Trump legt Amtseid ohne Hand auf Bibel ab
Donald Trump verzichtet bei seiner zweiten Amtseinführung auf das übliche Ritual, die Hand auf eine Bibel zu legen.
Bei der Vereidigung ist es zwar nicht vorgeschrieben, aber üblich, dass der neue US-Präsident seine linke Hand auf eine Bibel legt, während er mit der rechten den Amtseid schwört. Doch Donald Trump brach bei seiner zweiten Amtseinführung mit diesem Ritual. Während seine Ehefrau Melania – wie schon bei der Zeremonie 2017 – gleich zwei Bibeln neben ihm bereitstellte, blieb die linke Hand des Republikaners dieses Mal an seiner Körperseite. Die rechte Hand hob er zum Schwur.
Die Heilige Schrift hat bei der Vereidigung von US-Präsidenten eine lange Tradition. Bereits George Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten, legte bei seiner Amtseinführung im Jahr 1789 seine Hand auf eine Bibel. Seitdem haben fast alle Präsidenten dieses Ritual beibehalten und dabei meist ein Exemplar gewählt, das für sie eine persönliche Bedeutung hatte.
Amtseid ohne feste Regeln
Die Bibel ist aber nirgendwo festgeschrieben. Der Amtseid kann theoretisch auch mit dem Koran, der Thora oder ohne jegliche religiöse Symbole geleistet werden. John Quincy Adams legte seinen Eid im Jahr 1825 auf ein Gesetzbuch ab; Theodore Roosevelt verzichtete im Jahr 1901 nach der Ermordung von William McKinley aufgrund der eiligen Umstände gänzlich auf ein Buch.
Was ein Präsident bei der Vereidigung mit seinen Händen macht, ist ebenfalls nicht festgelegt. Entscheidend ist allein, dass der Amtseid korrekt rezitiert wird.
Trump selbst hat eine besondere Beziehung zu Bibeln – oder zumindest zu ihrer Inszenierung. Der Republikaner präsentiert sich regelmässig als Verteidiger christlicher Werte und betont in seinen Reden die Bedeutung der Heiligen Schrift. Bei Nachfragen zu deren genauen Inhalten wirkte er jedoch gelegentlich etwas unsicher.
Kritik an Marketing-Aktion
Für Schlagzeilen und heftige Kritik sorgte Trump während seiner ersten Amtszeit im Juni 2020. Im Zuge der landesweiten Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd liess er die Umgebung einer Kirche in der US-Hauptstadt Washington gewaltsam räumen. Dann posierte er vor dem Gotteshaus – und hielt eine Bibel in die Höhe.
Nach Trumps erster Präsidentschaft wurden mit seiner Zustimmung «God Bless the USA»-Bibeln für 59,99 US-Dollar (etwa 58 Euro) pro Exemplar verkauft, die mit patriotischen Elementen verziert waren. Trumps Name und Abbild wurden prominent für die Vermarktung genutzt. Berichten zufolge verdiente der Republikaner durch die Lizenzgebühren rund 300'000 US-Dollar.