Bloomberg sichert sich Option für Präsidentschaftsbewerbung
Steigt der schwerreiche frühere New Yorker Bürgermeister Bloomberg noch in das Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur ein? Präsident Trump hat nur Spott dafür übrig. Führende Anwärter für die Kandidatur der Demokraten bringen sich in Stellung.
Das Wichtigste in Kürze
- Der frühere New Yorker Bürgermeister und Milliardär, Michael Bloomberg, will offensichtlich US-Präsident Donald Trump bei der Wahl 2020 herausfordern.
Der 77-Jährige liess die nötigen Unterlagen für eine mögliche Teilnahme an den Vorwahlen für eine Kandidatur im US-Bundesstaat Alabama einreichen, wie aus einer Liste hervorgeht, die die Demokratische Partei am Freitag (Ortszeit) auf ihrer Homepage veröffentlichte. Prominente Anwärter auf die Kandidatur der Demokraten brachten sich inzwischen gegen Bloomberg in Stellung.
Es sei Bloomberg überlassen, für die Präsidentschaft zu kandidieren, sagte die linke Senatorin und Präsidentschaftsbewerberin Elizabeth Warren dem TV-Sender NBC. Sie fügte hinzu: «Ich glaube, wir sollten eine Graswurzelbewegung aufbauen, um wahre Veränderung in diesem Land herbeizuführen. Ich glaube nicht, dass es in der Demokratie darum gehen sollte, dass Leute hereinkommen und Wahlen kaufen.»
Warren führt das Bewerberfeld der Demokraten mit Ex-Vizepräsident Joe Biden und dem linken Senator Bernie Sanders an. Warren und Sanders beziehen immer wieder Position gegen Superreiche und fordern höhere Steuern für sie. Sanders teilte am Freitag einen Tweet über eine mögliche Bewerbung Bloombergs und schrieb in Anspielung an Vermögende wie ihn dazu: «Am Ende des Tages sind die 1% lediglich 1%. Wir sind 99% und genau deswegen werden wir gewinnen.»
Der Demokrat Bloomberg, der einst das nach ihm benannte Finanz- und Medienunternehmen gegründet hatte, gilt als einer der reichsten Männer der Welt. Er könnte erhebliche Finanzmittel in einen Wahlkampf gegen Trump (73) einbringen, der bei der Wahl für die Republikaner erneut antreten will.
Bloomberg hat sich selbst noch nicht öffentlich zu seinen Plänen erklärt und ist noch nicht offiziell ins Präsidentschaftsrennen eingestiegen. Mit seiner fristgerechten Registrierung in Alabama am Freitag sicherte sich der 77-Jährige aber die Option, sich bei den Demokraten als Präsidentschaftskandidat zu bewerben. Der Bundesstaat ist der erste, in dem Bewerber ihre Dokumente einreichen mussten, um an den Präsidentschaftsvorwahlen teilzunehmen. Äusserungen aus seinem Umfeld hatten Spekulationen angeheizt, dass er antreten will.
Im März hatte Bloomberg noch öffentlich erklärt, er wolle nicht Präsidentschaftskandidat werden. Berichten zufolge verzichtete er damals bewusst auf eine Kandidatur, um dem aussichtsreichen Anwärter Biden nicht in den Weg zu kommen. Dessen bisheriger Auftritt scheint ihn jedoch enttäuscht zu haben. Sein Berater Howard Wolfson sagte der «New York Times» und anderen US-Medien, Bloomberg sei zunehmend besorgt, dass das aktuelle Bewerberfeld der Demokraten es nicht mit Trump aufnehmen könne. Dieser stelle eine «noch nie da gewesene Bedrohung» für die USA dar.
Bei den Demokraten gibt es fast 20 Präsidentschaftsbewerber, die seit Monaten Wahlkampf machen. Mehrere Anwärter sind bereits aus dem Rennen ausgestiegen. Bloomberg wäre extrem spät dran. Als moderater Demokrat würde er insbesondere Biden Konkurrenz machen. Biden hatte das Bewerberfeld in seiner Partei lange mit grossem Abstand angeführt. Zuletzt machte der frühere Vizepräsident jedoch keine besonders gute Figur und schwächelte in Umfragen und beim Einsammeln von Spenden - weswegen vor allem Warren (70) an Boden gewann.
Die Vorwahlen, bei denen die Demokraten ihren Kandidaten für die Präsidentschaftswahl im November 2020 endgültig bestimmen, beginnen Anfang Februar in Iowa. In Alabama stehen die Vorwahlen erst am 3. März an - am sogenannten Super Tuesday, an dem es unter anderem Abstimmungen in 15 Bundesstaaten geben wird.
Trump hatte am Freitag mit Spott auf die Berichte über eine mögliche Präsidentschaftsbewerbung Bloombergs reagiert. Dem «kleinen Michael» Bloomberg fehle die nötige «Magie», die Wahlen in einem Jahr zu gewinnen, sagte Trump. «Er wird nicht gut abschneiden.» Bloombergs Kandidatur werde nur Biden schaden. «Der kleine Michael wird versagen», sagte Trump, der Gegnern gerne gehässige Spitznamen gibt.