HC Ambrì-Piotta: Paolo Duca – Müde, aber guter Dinge
Der HC Ambrì-Piotta hat wieder die Playoffs verpasst. Doch Moral und Kampfgeist der letzten Wochen lassen Sportchef Paolo Duca zufrieden in die Zukunft blicken.

Vier Tage nach dem knappen und dramatischen Scheitern im Play-In am EHC Kloten prä-sentierte der HC Ambrì-Piotta mit Sportchef Paolo Duca und Trainer Luca Cereda eine erste Bilanz der abgelaufenen Saison.
Der Playoff-Traum wurde zwar nicht erfüllt, aber die Leventiner blicken auf eine Saison zurück, die im Hinblick auf die Zukunft für einen gewissen Optimismus sorgt, auch wenn im Rahmen dieser Medienkonferenz die Enttäuschung über die Niederlage gegen Kloten noch spürbar war.
Der Overtime-Rekord
«Der Wunsch, diese Saison für uns zu verlängern und die Überzeugung, dass wir die Playoffs in der Hand hatten, waren gross», erklärte Sportchef Duca, der auch an die Ziele erinnerte, die vor der Saison kommuniziert worden waren.
Das war einerseits ein Platz in den Top Ten und damit verbunden die Qualifikation für das Play-In, was gelang.

Und andererseits weiterhin den Kampfgeist zu pflegen, der das Unternehmen seit Jahren auszeichnet, was nicht exakt messbar ist.
Doch der Kampfgeist stimmte, was mit ein paar Zahlen unterstrichen werden kann: In 23 der 52 Spiele der Qualifikation bestritt Ambrì die Overtime, was Schweizer Rekord ist.
Sieben Mal triumphierte der HCAP in der Verlängerung, sieben Mal gab es den Zusatzpunkt im Penaltyschiessen (in dem sie nie als Verlierer vom Eis mussten), neunmal kassierten die Tessiner das entscheidende Gegentor in der Overtime.
Die Moral und die Einstellung passten definitiv, ebenso die Physis. 17 Niederlagen nach der regulären Spielzeit waren im Ligavergleich Rang 6, schlechter sah es dagegen bei Siegen nach 60 Minuten aus: zwölf Spiele mit einem Dreier waren hinter Schlusslicht Ajoie (11) der zweitschlechteste Wert in der National League.

«Das ist das schlechteste Ergebnis in den acht Jahren, seit Luca Cereda und ich in der sportlichen Führung tätig sind und ein Negativpunkt», so Paolo Duca.
Bei 41 Spielen habe der Unterschied maximal zwei Tore betragen, was zeige, dass der Kampfgeist gestimmt habe und auch etwas mehr möglich gewesen wäre.
Gute Entwicklung der Jungen
Für Sportchef Duca ist rückblickend klar, dass der Teamgeist und die Energie in der Umkleidekabine positiv waren.
Die spätere Ankunft der Importspieler Dominik Kubalik, Kodie Curran und Chris DiDomenico habe dazu beigetragen, die bereits gute Dynamik in der Umkleidekabine zu steigern.

«Dies ermöglichte es uns, die private Tragödie von Dario Wüthrich als eine grosse Familie zu bewältigen. Ein weiterer Aspekt, auf den wir besonders stolz sind, ist das Wachsen, Reifen und die Bestätigung mehrerer junger Spieler wie Manix Landry, Tommaso De Luca, Miles Müller und Simone Terraneo, die im Team mehr Verantwortung übernommen haben.
Leider hatten Tim Muggli und William Hedlund grössere Schwierigkeiten, ihren Platz und Eiszeit zu finden.»
Der HC Ambrì-Piotta erlebte so eine Saison, die Sportchef Duca aufteilt: in eine Phase bis Weihnachten, die von einer gewissen Instabilität und Inkonstanz in der Leistung und damit auch in den Ergebnissen geprägt war, und in eine zweite Phase des Wachstums und der Konstanz, «die es uns ermöglichte, Boden gutzumachen und am Ende die Play-Ins zu erreichen».

Die Schwierigkeiten in der ersten Saisonhälfte kamen nicht ganz überraschend und sind auch der Tatsache geschuldet, dass die Leventiner auf diese Saison hin mit Benjamin Conz, Tobias Fohrler und Johnny Kneubühler langjährige Spieler und Leistungsträger verloren.
«Anfang September ergab sich dann die Möglichkeit, Dominik Kubalik, einen Liebling der Mannschaft und des Publikums, zurückzuholen, allerdings mit einer Ausstiegsklausel für die NHL bis Mitte Dezember.

