Ihr Partner trinkt zu viel Alkohol? So sprechen Sie darüber

Mirjam Walser
Mirjam Walser

Bern,

Wer zu viel Alkohol konsumiert, kann sich oft nicht mehr alleine von seinem Problem lösen. Ein Gespräch mit dem Partner kann ein erster Schritt sein.

Ein Paar
Den zu hohen Alkoholkonsum des Partners anzusprechen, ist gar nicht so einfach. - Pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Alkoholproblem des Parters anzusprechen, ist nicht einfach.
  • Schaffen Sie eine entspannte Atmosphäre und vermeiden Sie Vorwürfe.
  • Nur eine respektvolle und unterstützende Kommunikation kann zum Nachdenken anregen.
  • Wird das Problem zum ersten Mal angesprochen, wird es nicht zur sofortigen Lösung kommen.

Alkohol ist in vielen Kulturen und Gesellschaften ein fester Bestandteil des geselligen Zusammenlebens. Hin und wieder ein Glas – oder mehrere – zu trinken, ist eigentlich kein Problem.

Doch wenn der Konsum übermässig wird, kann dies zu Schwierigkeiten im Alltag und innerhalb einer Beziehung führen. Für Menschen, die zu viel trinken, wird der Alltag zur Herausforderung, denn der übermässige Konsum muss ständig versteckt werden. Lügen und leere Versprechungen sind an der Tagesordnung.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass der Alkoholkonsum Ihres Partners problematisch geworden ist, sind Sie möglicherweise besorgt und unsicher, wie Sie dieses Thema ansprechen sollen.

Wir geben Tipps und Strategien, um ein gutes Gespräch mit Ihrem Partner über seinen Alkoholkonsum zu führen.

Eine gute Zeit und Umgebung wählen

Um ein offenes und ehrliches Gespräch zu ermöglichen, sollte die richtige Umgebung gewählt werden. Suchen Sie nach einem ruhigen Ort, an dem Sie ungestört sprechen können und vermeiden Sie Ablenkungen wie laute Musik oder andere Personen, die mithören könnten.

Bier
Hin und wieder Alkohol zu trinken, ist kein Problem. Nur wenn der Konsum ausartet, sollten Massnahmen ergriffen werden. - Pexels

Der richtige Zeitpunkt ist ebenfalls wichtig. Versuchen Sie, das Gespräch zu führen, wenn Ihr Partner nüchtern ist und genügend Zeit hat, um sich auf das Thema einzulassen. Schaffen Sie eine Atmosphäre, in der sich alle wohlfühlen. Vielleicht kochen Sie etwas, das Ihr Partner besonders mag? Eine Flasche Alkohol sollte aber nicht unbedingt geöffnet werden.

Auf Ihre eigene Denk- und Sichtweise achten

Bevor Sie das Gespräch beginnen, reflektieren Sie über Ihre eigenen Gedanken und Gefühle zum Thema Alkoholkonsum.

Stellen Sie sich folgende Fragen: Wie empfinde ich den Alkoholkonsum meines Partners? Inwiefern beeinflusst sein Verhalten unsere Beziehung? Welche Veränderungen würde ich mir wünschen?

Schreiben Sie sich diese Gedanken vorher auf. Wichtig: Es geht nicht darum, den Partner bloss zu stellen und sein Fehlverhalten zu verurteilen. Nehmen Sie Ihre eigene Perspektive ein und versuchen Sie darzulegen, was übermässiger Alkoholkonsum für Sie bedeutet und weshalb er Ihnen Sorgen bereitet.

Eine respektvolle und unterstützende Kommunikation

Ein offenes und konstruktives Gespräch über Alkoholkonsum kann nur gelingen, wenn beide Partner respektvoll miteinander umgehen. Achten Sie darauf, Ihren Partner nicht anzugreifen oder Vorwürfe zu machen, sondern sprechen Sie aus Ihrer Ich-Perspektive. Oftmals erkennen Betroffene nicht, dass sie ein Alkoholproblem haben. Vorwürfe werden daher nicht zielführend sein.

