Morbus Crohn: Wenn der Darm ständig Ärger macht
Morbus Crohn ist eine relativ weit verbreitete chronische Krankheit. Da es keine echte Heilung gibt, müssen Betroffene mit ihrem Leiden leben lernen.
Das Wichtigste in Kürze
- Morbus Crohn ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung.
- Die Ursachen sind bis heute ungeklärt.
- Betroffene leiden meist unter regelmässigen Schüben.
Morbus Crohn, selten auch «Crohn-Krankheit» genannt, wurde nach ihrem Entdecker Burrill Bernard Crohn benannt. Der amerikanische Mediziner beschrieb das Krankheitsbild 1932 erstmals nach ausführlichen Studien am Mount Sinai Hospital in New York. Die Symptome ähneln der Colitis ulcerosa, doch es handelt sich um zwei unterschiedliche Krankheiten.
Möglicherweise ist der moderne Lebensstil schuld
Bis heute gibt es keine verlässliche Erklärung für die Entstehung von Morbus Crohn. Möglicherweise handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die auch vererbt werden kann. Eine Studie aus dem Jahr 2017 vermutet dagegen, dass der westliche Lebensstil schuld sein könnte: Trat sie früher vor allem in der westlichen Welt auf, holen Asien, Südamerika und Afrika im 21. Jahrhundert stark auf. In diesen Zeitraum fällt auch die Übernahme westlicher Standards, z.B. übertriebene Körperhygiene.
In der Schweiz sind etwa 16.000 Personen von Morbus Crohn betroffen. Meist tritt die Krankheit bereits in jungen Jahren (15 bis 30 Jahre) oder erst ab 60 Jahren auf. Neben einer erblichen Veranlagung gibt es weitere Risikofaktoren für die Erkrankung: So sind Raucher rund doppelt so häufig betroffen, wie Nichtraucher.
Anhaltende Durchfälle und Bauchschmerzen
Typische Symptome für Morbus Crohn sind krampfartige Bauchschmerzen und oft wochenlang anhaltende Durchfälle. Diese sind meist wässerig und schleimig. Die Hauptsymptome führen oft zu weiteren Beschwerden wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. Während bei Colitis Ulcerosa nur der Darm betroffen ist, kann Morbus Crohn den gesamten Verdauungstrakt in Mitleidenschaft ziehen. Meist verläuft die Krankheit schubweise. Ist ein Schub überstanden, können Betroffene über Wochen hinweg beschwerdefrei leben.
Konkrete Auslöser für einen Schub konnten bislang nicht identifiziert wurden. Theorien, wonach die Ernährung schuld sei, gelten als widerlegt. Da eine Heilung nicht möglich ist, zielen Therapien darauf ab, die Zeit zwischen zwei Schüben so weit wie möglich zu verlängern. Bei einem akuten Schub hängt die Therapie davon ab, welcher Teil des Verdauungstraktes betroffen ist. Erste Wahl sind entzündungshemmende Kortisonpräparate.
Remission lässt sich nur schwer voraussagen
Bei über der Hälfte der Betroffenen kommt es innerhalb eines Jahres zu einem erneuten Schub. Allerdings lässt sich dies kaum voraussagen. Für eine Langzeittherapie ist Kortison nicht geeignet. Wichtigste vorbeugende Massnahme für Raucher ist ein Rauchstopp. Dieser kann so effektiv sein wie Medikamente. Daneben sollten sich Patienten regelmässig untersuchen lassen. Je früher der Arzt einen bevorstehenden Schub aufdeckt, umso eher kann er Gegenmassnahmen ergreifen.
Ist bei akuten Schüben immer wieder der gleiche Darmabschnitt betroffen, kann es eventuell ratsam sein, diesen Darmabschnitt – sofern möglich – operativ zu entfernen. Allerdings sollte dies nur die allerletzte Option sein, wenn die Erkrankung zu Komplikationen wie Abzessen und Fisteln geführt hat. Dazu besteht das Risiko, dass die Entzündungen anschliessend doch wieder auftreten – und dann in dem Bereich, der dem entfernten Darmteil am nächsten liegt.
Ernährungstipps bei Morbus Crohn
Auf die Entstehung und den Verlauf eines akuten Schubs hat die Ernährung keinen Einfluss. Allerdings gehen dem Körper durch die lange anhaltenden Durchfälle viele wertvolle Nährstoffe verloren. In einer akuten Phase ist es daher besonders wichtig, auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr und gesunde Ernährung zu achten. Einzelne Vitamine können auch supplementiert werden. In schweren Fällen kann der Arzt zu Flüssignahrung raten, die über eine Sonde oder einen Katheter in den Körper geleitet wird.
Mittlerweile ist das Bewusstsein für die psychische Belastung durch chronisch-entzündliche Darmkrankheiten wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa stark gestiegen. Ärzte können Psychotherapien vermitteln oder zu Entspannungsübungen zum Stressabbau raten. In der Schweiz haben sich Betroffene zur «Schweizerischen Morbus Cron / Colitis ulcerosa Vereinigung» (SMCCV) zusammengeschlossen. Diese bietet u.a. Gesprächsrunden zum Erfahrungsaustausch, Informations-veranstaltungen, Coaching und mehr an.