«Geplatzer Gummi» vor Kinderfilm

Nadine Brügger
Nadine Brügger

Basel,

Die Kinokette Pathé zeigt Komödien, Kinderfilme - und unter dem Slogan «Gummi geplatzt?» auch Werbung für die «Pille danach».

Der Apotheker-Verband beider Basel wirbt in 21 Basler Kinos für die «Pille danach».
Der Apotheker-Verband beider Basel wirbt in 21 Basler Kinos für die «Pille danach». - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Apotheker-Verband beider Basel schaltet in 21 Basler Kinos Werbung für die «Pille danach». Gezeigt wird sie auch vor Kinderfilmen.
  • «Hier geht es nur um Kommerz, das geht zu weit», sagt die Präsidentin der Stiftung für Patientenschutz zu Nau.
  • Die Apotheker dagegen wollen ein möglichst breites Publikum erreichen, weil die Beratung für die «Pille danach» für sie eine wichtige Kompetenz darstelle.
  • Die «Pille danach» und das obligatorische Gespräch kosten durchschnittlich 60 Franken.

Im Basler Pathé Kino läuft ein Kinderfilm. Eltern lehnen sich zurück, Kinder plappern voller Vorfreude. Die Werbespots beginnen. «Gummi geplatzt?», flimmert jetzt über die Kino-Leinwand. Die Eltern schlucken. Werbung für die «Pille danach» - direkt vor einem Kinderfilm?

Auf Anfrage von Nau bestätigt Nadine Minder vom Apotheker-Verband beider Basel, der die Werbung in Auftrag gegeben hat: Die Spots wurden «in den unterschiedlichsten Filmen und Kinos gestreut, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen».

«Es geht nur um Kommerz»

Margrit Kessler, Präsidentin der Stiftung für Patientenschutz, schüttelt den Kopf. «Kino-Werbung für die «Pille danach»? Das geht doch einfach zu weit», sagt sie zu Nau. «Hier geht es nur um Kommerz. Wo ist da noch die Ethik?»

Den Kommerz-Verdacht bestätigt Minder: «Die Beratung im Rahmen der «Pille danach» stellt für die Apotheken eine wichtige Kompetenz dar.» Sobald die Kinowerbung Ende Jahr auslaufe, werde man auf Tramwerbung setzen.

Ein lohnendes Geschäft

Die «Pille danach» und das kurze, obligatorische Gespräch mit dem Apotheker kosten durchschnittlich 60 Franken, berichtet pro Juventute.

Durch die Recherche von Nau sind die Hersteller von EllaOne, einem «Pille danach»-Präparat, hellhörig geworden. Ob der Werbespot ein Nachspiel haben wird, ist unklar. Fest steht: Die Apotheker bewegen sich juristisch auf sicherem Boden. Laut der geltenden Verordnung über die Arzneimittelwerbung ist die Bewerbung von rezeptfreien Medikamenten, selbst wenn sie vorgängige Beratung erfordern, erlaubt.

«Mit dem Inhalt haben wir nichts zu tun»

Die Kinokette Pathé will zum Thema nichts sagen und verweist auf ihren Werbekoordinator Werbeweischer. Dieser bestätigt gegenüber Nau, dass die Werbung in 21 Basler Kinos geschaltet worden ist und noch bis Ende Jahr läuft.

Eine Mitarbeiterin von Werbeweischer wehrt auch gleich ab: «Wir machen lediglich die Vermarktung. Mit dem Inhalt haben wir nichts zu tun.»

Keine Abtreibungspille

Die «Pille danach» ist eine Hormontablette und Notfallverhütung. Sie verzögert nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr die Reifung der Eizelle und verhindert so eine Befruchtung.

Besteht bereits eine Schwangerschaft, kommt auch die «Pille danach» zu spät, abtreiben kann sie nämlich nicht.

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