Geschworene im Weinstein-Prozess anscheinend uneinig
Ist Harvey Weinstein schuldig? Bei den schwersten Anklagepunkten scheint sich die Jury im Weinstein-Prozess nicht einig zu sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Harvey Weinstein steht wegen Vergewaltigungsvorwürfen vor Gericht.
- Die Jury scheint sich momentan noch nicht einig zu sein, ob er schuldig ist.
- Der Prozess wirft in den USA schon lange hohe Wellen.
Im Vergewaltigungsprozess um Harvey Weinstein scheint die Jury bei den schwersten Vorwürfen gegen den Hollywood-Mogul keine klare Haltung zu haben.
In drei von fünf Punkten einig
Die zwölf Geschworenen fragten beim Gericht an, ob sie in drei der fünf Anklagepunkte ein einstimmiges Urteil abgeben könnten. Bei den anderen Punkten seien sie sich uneinig.
Richter James Burke antwortete ihnen übereinstimmenden Medienberichten zufolge, dass das Gericht keine Teilentscheidungen akzeptiere. Die Geschworenen sollen ihre Beratungen fortführen. Danach beendete er den Sitzungstag, die Jury kommt am Montag wieder zusammen.
Weinstein-Prozess könnte neu aufgerollt werden
Die beiden Anklagepunkte wegen «predatory sexual assault» (also etwa «raubtierhaften sexuellen Angriffs») sind die beiden schwerwiegendsten. Sie könnten Weinstein lebenslang hinter Gitter bringen. Zudem gibt es zwei Anklagepunkte zu Vergewaltigung und einen zu sexueller Nötigung. Kommt die Jury tatsächlich zu keiner einstimmigen Entscheidung gegen Weinstein, könnte der Prozess platzen und müsste wohl neu aufgerollt werden.
Seit 2017 haben Weinstein mehr als 80 Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen. In dem weltweit beachteten New Yorker Prozess geht es seit Januar aber vor allem um zwei Anschuldigungen: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oral-Sex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben.
Wichtiger Prozess für «MeToo»-Bewegung
Der Prozess gilt als Meilenstein der sogenannten «MeToo»-Ära, die von dem Fall ausgelöst wurde. Unter diesem Schlagwort sammelten unzählige Frauen in aller Welt ihre eigenen Erfahrungen mit chauvinistischen Sprüchen, unflätigem Verhalten und sexueller Gewalt. Sie erkannten diese in den Geschichten der mutmasslichen Weinstein-Opfer wieder.
Die Staatsanwaltschaft versuchte im Verfahren, mithilfe von insgesamt sechs Hauptzeuginnen ein detailliertes Bild von angeblichen Handlungsmustern Weinsteins zu zeichnen: Nämlich das eines gewissenlosen Triebtäters, der seine Macht in der Filmindustrie systematisch ausnutzte, um sich junge Frauen gefügig zu machen.
Verteidigung sieht Weinstein in Opferrolle
Die Verteidigung hingegen gab den Zeuginnen eine Mitschuld und stellte Weinstein als Opferrolle dar. Frauen hätten ihn über Jahrzehnte wegen seines Einflusses und Geldes ausgenutzt. Sie seien sich ihrer Handlungen und Signale an ihn bewusst gewesen. Jeglicher Sex habe einvernehmlich stattgefunden.