Ein Paar
In einer entspannten Atmosphäre lässt es sich leichter sprechen. - Pexels

Beispielsweise könnten Sie sagen: «Mir ist aufgefallen, dass du in letzter Zeit häufiger trinkst, und das macht mir Sorgen.» Legen Sie dann dar, was genau Ihnen Sorgen bereitet.

Eine Aussage wie «Du trinkst immer mehr und vermasselst alles!» wird sofort eine Abwehrhaltung provozieren.

Die richtigen Worte finden

Achten Sie bei der Wahl Ihrer Worte darauf, dass sie nicht abwertend oder herablassend klingen. Vermeiden Sie beispielsweise Begriffe wie «Säufer» oder «alkoholabhängig», sondern sprechen Sie von einem «problematischen Alkoholkonsum» oder einer «Reihe von Verhaltensweisen», die Ihnen Sorgen bereiten.

Aktives Zuhören

Ein Gespräch ist keine Einbahnstrasse. Geben Sie Ihrem Partner genügend Raum, um seine oder ihre Gedanken und Gefühle zum Thema Alkoholkonsum zu äussern.

Üben Sie aktives Zuhören, indem Sie den Partner einfach nur reden lassen. Fragen Sie am Ende nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Fassen Sie die Aussagen Ihres Gegenübers zusammen, um sicherzustellen, dass Sie ihn richtig verstanden haben.

Wenn der Partner seine Gedanken in zusammengefasster Version hört, kann er nochmals korrigieren, wenn etwas nicht richtig angekommen ist.

Nicht auf eine sofortige Lösung drängen

Es ist unwahrscheinlich, dass ein einzelnes Gespräch alle Probleme im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum lösen wird. Es ist jedoch ein erster Schritt, um das Thema anzusprechen und seinen Stellenwert innerhalb der Beziehung zu erkennen.

Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr Partner sofort sein Verhalten ändert, sondern signalisieren Sie Ihre Bereitschaft, gemeinsam an einer Verbesserung der Situation zu arbeiten.

Ein Paar
Zu hoher Alkoholkonsum kann in einer Partnerschaft auch zu viel Streit und Enttäuschungen führen. - Pexels

Geben Sie dem Partner das Gefühl, dass Sie ein Team sind. Der Feind ist nicht der Partner mit seinem Problem, sondern der Alkoholkonsum, den es gemeinsam zu bekämpfen gilt.

Mögliche nächste Schritte besprechen

Sie können Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin vorschlagen, gemeinsam über mögliche Strategien zur Reduktion des Alkoholkonsums nachzudenken. Hierbei kann es hilfreich sein, konkrete Vorschläge zu machen.

Schlagen Sie dem Partner gemeinsame Aktivitäten vor, bei denen Alkohol nicht vorkommt. Der Betroffene muss lernen, dass man auch ohne Alkohol eine gute Zeit erleben kann. Sportliche Betätigungen sind dabei besonders gut.

Ein Trinktagebuch kann helfen, das eigene Verhalten besser zu reflektieren.

Die Suchtberatung zu kontaktieren, fällt vielen schwer, denn es bedingt, dass sich Betroffene ihr Problem eingestehen. Wenn Ihr Partner dazu nicht bereit ist, können Sie aber die Suchtberatung anfragen, wie Sie als Angehörige am besten mit dem Alkoholproblem umgehen können.

Auch auf die eigene Belastbarkeit achten

Nicht zuletzt ist es wichtig, dass Sie sich während des gesamten Prozesses auch selbst im Blick behalten. Ein problematischer Alkoholkonsum Ihres Partners kann eine grosse psychische Belastung für Sie darstellen.

Scheuen Sie sich nicht, sich Unterstützung von Freunden, Familie oder professionellen Beratungsstellen zu suchen. Auch wenn Sie Ihren Partner lieben, Sie müssen sich in Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum nicht alles gefallen lassen. Überlegen Sie sich, wo Ihre Grenzen sind und halten Sie diese konsequent ein. Und vergessen Sie nicht, sich um Ihre eigenen Bedürfnisse zu kümmern.

Kommentare

User #2883 (nicht angemeldet)

Das, was er zu wenig trinkt, selber trinken. Es kommt auf den Haushaltgesamtverbrauch an.

User #4940 (nicht angemeldet)

Wenn der Kühlschrank mehr Alkohol als essen hat, ist der Fall klar...

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