Überfordert neue SBB-App Senioren?

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Bern,

Ob an der Kasse oder beim Aussteigen aus dem Bus: Alte Menschen brauchen oft länger – und junge werden ungeduldig. Eine Werbung der SBB scheint diesen Graben noch zu vertiefen.

Die SBB-Werbung mit Schauspielerin Maja Stolle (75).
Die SBB-Werbung mit Schauspielerin Maja Stolle (75). - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Die SBB wirbt mit einem Plakat für den Ticketkauf per App. Das Argument: Zeitsparen.
  • Ältere Menschen spüren, dass sie der Gesellschaft oft «im Weg» seien, sagt Pro Senectute Spercherin Judith Bucher.
  • Gerade durch Digitalisierung aber können sie länger unabhängig bleiben.
  • Nau hat mit alten Menschen über das Thema gesprochen.

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Nau hat nachgefragt: Fühlen sich ältere Menschen überrumpelt von der schnelllebigen Gesellschaft? - Nau

«Ich höre oft, dass ältere Menschen sich unnütz vorkommen», sagt Judith Bucher von Pro Senectute. «Sie spüren, wie sich Leute im Supermarkt oder im ÖV ärgern, wenn sie mehr Zeit benötigen, um mit Bargeld zu zahlen oder langsamer aussteigen als Junge – Seniorität gilt leider oft als störend.»

Wie die Gesellschaft ihre älteste Generation wahrnehme, zeige sich vor allem am «Unwort Überalterung», erklärt Bucher. «Ältere Menschen spüren das, fühlen sich verletzt und leiden entsprechend unter solchen Reaktionen.»

Nau hat älteren Menschen zugehört. Fühlen sie sich überrumpelt von der schnelllebigen Gesellschaft? Wünschen sie sich mehr Rücksicht?

Wir leben in hektischen Zeiten. Eine freie Minute wird da zum kostbaren Gut. Das hat auch die SBB erkannt. Mit den Worten «Sie wollen das Billett nicht mit der App kaufen? So viel Zeit hätte ich auch gerne», wirbt die SBB für den Ticketkauf via Smartphone.

«Sie sind höflich, die Jungen»

Das Gesicht der SBB-Kampagne ist die 75-jährige Schauspielerin Maja Stolle.

Ältere Menschen fühlen sich unnütz

Manchmal fühle sie sich schon ein bisschen gestresst, sagt eine alte Dame. Vor die Kamera möchte sie ebenso wenig, wie zu Stosszeiten durch den Bahnhof laufen: «Wenn es da viel Leute hat und alle so schnell sind, wird es schwierig. Dann laufe ich ganz am Rand, um nicht im Weg zu sein.»

Aber die meisten Leute, betont sie dann, «nehmen schon Rücksicht. Viele stehen im Bus sogar auf und bieten mir einen Platz an.»

Digital unterwegs – auch im Alter

Wie halten es die Senioren eigentlich mit der Digitalisierung? Eine Studie von Pro Senectute ergab, dass mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Bevölkerung über 65 Jahre das Internet nutzt.

«Wir unterstützen diese Teilnahme direkt mit Kursen. Die «Offliner» begleiten wir mit Freiwilligen, die beispielsweise das E-Banking erledigen», sagt Bucher. Dann klappt es bestimmt auch mit dem Billett-Kauf via SBB-App.

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