UN: Nordkorea macht sich für ersten Atomtest seit fünf Jahren bereit
Den Vereinten Nationen zufolge könnte Nordkorea bald einen Atomtest durchführen. Mehrere Aktivitäten bei Atomanlagen würden daraufhin deuten.
Das Wichtigste in Kürze
- Der UN zufolge könnte Nordkorea bald einen Atomtest durchführen.
- Zuletzt wurden Bauarbeiten an einer unterirdischen Testanlage beobachtet.
- Der letzte Atomtest des autoritär regierten Landes liegt fünf Jahre zurück.
Den Vereinten Nationen zufolge macht sich Nordkorea für den ersten Atomtest seit fünf Jahren bereit. An einer unterirdischen Testanlage im Norden des Landes seien zuletzt Bauarbeiten beobachtet worden.
In einem bislang vertraulichen UN-Expertenbericht, welcher der DPA in Teilen vorlag, heisst es: «Die Arbeiten am Atomtestgelände Punggye-ri ebnen den Weg für weitere Atomtests zur Entwicklung von Atomwaffen.»
Satellitenaufnahmen liessen darauf schliessen, dass Nordkorea sein Stollen-Netzwerk in Punggye-ri instand setze. Zudem soll das Land Gebäude, die 2018 im Zuge von Verhandlungen mit den USA abgerissen wurden, wieder aufbauen.
Zudem wurden die Kapazitäten zur Produktion von spaltbarem Material in der nordkoreanischen Atomanlage Yongbyon hochgefahren. Dies hiess es weiter in dem UN-Bericht, der den Zeitraum der vergangenen Monaten abdeckt.
Nordkorea erlaubt keine internationalen Inspektionen
Seit Monaten befürchten Beobachterinnen und Beobachter, dass der erste Atomtest von Machthaber Kim Jong Un seit 2017 bevorstehen könnte. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte bereits im Juni auf Aktivitäten in Punggye-ri verwiesen. Nordkorea hatte dort zwischen 2006 und 2017 sechs Testexplosionen durchgeführt.
Das Land erlaubt keine internationalen Inspektionen vor Ort. Nordkorea feuerte unter Verstoss gegen UN-Sicherheitsratsresolutionen in diesem Jahr bereits über 30 ballistische Raketen ab. Darunter befanden sich auch mehrere Interkontinentalraketen.
UN-Generalsekretär António Guterres hatte erst am Montag auch angesichts von Nordkoreas Atomprogramm davon gesprochen. Die Welt befinde sich in einer «Zeit nuklearer Gefahr, wie es sie seit dem Kalten Krieg nicht mehr gegeben hat». Die Menschheit laufe Gefahr, die Lehren von Hiroshima und Nagasaki zu vergessen. «Heute ist die Menschheit nur noch ein Missverständnis, eine Fehlkalkulation von der nuklearen Vernichtung entfernt.»
Atomprogramm mit Hacker-Angriffen finanziert
Nordkorea finanziert sein Atomprogramm den UN-Experten zufolge weiterhin mit Hackerangriffen, bei denen Computer-Spezialisten durch Datenklau Geld nach Pjöngjang schleusen. Sie hätten «Hunderte Millionen Dollar» in Kryptowährungen erbeutet. Entgegen der UN-Sanktionen gegen die Autokratie exportiere das Land ausserdem Kohle.
Kim Jong Un will mit den Raketentests und seinem Atomprogramm den Druck auf die Weltgemeinschaft zum Aufheben der Sanktionen erhöhen. Gleichzeitig liegt die Diplomatie zu den USA seit dem gescheiterten zweiten Gipfeltreffen brach. Kim hatte sich im Februar 2019mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump getroffen.
Nordkorea machte daraufhin mehrfach deutlich, an neuen Gesprächen nicht interessiert zu sein, solange Washington keine neuen Vorschläge unterbreite. Im UN-Sicherheitsrat waren die USA im Mai mit einer Resolution für schärfere internationale Sanktionen gegen Pjöngjang gescheitert. Russland und China legten bei der Abstimmung in New York Vetos ein.