Das Zirpen im Moor wird vielstimmiger

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Region Wädenswil,

Vielerorts nimmt die Zahl von Insekten ab. Anders gewisse Heuschrecken: Ihre Vielfalt und Anzahl kann in Feuchtgebieten und Magerwiesen sogar zunehmen.

Ihnen geht es in Zürcher Wiesen prächtig: Sumpfschrecke. Bild: Wikimedia Commons
Ihnen geht es in Zürcher Wiesen prächtig: Sumpfschrecke. Bild: Wikimedia Commons - Community

Das Wichtigste in Kürze

  • Vielerorts geht die Zahl von Insekten zurück. Nicht so in voralpinen Zürcher Gebieten, dort zirpt es im Sommer laut.
  • Im Vergleich zum Jahr 2000 hat die Zahl und Vielfalt von Heuschrecken zugenommen, zeigt eine Studie der ZHAW.
  • Die zeige, dass die Lebensräume intakt sind. Das sei auch für andere Tier- und Pflanzenarten ein positives Zeichen.

In der voralpinen Hügellandschaft südlich des Zürichsees kreucht und fleucht es und Heuschrecken zirpen um die Wette. Das zeigt eine Untersuchung von Insektenspezialisten der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW). Sie zählten auf Wiesen in der Nähe von Schönenberg ZH einen Sommer lang Heuschrecken. Die Wissenschaftler bestimmten die Arten und verglichen die Daten mit Untersuchungen im selben Gebiet von 1990 und 2000. Die Ergebnisse zeigen, dass feuchte und trockenere Magerwiesen, die nicht gedüngt und selten gemäht werden, eigentliche Überlebensinseln für Heuschrecken darstellen. Die zirpenden Wiesenbewohner sind dort deutlich artenreicher und kommen in grösserer Anzahl vor als in intensiv genutzten Fettwiesen.

Dies im Unterschied zu anderen Studien, die unlängst Schlagzeilen machten, weil sie ein grosses Insektensterben dokumentierten. Eine breit angelegte Studie aus Deutschland etwa hatte gezeigt, dass Fluginsekten wie Bienen, Schmetterlinge oder Motten in dramatischem Ausmass aus der Natur verschwinden. Die Zürcher Studie zeigt nun, dass dies offenbar nicht für alle Orte oder Artengruppen gilt.

«Dass die Vielfalt in den Feuchtwiesen in den letzten zwanzig Jahren zugenommen hat, haben wir nicht erwartet», sagt Jürg Schlegel, Dozent für integrative Ökologie und Entomologie an ZHAW und Hauptautor der Studie. Bemerkenswert seien die Funde von vier Arten, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen, sagt Schlegel, darunter die Sumpfgrille und die Sumpfschrecke. Diese Arten seien an Feuchtgebiete gebunden und reagierten empfindlich auf Veränderungen. «Die Lebensräume sind offensichtlich intakt und genügend miteinander vernetzt. Sonst würden diese Arten rasch verschwinden», so Schlegel.

Doch in Schönenberg ZH ist das Gegenteil der Fall: Die Sumpfgrille ist in Schönenberg sogar neu eingewandert. Sie war vor 20 Jahren nur an wenigen Orten der Westschweiz präsent und hat sich seither nach Osten ausgebreitet – möglicherweise aufgrund des Klimawandels.

Auch die Bewirtschaftung durch die Bauern stimmt offenbar. Besonders förderlich ist laut Schlegel, dass fünf bis zehn Prozent jeder Moorfläche jeweils nicht gemäht werden dürfen. Das schreibt der Kanton Zürich den Landwirten vor. In diese Flächen können sich die Insekten zurückziehen, wenn gemäht wird, und die Eier und Larven können an den Pflanzenstängeln überleben. Bei den trockenen Magerwiesen gebe es allerdings noch Potential, meint Schlegel: «Viele Heuschreckenarten lieben trockene Verhältnisse, etwa an gut besonnten Böschungen. Wenn man diese nicht düngt, profitieren sie davon.»

Die Studie hat auch Bedeutung über die Heuschrecken hinaus. Denn wo diese zahlreich zirpen, sind die Lebensräume intakt. «Auch für andere Tier- und Pflanzenarten der Kulturlandschaft ist dies ein positives Zeichen», sagt Ökologe Schlegel.

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