Uns war bewusst, dass diese Verpflichtung auch zu einer gewissen Instabilität führen könnte, insbesondere in der Ausländerfrage, aber wir waren davon überzeugt, dass es mehr als richtig und angemessen war, dieses Risiko einzugehen», so Duca, der überzeugt ist, dass der Entscheid richtig war, ebenso der Tausch von Jakob Lilja und Chris DiDomenico, der für eine gewisse Stabilität und Dynamik sorgte.
«In den letzten 20 Spielen seit Weihnachten 32 Punkte sammelten, was einem Durchschnitt von 1,60 Punkten pro Spiel entsprechen würde. «Klar ist aber, dass die Saison aus 52 Spielen besteht.»
Zukunft von Kubalik offen
Kubalik und DiDomenico waren zwei Teamstützen, ebenso die Verteidiger Jesse Virtanen und Tim Heed, die Marathonmänner der Liga, die durchschnittlich so viel Eiszeit erhielten, wie niemand sonst in der National League: 24:05 (Virtanen) respektive 23:49 Minuten (Heed).
Sportchef Duca glaubt nicht, dass die beiden Verteidiger in der finalen Saisonphase ausgepowert oder ausgelaugt waren.
Im Gegenteil: «Sie waren der Motor des Teams, die treibende Kraft, die sie mit den anderen Spieler ins Jahr 2025 mitgezogen haben.» Virtanen, Heed und DiDomenico werden auch in der nächsten Saison Teil des HCAP sein.

Wie es bei Kubalik weitergeht, ist offen. Oder wie Paolo Duca sagt: «Wir werden in aller Ruhe Gespräche führen.»
Klar ist, dass der finnische Goalie Janne Juvonen die Leventiner verlässt, das Torhüter-Duo wird aus Gilles Senn und Philip Wüthrich bestehen, der vom SCB in den Tessin wechselt.
«Wir haben zwei spielfähige und gute Torhüter», so Duca. Welche weiteren Anpassungen im Kader noch folgen, ist offen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. «Wir werden zu gegebener Zeit informieren.»
Aktiv die Batterien aufladen
Auch wenn die Playoffs wie im Vorjahr knapp verpasst wurden, ist die Stimmung in Ambrì positiv. «Natürlich besteht ein bittersüsses Gefühl», sagt Headcoach Luca Cereda im Rahmen der ersten Saisonbilanz.
Gleichzeitig ist es aber definitiv nicht so wie vor zwei Jahren, als der Headcoach und der Sportchef von den Strapazen gezeichnet und ausgelaugt waren und Rücktrittsgedanken bestanden.

«Wir sind auch jetzt müde, aber wir sind auch guter Dinge», sagt Paolo Duca. Er sei ein soziales Wesen, ein «animale sociale», in dem Sinn, dass er seine Batterien auflade, indem er unter Menschen sei, andere Dinge tue, andere Aufgaben übernehme.
«Ich engagiere mich auf politischer und sozialer Ebene in meiner Gemeinde Ascona. Ich bin jemand, der seine Batterien nicht so sehr auflädt, indem ich in der Natur spazieren gehe, allein bin und nachdenke. Luca Cereda ist eher so.»
Auf dem Programm stehen so Ferien mit der Familie. Oder wie Paolo Duca sagt: «Dann finden wir einen Ort, an dem wir Energie tanken können – nämlich auf dem Wasser, auf einem Boot.

Wir machen oft und gerne Urlaub auf einem Boot, auf einem Katamaran, und das wird auch in diesem Jahr so sein.» Er freue sich nun vor allem darauf, wieder etwas mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, die Kinder an einige Spiele und Turniere zu begleiten.
«Denn von August bis zum Ende der jeweiligen Saison, gibt es sehr wenige Gelegenheiten, ab und zu mal einen Ausflug zu machen oder auch nur ein Wochenende mit der ganzen Familie zu verbringen.»
Über Paolo Duca
Geboren am 3. Juni 1981. Als Spieler war Paolo Duca zwischen 1998 und 2017 für den HC Ambrì-Piotta, die ZSC Lions und den EV Zug aktiv, nach seinem Karrierenende wurde er Ambrì-Sportchef.
Als Spieler kam er auf 899 National League-Spiele mit 167 Toren und 218 Assists. Zudem absolvierte er 30 Länderspiele (2 Tore, 3 Assists) für die Schweizer Nationalmannschaft.