Gaslighting – wenn Ihr Realitätssinn manipuliert wird
Gaslighting beschreibt eine Praxis der aktiven Manipulation und Abwertung des anderen. Wie das geht, und wie Betroffene rauskommen, lesen Sie hier.
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Gaslighting manipuliert der Täter sein Opfer auf emotionale Weise.
- Dabei wird oftmals die Realität verzerrt, Reaktionen abgewertet und Fakten verdreht.
- Der Begriff wurde durch ein Theaterstück von 1938 geprägt.
«Gaslighting»: Dieser Begriff ist Ihnen vielleicht schon mal begegnet. Ja, er hat auch mit Feuer und Gas zu tun. Aber ganz anders, als Sie denken …
Es geht um emotionale Manipulation, die Zweifel an der eigenen Realitätserfassung nährt.
Reality-TV-Shows wie «Bling Empire» und «Love Island» haben diesen Begriff in den letzten Jahren ins Rampenlicht gerückt. Tatsächlich gibt aber es viele Momente auch in unserem Alltag, auf die er leider passt, und es gibt ihn schon seit mehr als 80 Jahren.
Gaslighting auf «Love Island»?
In der zehnten Staffel von «Love Island» sorgte eine Episode für Aufsehen. Mitchel soll seine Partnerin Molly mit einer Aussage manipuliert haben, die einige Zuschauer als klassisches Beispiel für «Gaslighting» interpretierten.
Nachdem Molly den neuen Kandidaten Zachariah kennengelernt hatte, sagte Mitchel zu ihr: «Okay, so after the conversation … you should get to know Zach and we're completely done. Do not talk to me after tonight, okay?»
(«Nach unserem Gespräch … Solltest du Zach kennenlernen, sind wir komplett fertig. Sprich nach heute Nacht nicht mehr mit mir, okay?»)
Was genau ist «Gaslighting»?
Diese Szene löste eine hitzige Debatte unter den Fans aus. Einige beschuldigten Mitchel des Gaslightings und sprachen sogar von «love bombing». Andere hielten dagegen Molly und Zach für die wahren Täter.
Gaslighting ist eine spezifische Form wiederholter, psychologisch manipulativer Verhaltensweisen. Bei denen fängt das Opfer an, seine eigene Realität, Gefühle und Wahrnehmungen infrage zu stellen.
Der Täter nutzt dabei irreführende Strategien wie die Abwertung der Reaktionen des Opfers als «überempfindlich» oder stellt dessen Erinnerungsvermögen infrage.
80 Jahre Begriffsgeschichte
Der Begriff «Gaslighting» stammt aus dem gleichnamigen Theaterstück von 1938. Darin versucht ein Ehemann seiner Frau einzureden, sie werde verrückt, um damit die Tatsache zu verdecken, dass er gerade einen Mord begangen hatte – eine erschreckende Parallele zur heutigen Bedeutung des Wortes.
In diesem Theaterstück liegt übrigens auch der Ursprung für den Ausdruck «Gaslighting»: Der Mörder schaltet nach und nach die gasbetriebene Beleuchtung im Haus ab, um der Frau sozusagen die Sicht auf die Dinge zu nehmen.
Entstehung und Ausweg
Laut Experten liegt der Ursprung des Gaslightings in einem Ungleichgewicht der Macht zwischen Täter und Opfer. Das Opfer fürchtet den Verlust der Beziehung so sehr, dass es sich nicht aus dieser Dynamik befreit.
Neben einer dauerhaften Schädigung des Selbstwertgefühls kann Gaslighting auch zu Angstzuständen, Depressionen und Isolation führen. Es schafft ein Klima der Unsicherheit und Zweifel am eigenen Urteilsvermögen.
Wenn Sie glauben, Opfer von Gaslighting zu sein, sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Auch wird der Austausch mit Freunden und Familie empfohlen, sowie das Führen eines Tagebuchs über die erlebten Manipulationen.