NGOs fordern besseren Schutz von Nutztieren
NGOs sehen in der Haltung von Nutztieren einen Skandal: Fast jedes vierte tierische Lebensmittel sei von einem kranken Tier.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Tierschutzorganisationen leiden viele Nutztiere an Krankheiten.
- Die Hilfswerke in Deutschland fordern rechtliche Schritte.
NGOs schlagen Alarm. Ob Kühe mit entzündeten Eutern oder Legehennen mit Knochenbrüchen – zahlreiche Nutztiere leiden den Nichtregierungsorganisationen Vier Pfoten, Foodwatch und Greenpeace zufolge unter vermeidbaren Krankheiten. «Egal, ob Eier, Schnitzel oder Milch: Fast jedes vierte tierische Lebensmittel stammt von einem kranken Tier – das ist ein Skandal», erklärte Rüdiger Jürgensen von Vier Pfoten am Montag. Von der Bundesregierung forderten die Organisationen «wirksame Massnahmen für die Gesundheit von Nutztieren in Deutschland».
Bislang gebe es keine gesetzlichen Zielvorgaben für die Gesundheit von Nutztieren, kritisierten sie. Die Erkrankungsraten würden nicht systematisch erfasst. Nötig sei deshalb «ein bundesweites, betriebsgenaues Tiergesundheitsmonitoring sowie verbindliche Vorgaben für die Verbesserung der Gesundheit von Nutztieren».
Die Bundesregierung habe bisher keine Massnahmen vorgelegt, die diese Missstände beheben könnten. Das von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) erarbeitete Tierwohlkennzeichen greife viel zu kurz, kritisierten die Organisationen. Dieses setze lediglich Mindeststandards für formale Haltungsbedingungen wie etwa Auslauf und Herdengrösse, Kriterien für die Tiergesundheit fehlten hingegen.
NGOs fordern rechtliche Konsequenzen
Für Betriebe, deren Tiere wiederholt sehr schlechte Zustände aufwiesen, müsse es künftig rechtliche Konsequenzen geben, forderten die NGOs. Umgekehrt sollten Betriebe, die ein hohes Mass an Tiergesundheit erreichten, dafür finanziell belohnt werden. Grundsätzlich unterscheide sich der Gesundheitszustand der Tiere sehr stark von Betrieb zu Betrieb.
Den drei Organisationen zufolge gehen wissenschaftliche Studien bei Mastschweinen von Lungenerkrankungsraten um die 50 Prozent und schmerzhaft verdickten Gelenken um die 40 Prozent aus. Bis zu 90 Prozent der Milchkühe erkranken demnach im Durchschnitt einmal im Jahr, sei es am Euter, an Stoffwechsel-Störungen oder an den Klauen.
Masthühner und Puten könnten am Ende der Mast aufgrund ihres schnellen Wachstums nicht mehr richtig laufen und verdursteten deswegen zum Teil, kritisierten die Organisationen. Mehr als jede zweite Legehenne erleide Knochenbrüche.