So stark machen die Waldbrände den Amis zu schaffen
Das Wichtigste in Kürze
- In Kalifornien wütet derzeit der grösste Waldbrand in der Geschichte des US-Bundesstaats.
- Die Menschen leiden unter der schlechten Luftqualität.
- Und viele Menschen haben alles verloren. Hier lesen Sie einige Schicksale.
Die US-Westküste steht in Flammen. Bereits seit Wochen wüten in zahlreichen US-Bundesstaaten verheerende Waldbrände. Mehr als 17'000 Feuerwehrleute seien gegen Dutzende Feuer im Einsatz, teilte der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom am Mittwoch mit.
Zuletzt hatte sich vor allem das sogenannte «Bear Fire» rund 240 Kilometer nördlich von San Francisco in Teilen des «Goldenen Staates» ausgebreitet. Der Rauch vermischte sich mit Nebel und hüllte die Stadt in orangen Dunst.
Hunderttausende Menschen mussten fliehen
Hunderttausende Menschen flohen vor den Flammen und verloren ihr Zuhause. Über 170'000 Haushalte mussten zwischenzeitlich ohne Strom auskommen. Wegen der extremen Brandgefahr wird regelmässig in weiten Teilen das Stromnetz stillgelegt.
Darunter leidet auch Lara Smith (Name geändert). Sie lebt seit 45 Jahren in Marin County nördlich von San Francisco.
Smith ist krank und benötigt zum Überleben ein Sauerstoffgerät. Genau dies wird bei Stromunterbrüchen zum Problem. Sie kann ihr Sauerstoffgerät oder den Kühlschrank für ihre Medikamente dann nicht benutzen. Auch ihr Telefon kann sie für Notfälle nicht laden.
Die Stromausfälle dauern dabei jeweils zwischen acht bis zehn Stunden. Angesichts der unerträglichen Situation hat Smith beschlossen, Marin County zu verlassen und in den Süden Kaliforniens zu ziehen.
Wegen Bränden alles verloren
Lisa McCarthy wohnt in Long Beach, in der Nähe von Los Angeles. Sie erzählt, ein Freund von ihr habe wegen der Brände in Nordkalifornien alles verloren.
Sein Einfamilienhaus, welches ihm auch als Geschäft dient, wurde komplett zerstört. «Alles, was übrig geblieben ist, ist sein Cheminée. Alles, was er noch hat, kann er in einem Sack verstauen», so McCarthy.
Auch Los Angeles in Dunst gehüllt
Auch der Süden des Bundesstaats ist von den Auswirkungen der Waldbrände betroffen – wenn auch nur indirekt. Die Stadt der Engel ist in orangen Dunst gehüllt und aus der Ferne ist die Skyline kaum auszumachen.
Dave Razin wohnt in Laguna Beach südlich von Los Angeles. Es sei fast nicht zu glauben, dass die Brände so weit entfernt seien. «Denn der Himmel bei uns ist trotzdem sehr stark vom Rauch bedeckt.»
«Wenn wir unsere Autos draussen stehen lassen, sammelt sich Asche darauf», erzählt Razin. «Es fühlt sich wirklich surreal an, und ein bisschen marsianisch.»
Luftqualität ist «ungesund»
Kein Wunder: Die Luftqualität in ganz Kalifornien ist zurzeit ungesund. Die Bevölkerung benutzt dort eine App, welche die jeweilige Belastung aufzeigt.
Man wisse nie, wann man sein Haus sicher verlassen könne, erzählt Lisa McCarthy aus Long Beach. «Letzte Woche lag die Luftqualität bei ‹mässig›.»
Eigentlich bedeute das, dass Aktivitäten im Freien sicher seien. Und trotzdem fühle sich das falsch an. «Als ich draussen joggen gehen wollte, fiel mir Asche in die Augen.»
McCarthy weiter: «Wir werden wegen der Corona-Pandemie aufgerufen, Zuhause zu bleiben. Jetzt können wir wegen der Brände nicht einmal mehr im Freien trainieren.» Dies wirke sich auch auf die geistige und emotionale Gesundheit aller Altersgruppen aus.