Stealthing: Was tun, wenn er das Kondom abstreift
Entledigt sich ein Partner beim Geschlechtsverkehr des Kondoms, ohne sein Gegenüber zu informieren, spricht man von Stealthing. Was können Betroffene tun?
Das Wichtigste in Kürze
- «Stealthing»: Wenn ein Sexualpartner ohne Einverständnis des anderen das Kondom auszieht.
- Wichtig ist, sich danach medizinisch kontrollieren und beraten zu lassen.
- Es besteht die Gefahr einer ungewollten Schwangerschaft und von Geschlechtskrankheiten.
Kommt es zum Sex, müssen alle beteiligten Parteien «ja» sagen. Das «Ja» ist meist an Bedingungen geknüpft. Jene zum Beispiel, ein Kondom zu benutzen. Doch was, wenn der eine Partner den Gummi ohne das Wissen und Einverständnis des anderen wieder abstreift?
Genannt wird dieses Verhalten «Stealthing». Und das ist – laut einem Gerichtsurteil aus Deutschland und einem aus der Schweiz – strafbar. Was ist zu tun, wenn man selber Opfer eines solchen Deliktes wird?
Wie reagieren bei «Stealthing»?
«Wenn die Situation es erlaubt, ist es im Moment selber wichtig, die Grenzverletzung gegenüber dem Sexualpartner klar zum Ausdruck zu bringen», sagt Daniela Enzler vom Dachverband Sexuelle Gesundheit Schweiz. Dem Täter muss klar sein, dass sein Verhalten nicht toleriert wird. Immer wieder melden sich vor allem Frauen bei den Partnerorganisationen von Sexuelle Gesundheit Schweiz., den lokalen Fachstellen für sexuelle Gesundheit überall in der Schweiz.
Der Gynäkologe David Scheiner, Oberarzt am Universitätsspital Zürich (USZ) rät dringend, sofort nach einem erlebten «Stealthing» einen Arzt oder die Notfallstation aufzusuchen. «Weil es sich aus medizinischer Sicht um ungeschützten Geschlechtsverkehr handelt, besteht das Risiko einer Schwangerschaft oder der Übertragung von Geschlechtskrankheiten wie Feigwarzen, HIV, Chlamydien oder Gonokokken.»
Schlimme Folgen verhindern
Je nach Fall empfiehlt der Arzt die Pille danach, um einen ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden. Zudem besteht die Möglichkeit, eine HIV-Prophylaxe einzunehmen. Diese allerdings ist oft mit starken Nebenwirkungen verbunden. Ob sie nötig ist, entscheiden Betroffene am besten gemeinsam mit ihrem Arzt. Er kann auch die nötigen Tests für sexuell übertragbare Krankheiten vornehmen.
Doch «Stealthing» ist nicht nur ein gesundheitliches Risiko. Es ist auch ein Vertrauensbruch, der psychische Spuren hinterlässt. «Die Fachstellen für sexuelle Gesundheit bieten darum auch kostenlos eine psychosoziale Beratung zur erlebten Situation», sagt Enzler. Dort werden Betroffene auch mit Opferberatungsstellen in Verbindung gesetzt.
Eine Anzeige läuft dann erstmal über eine lokale Polizeistelle.