Zweisprachige Klassenlager: Im Skianzug über den Röstigraben

Schulklassen aus der Romandie und der Deutschschweiz verbringen gemeinsame Sprach- und Schneesportlager. Heuer feiert das Programm sein 10-jähriges Bestehen.

Deux im Schnee
Deux im Schnee: Seit mittlerweile zehn Jahren verbringen Schulklassen aus der Romandie und der Deutschschweiz gemeinsame Sprach- und Schneesportlager. - Christophe Joset

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit zehn Jahren verbringen Klassen aus zwei Sprachteilen gemeinsame Skiferien.
  • Das Konzept von Deux im Schnee: Morgens Sprachaustausch, nachmittags Skifahren mit Profis.
  • Über 1000 Schüler nehmen jährlich an zweisprachigen Sprach- und Skilagern teil.

Als die ersten Sonnenstrahlen an diesem Wintermorgen die Jugendherberge in Saanen durchfluten, herrscht im Erdgeschoss bereits munteres Treiben. Rund 50 Schülerinnen und Schüler aus den Kantonen Zürich und Genf spielen in zweisprachigen Grüppchen Memory.

Darauf sind Tipps und Verhaltensregeln für die Skipiste zu finden – einmal auf Deutsch, einmal auf Französisch. «So sehen wir die Übersetzungen gleich nebeneinander. Und die Romands demonstrieren uns, wie man es richtig ausspricht», sagt Elvana (14).

Deux im Schnee
Bei gemeinsamen Aktivitäten werden spielerisch Sprachen gelernt. - Christophe Joset

Die Sekschülerin aus Grüningen (ZH) hat sich sehr auf die Kombination aus Sprachaustausch und Skifahren gefreut, wie sie sagt. «Ich lerne gerne Französisch. Und auf den Ski habe zwar schon ein bisschen Erfahrung, jetzt bin ich aber seit Jahren nicht mehr gefahren».

Darum werde sie am Nachmittag auch erstmals in der Anfängergruppe mitfahren. «Und dann schauen wir, wie es geht!»

Skiunterricht mit Profis

Morgens Sprachaustausch, nachmittags gemeinsames Skifahren – so lautet das Konzept der «Deux im Schnee»-Lager. Unterstützt wird es von zahlreichen Trägern und Partnern.

«Unser Ziel ist es, den Lehrpersonen so viel Organisation wie möglich abzunehmen». Das erklärt Ole Rauch von GoSnow, dem gemeinnützigen Verein Schneesportinitiative Schweiz. Er setzt sich dafür ein, Kinder und Jugendliche wieder vermehrt zum Schneesport zu animieren.

Deux im Schnee
Am Nachmittag gehts gemeinsam auf die Piste. - Christophe Joset

Den Ski- und Snowboardunterricht übernehmen professionelle Schneesportlehrerinnen und -lehrer der Destination Gstaad. Und auch um die Verpflegung brauchen sich die mitgereisten Schullehrpersonen nicht kümmern. Stattdessen konzentrieren sie sich auf den Sprachaustausch und die Betreuung ihrer Schülerinnen und Schüler.

Viele Beteiligte

«Ich wünschte, das hätte es zu meinen Zeiten auch schon gegeben! Dann wäre mein Französisch jetzt ein bisschen besser», sagt Petra Schläppi, die Gemeindepräsidentin von Saanen.

«Am Anfang fällt es einem vielleicht ein wenig schwer. Aber danach profitiert man ein ganzes Leben lang!», pflichtet ihr Fränzi Aufdenblatten bei. Die ehemalige Skirennfahrerin ist als Präsidentin von GoSnow vor Ort. Auch sie findet es wichtig, dass Schulkinder wieder vermehrt mit Schneesport in Berührung kommen.

«In einem Schullager lernt man so viel, auch über sich selbst. Am Anfang hat man vielleicht Heimweh, am Ende will man gar nicht mehr nachhause. Das gibt Selbstvertrauen!»

Go Snow Aufdenblatten
Fränzi Aufdenblatten, Präsidentin von GoSnow. - Christophe Joset

«Schullager sind ein wichtiges Mittel für die Entwicklung der Sozialkompetenz der Jugendlichen», hält Christine Häsler, kantonale Bildungsdirektorin, fest. «Wir sind stolz und glücklich, in unserem zweisprachigen Kanton und unseren herrlichen Bergen ein solches Austauschprogramm beherbergen zu können.»

Jährlich 1000 Teilnehmende

Mittlerweile nehmen jeden Winter über 1000 Schülerinnen und Schüler an den zweisprachigen Sprach- und Schneesportlagern teil. Der Grossteil davon findet in der Region Gstaad statt, wo die Initiative seit Beginn her fest verankert ist. Entsprechend gross ist Unterstützung seitens der Destination.

Auch, weil die Lager hauptsächlich im Januar und März stattfinden. Also ausserhalb der stark frequentierten Festtags- und Sportferienwochen – ein Gewinn für alle Beteiligten.

Flurin Riedi, CEO von Gstaad Saanenland Tourismus, spricht von einem Wertschöpfungskreislauf. Die Bergbahnen, Skischulen, Sportgeschäfte, Berggasthäuser, sie alle würden ihre Dienstleistungen zu vergünstigten Preisen anbieten. Was wiederum Lagerwochen überhaupt erst möglich macht.

Gleichzeitig profitieren die Leistungserbringer während der ferienfreien Zeit von den angereisten Schulklassen. «Man darf auch nicht vergessen: Die Kinder, die heute hier ihre Skilager verbringen, sind unsere Gäste von Morgen», ergänzt Riedi.

Expansion im Oberland

Ob dem wachsenden Interesse finden die zweisprachigen Lagerwochen neu auch in Grindelwald und Interlaken statt. «Wir sind seit Jahren Partner von GoSnow bzw. der Schneesportinitiative. Es freut uns, auf diesem Weg künftige Generationen für das Berner Oberland zu begeistern», sagt «Made-in-Bern»-Direktorin Pascale Berclaz.

«Bern ist mit seiner wunderbaren Bergwelt und der Lage an der Sprachgrenze der ideale Begegnungsort für Schulklassen aus verschiedenen Landesteilen».

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