Filmkritik The Death of Stalin
Sowjetische Machtkämpfe nach Stalins Tod – geführt in feinstem britisch English und mit roher Gewalt. Beruhend auf historischen Tatsachen erzählt Regisseur Armando Iannucci, warum totalitäre Systeme vor allem eines sind: Inakzeptabel.
Das Wichtigste in Kürze
- Armando Iannuccis «The Death of Stalin» wurde in Russland verboten.
- Die Groteske zeigt mit viel Galgenhumor die Tage und Machtkämpfe nach Stalins Tod.
- Was wie ein irrwitziges Kammerspiel anmutet, hält sich eng an historische Fakten.
1953: In der Sowjetunion herrscht ein Klima der Angst. Wer abends noch mit Stalin im Privatkino Western guckt, könnte beim Morgengrauen bereits leblos in der Moskwa treiben.
Doch dann trifft den obersten Kommunisten der Schlag: Zusammen mit den ersten Sonnenstrahlen findet man ihn komatös in seinen Exkrementen liegend. Aus dem Koma wird der Tod und die «ergebenen» Berater beginnen augenblicklich, an ihrem eigenen Aufstieg zu arbeiten.
Bedeckter Stern am Sowjethimmel
Dabei hilft die Tatsache, dass Georgi Malenkow (Jeffrey Tambor), der nach Stalins Tod offiziell Ministerpräsident werden soll, nicht der hellste Stern am Sowjethimmel ist. Da Stalins Sohn Vasily (Rupert Friend) mehr Alkoholiker- und Gewaltpotential, als Führungsqualität besitzt und Tochter Svetlana (Andrea Riseborough) einfach nur ruhig gestellt werden muss, scheint der Weg nach ganz oben frei.
Interessiert zeigen sich unter anderem Lavrenti Beria (Simon Russell Beale) und Nikita Chruschtschow (Steve Buscemi). Doch auch Generalstabschef Georgi Schukow (Jason Isaacs) will ein Wörtchen mitreden. Die Machtspiele beginnen…
In Russland verboten
Noch bevor der Film fertig geschnitten war, liess Moskau verlauten, «The Death of Stalin» werden in Russland verboten. So kam es auch. Ein herber Verlust für das russische Kinopublikum. Armando Iannuccis Humor ist so schwarz, dass das Zuschauen zur Wonne wird.
Trotz Galgenhumor lässt Armando Iannucci sein Publikum allerdings nicht vergessen, dass der ganzen Komik historische Fakten zu Grunde liegen. Damit wird der Film für all jene, denen ein klein wenig Geschichtswissen im Nacken sitzt, zu einem noch grösseren Vergnügen.
Grandiose Cast
Doch alleine das Spiel eines Steve Buscemi, der als Nikita Chruschtschow nach einer durchzechten Nacht mit den Genossen seiner Frau diktiert, welche Witze er gemacht hat, um am nächste Morgen zu wissen, ob ihn sein trunkener Wahnwitz den Kopf kosten könnte, macht den Film sehenswert. Dazu gesellt sich Jeffrey Tambor als herzlich unintelligenter Stalin-Nachfolger Malenkow oder Simon Russell Beale als kalkulierender Lavrenti Beria.
British English
Dass die flotte Runde hochrangiger Genossen sich im feinsten British English unterhält, tut zwar dem sowjetischen Gefühl Abbruch, hilft aber, die Groteske auf eine abstrakte Ebene zu hieven, wo sie neben feinem Spiel und bestem Humor vor allem eines zeigt: Die Verwerflichkeit totalitärer Strukturen überall auf der Welt.
★★★★★
Ab dem 12. April im Kino.