Trennung richtig verarbeiten: So gelingt der Neustart
Eine Trennung kann ein heftiger Schock sein, wenn sie unerwartet kommt. Doch sie ist auch stets eine Chance für einen Neubeginn und neue Perspektiven.
Das Wichtigste in Kürze
- Trennungen sollten richtig verarbeitet werden, um damit abschliessen zu können.
- Es kann manchmal sinnvoll sein, psychologische Hilfe zu suchen.
- Nicht sinnvoll ist eine überstürzte Affäre aus gekränkter Eitelkeit.
Manchmal bahnen sich Trennungen über Monate oder sogar Jahre hinweg an. Keiner der beiden will zugeben, dass die Beziehung längst zerbrochen ist.
Rafft sich schliesslich einer auf und sagt «Ich gehe», ist es für beide eine Erleichterung. Anders ist es, wenn die Trennung Knall auf Fall erfolgt. Der Verlassene findet sich dann oft vor einem grossen Scherbenhaufen wieder.
Tief durchatmen und Ruhe bewahren
Meist sind es Männer, die völlig überraschend verlassen werden. Sie haben die möglicherweise passive Kommunikation der Partnerin nicht richtig entziffert und nicht gemerkt, dass sie unglücklich war. Doch auch Frauen kann es treffen. Häufig trennen sich Männer, weil die Frau zu sehr klammerte oder ihn mit Eifersucht nervte.
Ganz gleich, wer von wem verlassen wurde und aus welchem Grund: Für den verlassenen Partner ist es nun ganz wichtig, die Ruhe zu bewahren. Kurzschlussreaktionen machen die Sache nicht besser.
Weder sollte der Partner mit Telefon- und Textnachrichten verfolgt werden, noch ist ein depressiver Rückzug ins Schneckenhaus eine Lösung.
Auf gar keinen Fall sollten Sie sich nun aus gekränkter Eitelkeit in eine Affäre stürzen. Viele möchten sich vergewissern, dass sie noch attraktiv aufs andere Geschlecht wirken. Doch selbst ein kurzes Dopamin-High durch einen One-Night-Stand wird den Trennungsschmerz nicht heilen.
Die fünf Phasen der Trauer
Fast jeder hat schon einmal vom 5-Phasen-Modell der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross gehört. Eigentlich hatte sie damit den Trauerprozess nach dem Tod eines geliebten Menschen umschrieben. Doch es lässt sich genauso gut auf die Trauer nach einer Trennung anwenden.
Die erste Phase ist das Nicht-Wahrhaben-wollen (Denial). Man sagt sich: Es kann nicht vorbei sein, der Partner macht gerade einen grossen Fehler, wir können doch drüber reden. Nur können Sie dies in der Regel nicht mehr.
Der Partner hat sich diesen Schritt schliesslich nicht leicht gemacht. Ihn nun zu verfolgen, bringt nur weiteren Frust und Schmerz.
Nach dem Leugnen kommt die Wut (Anger): In dieser Phase beschimpfen Sie den (abwesenden) Ex-Partner und machen ihn für alles Übel der Welt verantwortlich.
Es ist gut, die Wut herauszulassen. Allerdings nicht in Form von hasserfüllten Textnachrichten an den Ex-Partner oder Beschimpfungen per Social Media. Gehen Sie lieber in den Wald und brüllen Sie Ihre Wut in die Bäume.
Auf dem Weg zur Heilung
Meist folgt danach eine kurze dritte Verhandlungsphase (Bargaining): Noch einmal machen Sie sich Hoffnung, dass die Trennung rückgängig gemacht werden könnte, wenn… ja, wann? Schon bald folgt die vierte Phase: Trauer und Leid (Grief).
Nun realisieren Sie endgültig, dass die Trennung ein Fakt ist. Sie dürfen sich nun ruhig eine ganze Weile hängen lassen. Aber nicht zu lange! Nehmen Sie die Hilfe von Freunden und Familie an, die Sie zu Unternehmungen mitschleppen wollen.
Als fünfte und letzte Phase folgt schliesslich Akzeptanz (Acceptance): Sie akzeptieren, dass die Beziehung vorbei ist und konzentrieren sich auf die Zukunft.
Trennung: Verstehen hilft
Können Sie einfach nicht begreifen, warum sich der Partner oder die Partnerin getrennt hat? Sprechen Sie mit guten Freunden darüber.
Bitten Sie die Person, ehrlich zu sein. Vielleicht ist Ihnen nie bewusst gewesen, wie sehr manche Ihrer Verhaltensweisen den Partner verletzt haben. Sie können den oder die Ex nicht zurückgewinnen, doch Sie können es beim nächsten Mal besser machen.
Kommen Sie so gar nicht aus dem Tief heraus, scheuen Sie sich nicht, psychologische Hilfe zu suchen. Ein Psychotherapeut kann mit Ihnen gemeinsam auf Ursachenforschung gehen und helfen, den Trennungsschmerz zu verarbeiten.
Dies ist besonders nach dem Ende einer langjährigen Beziehung wichtig. Viele Menschen wissen überhaupt nicht mehr, wie sie alleine zurechtkommen sollen. Oft endet dies in einer völlig überhasteten Suche nach einer neuen Beziehung.
Die Chance zum Neubeginn nutzen
Versuchen Sie nicht, die Leere, die der Partner hinterlassen hat, möglichst schnell mit einer neuen Beziehung zu füllen. Betrachten Sie die Trennung als Chance eines Neuanfangs. Es muss nicht unbedingt der Gang zum Coiffeur und eine ganz neue Frisur sein.
Fangen Sie ein neues Hobby an, das Sie schon lange ausprobieren wollten. Lernen Sie Gitarre spielen, fechten oder Ballett. Unternehmen Sie die Reise, die Sie schon so lange machen wollten und auf die der Partner nie Lust hatte.
Irgendwann werden Sie merken, dass Sie immer seltener an den Verflossenen denken. Vielleicht geniessen Sie den Single-Status sogar so sehr, dass Sie länger solo bleiben. Oder Sie sind wieder offen für ein nettes Lächeln beim Salsa-Tanzkurs oder bei der Trekking-Tour in den Bergen...