Tui will trotz Reisewarnung Urlauber auf die Kanaren bringen
Anfang September hat das Auswärtige Amt ganz Spanien zum Risikogebiet erklärt. Auch von einem Urlaub auf den Kanarischen Inseln wird somit abgeraten. Der Veranstalter Tui will dennoch Reisen dorthin anbieten.
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz einer Reisewarnung der Bundesregierung will der weltgrösste Reiseanbieter Tui vom 3. Oktober an wieder Pauschalreisen auf die Kanaren anbieten.
«Wir wollen dem Gast die Wahl geben, ob er die Reise antreten oder kostenlos stornieren oder umbuchen möchte», sagte Tui-Sprecher Aage Dünhaupt. «Wir machen es, weil es auch von den Kunden gewünscht wurde.» Seit der für ganz Spanien hatte Tui die Flüge auf die Kanarischen Inseln stark reduziert, Pauschalreisen wurden abgesagt. Flüge waren über Tui weiterhin möglich, wie Dünhaupt sagte.
Dass bald wieder Pauschalreisen möglich sind, liege auch an den anstehenden Schulferien. «Unser Ansatz war, eine Lösung für die Herbstferien zu schaffen - für die Gäste, die auch weiterhin auf die Kanaren möchten.» Der Flugplan werde je nach Bedarf ausgebaut. Über die Änderung hatten zunächst die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag) berichtet.
Lösung für die Herbstferien
Der Tourismuskonzern sieht für umsichtige Urlauber, die trotz Reisewarnung auf die zu Spanien gehörende Inselgruppe im Atlantik fliegen, kein besonderes Risiko. «Alle Auswertungen und Zahlen zeigen, dass der Pauschalreisende, der sich an die Regeln hält, überhaupt nicht gefährdet ist», sagte Dünhaupt. Die Tui-Reisenden seien zudem versichert, falls Corona-Test, Quarantäne oder eine Corona-Behandlung nötig werden sollten.
Der Deutschlandchef des Tourismuskonzerns, Marek Andryszak, erwartet, dass viele Kunden genau abwägen, ob sie in ein Risikogebiet reisen oder nicht. «Aber durch die Möglichkeit, sich testen zu lassen, glaube ich schon, dass viele Kunden ihren Urlaub trotz Reisewarnung antreten werden», sagte Andryszak den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Mit der Entscheidung stelle sich das Unternehmen nicht gegen die Bundesregierung.
Die Bundesregierung weist Regionen, in denen ein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 besteht, als Risikogebiete aus. Reisende, die aus Risikogebieten zurückkehren, müssen sich 48 Stunden vor oder nach der Einreise auf Corona testen lassen und dann solange in Quarantäne bleiben, bis das Testergebnis da ist. Die Reisewarnung ist kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung für touristische Reisen haben. Den Urlauberinnen und Urlaubern ermöglicht sie, Buchungen kostenlos zu stornieren.
Die Corona-Lage auf den Kanaren
Auf den Kanaren ist die Zahl der Corona-Infektionen im Vergleich zu anderen Regionen Spaniens relativ niedrig. Die Regionalregierung schaffte es im September, die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen zu halbieren. Als die Bundesregierung die Kanaren Anfang des Monats auf die schwarze Liste gesetzt hatte, lag diese Zahl noch bei 107. Vorige Woche wurde sie auf knapp über 50 gedrückt. Allerdings muss die 7-Tage-Inzidenz mehrere Tage lang unterhalb von 50 liegen, damit es eine Chance auf Aufhebung der Reisewarnung gibt.
Auf den Kanaren wie auch in ganz Spanien gilt eine strenge Maskenpflicht. Auch im Freien sind Mund und Nase zu bedecken - selbst dann, wenn der Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern eingehalten werden kann. Verstösse gegen diese Anordnung werden mit bis zu 100 Euro bestraft. Anders als in anderen Regionen Spaniens gilt auf den Kanaren zwar keine Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Es gibt aber eine Reihe von Restriktionen, vor allem auf den vier von der Pandemie am stärksten betroffenen Inseln des Archipels - Gran Canaria, Teneriffa, Fuerteventura und La Gomera. Dort sind etwa in den nächsten 7 bis 15 Tagen Versammlungen von mehr als 10 Personen untersagt, die meisten Cafés, Bars und Restaurants müssen spätestens um Mitternacht schliessen.