Impfstoff gegen Hepatitis B ist in der Schweiz ausverkauft
Der Impfstoff HBVAXPRO, der vor Hepatitis B schützt, ist in der Schweiz derzeit nicht verfügbar. Die Versorgung muss aktuell aus dem Pflichtlager erfolgen. Ironie: Genau dieses Pflichtlager ist am Engpass schuld.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Hepatitis-Impfstoff HBVAXPRO ist derzeit in der Schweiz ausverkauft.
- Die Versorgung ist sichergestellt und erfolgt aus dem Pflichtlager.
- Das Pflichtlager befindet sich mitten im Aufbau – und dieser Aufbau sorgte erst für den Versorgungsengpass.
Das Problem ist erkannt: Bis 2019 müssen Pflichtlager aufgebaut sein für wichtige Impfstoffe und Medikamente. Denn immer wieder kommt es zu Mangellagen. Letzten Sommer waren gleich mehrere Impfstoffe knapp: Diphterie, Starrkrampf, Kinderlähmung und Keuchhusten. Oder bei Krebsmedikamenten und Antibiotika muss mit Alternativstoffen und von Hand abgemessenen Dosierungen überbrückt werden.
Nicht trotz, sondern wegen Pflichtlagern
Beim Hepatitis-B-Impfstoff HBVAXPRO muss jetzt gleich die Notlösung ran: «Die Versorgung des Marktes erfolgt mit Pflichtlagerware», teilt das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung BWL mit. Der Notvorrat wird angezapft, bevor er wirklich fertig aufgebaut ist.
Doch das ist nicht das einzige Problem. Das Pflichtlager ist nämlich nicht Lösung, sondern Ursache des Engpasses. Vom Hepatitis-Impfstoff ist so viel in das Pflichtlager abgezweigt worden, dass aktuell der Markt ausgetrocknet ist. Nun wird das Pflichtlager angezapft, muss wieder gefüllt werden und war schon von Beginn weg gar nie voll.
Die Handorgel schlägt zu
«Es ist wie eine Handorgel – Soldaten kennen das vom Marschieren. Kommt einer mal aus dem Takt, pflanzt sich das Chaos nach hinten fort», sagt Dr. pharm. Enea Martinelli, Chefapotheker im Spital Interlaken und in diversen Funktionen als Experte für Medikamenten-Engpässe tätig.
Für ihn kommt es nicht überraschend, dass der Aufbau von Pflichtlagern zwar nötig, gleichzeitig aber auch Teil des Problems ist. «Pflichtlager müssen gefüllt und aktuell gehalten werden», sagt Martinelli. Die Handorgel schlägt laufend zu, auch weil die Produktionskapazitäten der Pharmafirmen knapp sind.