Coronavirus und Bill Gates: Falschbehauptungen im Umlauf

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USA,

Im Internet kursieren wilde Spekulationen über die Herkunft des Coronavirus. So soll einer der reichsten Männer der Welt verantwortlich sein. Ein Faktencheck.

Ein Laborant arbeitet an der Charité in Berlin an Proben. Foto: Christophe Gateau/dpa
Ein Laborant arbeitet an der Charité in Berlin an Proben. Foto: Christophe Gateau/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Wochen hält der Erreger einer neuen Lungenkrankheit die Welt in Atem.

Mit der derzeitigen Ausbreitung des Coronavirus werden im Netz massiv falsche Theorien verbreitet.

Besonders im Fokus: die Stiftung von Microsoft-Gründer Bill Gates. Die Deutsche Presse-Agentur hat zwei Behauptungen gecheckt:

BEHAUPTUNG I: Ein von der Gates-Stiftung unterstütztes Institut hält ein Patent auf das aktuelle Coronavirus.

BEWERTUNG: Dafür gibt es keinerlei Anhaltspunkte.

FAKTEN: Erste Infektionen der aus China stammenden Lungenkrankheit werden im Dezember 2019 bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass das dafür verantwortliche Coronavirus in der Form 2019-nCoV auf einen Markt in der Millionenstadt Wuhan zurückgeht.

Artikel im Netz und Nutzer in sozialen Medien stellen die Mutmassung auf, das Virus habe keinen natürlichen Ursprung, sondern stehe in Verbindung mit Gates. Dessen Stiftung soll etwa die Entwicklung des Erregers finanziert haben.

Als angeblicher Beweis dafür wird vielfach ein Patent vorgebracht, das 2015 vom Pirbright Institut angemeldet wurde. Zu den Finanzierern dieser wissenschaftlichen Einrichtung gehört neben dem britischen Umweltministerium, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der EU-Kommission auch die Bill und Melinda Gates Stiftung.

Es gibt tatsächlich ein Patent von 2015 mit dem Titel «Coronavirus» des Pirbright Instituts. Allerdings handelt es sich um ein Patent zur Impfstoffentwicklung gegen ein Geflügelvirus. Diese Forschungen haben nichts mit der derzeitigen Ausbreitung zu tun. Der aktuelle Erreger 2019-nCoV gehört auch zur Familie der Coronaviren. Weitere sind etwa das Sars- und das Mers-Virus.

In der Immunologie ist es üblich, dass Forscher das Erbgut von Krankheitserregern verändern, um sie weniger gefährlich zu machen. Diese eignen sich dann zur Herstellung von Impfstoffen. Darin sind Bruchstücke von Viren oder die Erreger selbst in abgeschwächter Form vorhanden. Der geimpfte Organismus soll Abwehrmechanismen gegen die Viren entwickeln.

Nach Angaben des Europäischen Patentamts (EPA) beinhaltet ein Patent keine Erlaubnis, «eine Erfindung zu benutzen, in den Verkehr oder - wie im Fall von Medikamenten - auf dem Markt zu bringen», teilte ein EPA-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur mit. «Dies regeln andere Gesetze.»

Gates ist häufig Zielscheibe von Verschwörungstheoretikern. Vor allem Impfgegner arbeiten sich an dem US-Multimilliardär ab. Die Gates-Stiftung finanziert weltweit unter anderem Gesundheitsprojekte, darunter auch Impfprogramme.

BEHAUPTUNG II: Die Gates-Stiftung soll Wochen vor dem aktuellen Coronavirus-Ausbruch 65 Millionen Tote prognostiziert haben.

BEWERTUNG: Das ist falsch.

Am 18. Oktober 2019 hält ein ranghohes Expertengremium in New York die Simulationsübung «Event 201» ab. Veranstalter sind das Johns Hopkins Center for Health Security, das Weltwirtschaftsforum und die Gates-Stiftung. Die Übung hat nach Angaben der Veranstalter das Ziel, die Einsatzbereitschaft von Behörden und privaten Organisationen im Falle einer weltweiten Epidemie (Pandemie) zu verbessern, um grössere Schäden für Wirtschaft und Bevölkerung zu verhindern.

Vergangene Woche widerspricht das Johns Hopkins Center den Behauptungen, man habe im Oktober einen bevorstehenden Virus-Ausbruch vorhergesagt oder 65 Millionen Tote durch das aktuelle Coronavirus «prognostiziert». Vielmehr habe man für die Veranstaltung ein Szenario entworfen. Darin ging man von einer Gesamtzahl von 65 Millionen Toten aus, wenn keine Abwehrmassnahmen gegen eine Pandemie weltweit koordiniert werden würden.

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