Bei Medgate können sich Kranke künftig per App beraten lassen
Medgate bietet seit Jahren telemedizinische Beratungen an und neu auch Video-Konsultationen. Dadurch könne viel Geld gespart werden, so das Unternehmen. Ein Experte hingegen ist überzeugt, dass dies gar zusätzliche Kosten verursachen kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Telefonische Beratungsangebote für kranke Menschen gibt es in der Schweiz schon seit geraumer Zeit.
- Nun drängen neben der Telemedizin, Apps für Video-Konsultationen auf den Markt.
- Für ländliche Gebiete sehen Experten einen Nutzen, glauben aber, dass die Technologie Mehrkosten verursachen könnte.
Telemedizinische Behandlungen sind in der Schweiz ein alter Hut. Medgate zum Beispiel, grösster Anbieter von solchen Behandlungen, setzt bereits seit 18 Jahren auf den Hausarzt am Telefon. Und ab sofort sollen Kranke nun auch per Video-Konferenz beraten werden – mit einer App auf dem Smartphone.
Für Cédric Berset hat die Telemedizin per Smartphone grosses Potenzial und ist wirkungsvoll. Gegenüber «10vor10» sagt der Medgate-Sprecher: «Wir können die Hälfte der Personen abschliessend behandeln». Mit der App könne so viel Geld gespart werden.
Die Video-Konsultationen bietet das Unternehmen gratis an – solange man bei einer der Partnerkassen versichert ist. Weitere Personen können den Dienst für 100 Franken im Jahr in Anspruch nehmen.
Start-up bietet schon länger Video-Konsultation an
Die Idee für Video-Konsultationen ist nicht neu – auch nicht in der Schweiz. Bereits seit letztem Herbst bietet das Berner Start-up «Eedoctors» einen ähnlichen Dienst an und nennt sich die erste virtuelle Arztpraxis der Schweiz.
Die Konsultation per Video-App kostet bei dem Unternehmen 3.80 CHF pro Minute, die Videosprechstunde kann anschliessend bei den Krankenkassen abgerechnet werden. Im Durchschnitt dauere eine Konsultation 13 Minuten, so der Gründer Pascal Fraenkler.
Nach der Konsultation erhält der Patient den Arztbericht, die Diagnose sowie falls nötig das Rezept für die Medikamente direkt aufs Smartphone zugeschickt.
«Als Patient kann ich die Dokumente falls nötig an einen Arzt weiterschicken. Oder ich kann später alles in Ruhe nachlesen», so Fraenkler von «Eedoctors».
Der Gründer ist überzeugt, dass seine App sogar dem zunehmenden Ärztemangel in ländlichen Gebieten entgegenwirken könnte.
Video-Konsultationen können für ländliche Gebiete ein Plus sein
Dieser Theorie pflichtet Thomas Rosemann vom Institut für Hausarzt-Medizin der Universität Zürich zu. Für chronisch Kranke seien Video-Konsultationen oft eine Erleichterung – gegenüber einer langen Fahrt in die nächst gelegene Stadt.
Der Professor für Hausarztmedizin hat jedoch Zweifel, ob Konsultationen per Video einen Spareffekt im Schweizer Gesundheitswesen haben. Im Beitrag von «10vor10» spricht er davon, dass die Telemedizin gewisse Leute verunsichert und diese danach zusätzlich noch einen Arzt aufsuchen. «Damit verursachen sie zusätzliche Kosten, statt kosten zu sparen.»