Wenn sich alles dreht: Was Schwindel bedeuten kann
Das Wichtigste in Kürze
- Schwindel weist auf eine Störung des Gleichgewichtes hin.
- Die Ursachen von Schwindel sind vielfältig und meist harmlos.
- Im Bedarfsfall kann der Arzt einen Gleichgewichtstest veranlassen.
Der eine stolpert mit Schwindelgefühl von der Achterbahn, der andere fühlt sich wie auf einem schwankenden Schiff. Schwindel ist weit verbreitet.
Fast jeder Mensch ist ab und zu davon betroffen – nicht nur, wenn er zu tief ins Glas geschaut hat.
Grundsätzlich ist Schwindel eine Alarmbotschaft des Gehirns, das gerade überfordert ist. Bei einer wilden Achterbahnfahrt kann es beispielsweise die vielen Richtungsänderungen und das hohe Tempo nicht verarbeiten.
Harmloser und weniger harmloser Schwindel
Besonders häufig ist der sogenannte gutartige Lagerungsschwindel, von dem fast jeder Dritte betroffen ist. Schwindelgefühle treten zum Beispiel beim Aufstehen oder beim nächtlichen Umdrehen im Bett auf.
Verantwortlich dafür ist eine Störung der Sensorzellen im Gleichgewichtsorgan durch Flüssigkeitsbildung. Das zusätzliche Gewicht irritiert die Zellen, die falsche Informationen zur Körperhaltung an das Gehirn senden.
Auch Drehschwindel ist weit verbreitet. Tritt dieser urplötzlich und heftig auf, kann eine Innenohrentzündung dafür verantwortlich sein.
Daneben ist Drehschwindel ein typisches Symptom für Morbus Menière, einer Erkrankung des Innenohrs.
Weitere Symptome sind Ohrgeräusche und einseitige Schwerhörigkeit. Beim Verdacht auf Ohrenprobleme wird der Hausarzt einen HNO-Arzt hinzuziehen.
Störungen des Gleichgewichtsorgans
Das Gleichgewichtsorgan, auch Vestibularorgan genannt, befindet sich im Innenohr. Es ist mit mehreren Gehirnnerven verbunden, die Reize aus den Sinnesorganen weiterleiten. In diesem empfindlichen System kann es schnell zu Störungen kommen. Bei einer Neuritis vestibularis ist der Gleichgewichtsnerv von einer Infektion oder Durchblutungsstörung betroffen.
Leiten die Sehnerven falsche Informationen von den Augen weiter, reagiert das Gehirn ebenfalls mit Schwindel. Dies kann zum Beispiel bei einer schlecht eingestellten Brille der Fall sein oder bei Astigmatismus.
In diesem Fall ist der Augenarzt der beste Ansprechpartner.
Das Gleichgewicht auf die Probe stellen
Bleiben die Ursachen weiterhin im Dunkeln, wird der HNO-Arzt oder ein Neurologe eine Gleichgewichtsprüfung durchführen. Zu den bekanntesten Methoden gehört der Romberg-Versuch, bei dem der Patient mit geschlossenen Augen auf beiden Beinen steht. Droht er zu fallen, liegt eine Gleichgewichtsstörung vor.
Eine andere Variante ist der Tretversuch nach Unterberger, bei dem der Patient mit geschlossenen Augen auf der Stelle treten muss.
Umfassender ist die Berg Balance Scale, bei der insgesamt 14 verschiedene Tests in 20 Minuten durchgeführt werden. Dabei müssen Patienten sich unter anderem stehend umschauen können, einen Gegenstand vom Boden aufheben und auf einem einzigen Bein stehen.
Wer dem eigenen Gleichgewichtssinn zu Hause misstraut, der kann diese Übungen auch selbst einmal probehalber durchführen.
Behandlung nach Ursachenforschung möglich
Harmloser Schwindel muss in der Regel nicht behandelt werden. Liegen akute Ursachen wie eine Innenohrentzündung vor, wird der Arzt entsprechende Medikamente verordnen.
Sollten die Untersuchungen eine schwerere Erkrankung wie einen Tumor aufgedeckt haben, ist natürlich eine entsprechende Behandlung erforderlich.
Tritt Schwindel regelmässig auf, sollte das Gleichgewichtsorgan neu trainiert werden. Die Übungen werden am besten unter Aufsicht eines Physiotherapeuten durchgeführt.
Typisch sind das abwechselnde Stehen auf einem Bein und der Ausfallschritt. Oft stellt es schon eine grössere Herausforderung dar, auf einer geraden Linie Fuss vor Fuss zu setzen wie ein Seiltänzer.
Schwindel vorbeugen
Eine gute Durchblutung des Gehirns und des Innenohrs (samt Gleichgewichtsorgan) ist das Wichtigste, um Schwindel zu vermeiden. Ein flotter Spaziergang an der frischen Luft, ein paar Minuten Gymnastik oder ähnliche Aktivitäten fördern die Durchblutung.
Dazu kommen die üblichen Faktoren eines gesunden Lebensstils wie ausgewogene Ernährung, Verzicht auf das Rauchen und die Vermeidung von Übergewicht.
Wichtig ist ausserdem regelmässiges Essen und Trinken. Gerade ältere Menschen vernachlässigen oft ihren Flüssigkeitshaushalt. Dies führt zu einem niedrigen Blutdruck.
Nicht zuletzt ist es ratsam, schnelles Aufstehen oder Aufsitzen zu vermeiden, wenn das Gleichgewichtsorgan damit überfordert ist.