Kolumbien setzt Millionenbelohnung für Festnahme von Ex-Farc-Anführer aus
Die kolumbianische Polizei hat am Donnerstag eine Belohnung in Höhe von bis zu drei Milliarden kolumbianischen Pesos (rund 830.000 Euro) für die Festnahme des ehemaligen Farc-Anführers Jesús Santrich ausgesetzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Regierung geht von Flucht Santrichs nach Venezuela aus.
Präsident Iván Duque geht davon aus, dass Santrich ins Nachbarland Venezuela geflohen ist. Die USA werfen dem früheren Guerilla-Chef Santrich Drogenhandel vor und fordern seine Auslieferung.
Kolumbiens Polizeichef Oscar Atehortua kündigte im Kurzbotschaftendienst Twitter an, Informationen, die zur Festnahme Santrichs führten, würden mit «bis zu drei Milliarden Pesos belohnt».
Santrich war Ende Juni im Norden Kolumbiens verschwunden und am Dienstag nicht zu einem Termin vor dem Obersten Gerichtshof erschienen. Das Gericht ordnete einen Haftbefehl an und bat Interpol um Unterstützung. «Wenn ein Land ihn beschützt, werden wir es international verurteilen», warnte Kolumbiens Präsident Duque.
Der teilweise sehbehinderte Santrich gehörte zu den Unterhändlern des Friedensabkommens von 2016 zwischen Kolumbiens Regierung und den linksgerichteten Rebellen der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc). Die Farc-Kämpfer gaben ihre Waffen ab und wandelten sich in eine politische Partei um. Das Friedensabkommen sah zudem zehn Plätze im Parlament für die Farc-Partei vor.
Santrich hatte seinen Parlamentssitz im Juli vergangenen Jahres zunächst nicht antreten können, weil er drei Monate zuvor auf Drängen der USA verhaftet worden war. Ihm wurde vorgeworfen, an einem Schmuggel von zehn Tonnen Kokain in die USA beteiligt gewesen zu haben. Die USA verlangen deshalb die Auslieferung Santrichs.
Vor sechs Wochen wurde Santrich freigelassen und kurz darauf als Parlamentsabgeordneter vereidigt. Duques rechtskonservative Regierung sprach sich gegen Santrichs Freilassung und für seine Auslieferung in die USA aus. Der 52-Jährige beteuerte stets seine Unschuld und sprach von einer Verschwörung Washingtons und der kolumbianischen Staatsanwaltschaft, um das Friedensabkommen auszuhebeln.
Das unter Duques Vorgänger Juan Manuel Santos ausgehandelte Friedensabkommen sieht Sondergerichte vor, die über Kriegs- und Menschenrechtsverbrechen während des 53-jährigen Konflikts urteilen sollen. Für weniger schwere Verbrechen wurde eine Amnestie beschlossen.
Verbrechen, die ehemalige Farc-Führer nach Unterzeichnung des Abkommens begehen, fallen jedoch nicht unter die Amnestie und sollen vor einem normalen Gericht verhandelt werden. Für sie gilt auch das ausgehandelte Auslieferungsverbot nicht. Die Vorwürfe gegen Santrich beziehen sich auf die Zeit nach der Unterzeichnung.