bemerkbar macht. Ein direktes Heilmittel gibt es nicht. Viele Frauen setzen auf eine Hormontherapie zur Bewältigung der Wechseljahre.
Wer auf künstliche Hormone verzichten will, kann es mit pflanzlichen Hormonen versuchen. Diese sogenannten «Phytohormone» stecken in zahlreichen Pflanzenarten wie Scharfgarbe, Traubensilberkerzen, Bockshornklee, Hopfen und Passionsblume. In den Drogerien und im Fachhandel sind verschiedene Mischungen und Elixiere erhältlich.
Pferdeschwanz führt zu Haarausfall
Allerdings kann es noch viele andere Gründe für Haarausfall bei Frauen geben, die der Arzt zuerst ausschliessen muss. So kann das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) dahinterstecken. Dabei produziert der Körper zu viele männliche Geschlechtshormone. Zu den nicht-hormonellen Ursachen gehören Schilddrüsenüber- und Unterfunktionen und Stoffwechselstörungen. Auch bei einer Mangelernährung, zum Beispiel durch falsche und ungesunde Diäten, kann der Körper mit Haarausfall reagieren.
Nicht zuletzt brocken sich manche Frauen das Problem selbst ein: Wer täglich einen straff nach hinten gekämmten Pferdeschwanz oder Haarknoten trägt, strapaziert die Haarwurzeln enorm. Meist tritt der Haarverlust dann an den Schläfen auf. Die Medizin spricht von mechanisch bedingtem Haarausfall oder Traktionsalopezie. Also lieber häufiger das Haar offen lassen.