Gleichstellung

Warum viele Männer Hausarbeit und Kindererziehung verweigern

Maike Lindberg
Maike Lindberg

Bern,

In der Geschlechtergleichstellung ist in den letzten Jahren viel passiert. Trotzdem gibt es einen Bereich, den Männer meiden: Hausarbeit und Kindererziehung.

Paar putzt Wohnung
Gleichberechtigung beginnt Zuhause. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • Trotz mehr Gleichstellung sind Haushalt und Erziehung auch heute oft noch Frauensache.
  • Dies ist sowohl bei älteren als auch bei jüngeren Paaren so.
  • Als möglichen Grund sehen Forschende die fehlende Wertschätzung in diesen Bereichen.

Trotz des Fortschritts in Sachen Geschlechtergleichheit scheint es einen Bereich zu geben, der sich hartnäckig gegen Veränderungen wehrt: Hausarbeit und Kindererziehung.

Neue Studien zeigen auf, dass traditionelle Ansichten darüber, wer welche Aufgaben im Haushalt übernimmt, nach wie vor bestehen. Frauen nehmen sich in dieser Hinsicht nach wie vor zurück.

Haushalt und Kindererziehung immer noch in Frauenhand

Gleichberechtigung ist längst kein Thema mehr – oder doch? Junge Paare von heute teilen die häuslichen Pflichten und die Kinderversorgung nicht viel gerechter auf als vor drei Vierteljahrhunderten.

Eine Umfrage ergab, dass junge heterosexuelle Paare zwischen 18 und 34 Hausarbeit und Kindererziehung ebenso wenig aufteilen wie ältere Paare. Gerade junge Paare verfallen nach der Familiengründung wieder in die alten Geschlechterrollen.

Geschlechterrollen sind weiterhin fest verankert

Auch eine soziologische Studie unter Maturanten zeigt, wie deren ideale Familienanordnung mit kleinen Kindern aussieht.

Fast ein Viertel meinte, dass der Mann Vollzeit arbeiten sollte, während die Frau zu Hause bleibt. Und das, obwohl Frauen oft besser ausgebildet sind als Männer.

Mann im Anzug
Erwerbstätige Arbeit wieder immer noch Männern zugeschrieben. - Depositphotos

Diese Tatsache überrascht Forscher vor allem deshalb, weil sich die Einstellungen zu Geschlechterrollen in vielen anderen Bereichen stark gewandelt haben.

Geschlechterungleichheit: Ein Hindernis für sozialen Wandel?

Trotz kleiner Fortschritte bleibt eine signifikante Lücke bestehen: Frauen verbringen jeweils etwa eine Stunde mehr am Tag mit Hausarbeit und Kinderbetreuung als Männer.

Diese Ungleichheit beeinflusst andere Aspekte der Gleichberechtigung von Frauen: Die Zeit, die Frauen für Haushalt und Kindererziehung aufwenden, ist einer der Hauptgründe für die geschlechtsspezifischen Unterschiede bezüglich des Gehalts.

Warum vernachlässigen Männer Hausarbeit und Kindererziehung?

Forscher haben verschiedene Theorien darüber, warum die Arbeitsteilung zu Hause trotz anderweitiger Fortschritte von Frauen nur langsam voranschreitet.

Eine Erklärung ist, dass Hausarbeit und Kindererziehung weiterhin kaum wertgeschätzt werden. Männer zeigen sich daher weniger daran interessiert, diese Arbeit zu übernehmen.

Geschlechterstereotypen aufbrechen und Gleichberechtigung fördern

Dass Frauen sich seit jeher um die Kindererziehung, den Haushalt und die Pflege Angehöriger kümmern, hat keine evolutionären Gründe. Vielmehr ist es die weibliche Sozialisierung, die Frauen zu unbezahlten Pflegern geformt hat.

Gestresste Frau mit Kindern
Kindererziehung ist eine der herausforderndsten Aufgaben. - Depositphotos

Würden Hausarbeit und Kindererziehung anerkannt, vergütet oder angerechnet werden, würden auch mehr Männern diesen Job übernehmen. Bis dahin werden jene Aufgaben allerdings wohl weiterhin Frauensache bleiben.

Wie Frauen in Beziehungen für mehr Gleichberechtigung sorgen

Es ist mühsam, Aufgaben im Haushalt oder in der Kindererziehung zu übertragen. Oft bedeutet eine Neuordnung häuslicher Arbeit Stress und schlechte Stimmung – viele Frauen übernehmen daher stillschweigend die anfallende Arbeit daheim.

Trotzdem sollten Frauen sich nicht entmutigen lassen, denn Eltern sind Vorbilder für ihre Kinder. Letztere werden mit veränderten Rollenbildern aufwachsen, wenn Mama und Papa sich die Hausarbeit teilen.

Kommentare

User #1799 (nicht angemeldet)

Emanzipation bedeutet, das beide alles können und vor allem alles können wollen. Das Interesse, die Verantwortung dafür zu tragen, ist wichtig. Einkaufen, kochen, Wäsche waschen, Wohnung reinigen, Böden, WC, Küche, Fenster, Schränke auch innen, Kinder wickeln, Kinder sinnvoll betreuen und begleiten, usw. Meine Erfahrung: Mit jeder Generation wird das Interesse an alldem besser und die Fähigkeiten nehmen zu: Während mein Schwiegervater gar nichts tat im Haushalt und die Kinder höchstens mal auf seinen Knien Galopp ritten, zeigte sich mein heute 70 jähriger Mann schon recht „behilflich“. Und nahm auch die Kinderbetreuung als Aufgabe ernst. Mein 30-jähriger Sohn führte während acht Jahren einen eigenen Haushalt und jetzt als verheirateter Familienvater teilt er sich Jobpensum und Hausarbeit sowie die Kinderbetreuung mit seiner Frau.

User #5342 (nicht angemeldet)

….. bleibt doch “Single“ !!! Heiraten passt nicht mehr zu unserer „Wendezeit“ - im gesellschaftlichen Umbruch !!!

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