3D-Brille für Insekten: Was Wissenschaftler von Mantiden lernen
Das Wichtigste in Kürze
- Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Gottesanbeterinnen anders sehen als Menschen.
- Für das räumliche Sehen verfolgen die Insekten die Bewegung der einzelnen Bilder.
«La femme fatale» – die Gottesanbeterinnen-Weibchen gehen nicht gerade zimperlich mit den Ehemännern um. Nach der Paarung verspeist die Dame oft das kleinere und schwächere Männchen. So der weitverbreitete Glaube. Die Insekten sind aber viel mehr als missverstandene Kannibalen. Zum Beispiel ausgezeichnete Jäger. Dafür brauchen die bizarren Alieninsekten auch die geeigneten Augen.
Die kleinsten 3D-Brillen
Räumliches oder stereoskopisches Sehen hilft dem Menschen, die Distanz zu einem Objekt einzuschätzen. Nicht nur Menschen sehen räumlich, auch Affen, Katzen, Pferde, Eulen und Frösche können dreidimensional sehen. Die Gottesanbeterin ist das einzige Insekt mit dieser Fähigkeit.
Bereits 2016 hat die Universität Newcastle (ENG) mit einem Experiment bewiesen, dass Gottesanbeterinnen 3D sehen. Neu wollte das gleiche Team herausfinden, ob das Insekt gleich wie ein Mensch sieht, wie im Magazin «Current Biolog» beschrieben.
Dafür haben die Wissenschaftler auf die Augen der Gottesanbeterin eine winzige 3D-Brille – mit Bienenwachs angeklebt. In einem 3D-Kino durften die Insekten erst leckere Beute bestaunen und schnappten zu. Bei einem zweiten Versuch huschten kleine Punkte über den Bildschirm, auch hier reagierten sie blitzartig.
Besser als der Mensch
Tatsächlich, die räumliche Wahrnehmung des Insekts unterscheidet sich.
Menschen sehen räumlich mithilfe der Helligkeit – indem sie Bilder vom linken und rechten Auge verschmelzen. Die Gottesanbeterin interessiert sich nur für die Bewegungen, das tatsächliche Bild ist ihnen egal. Diese Methode ist die Einzige in der Natur und ein weiteres Beispiel, wie verschiedene Tiere, verschiedene Lösungen für das gleiche Problem entwickelten.