USA will erstmals Häftling mit Stickstoff töten
In den USA könnte schon bald die erste Person mittels Stickstoff hingerichtet werden. Die Entscheidung ist umstritten.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein zum Tode verurteilter US-Amerikaner soll mit Stickstoff getötet werden.
- Der Bundesstaat Alabama hat ein Gerichtsdokument zum Ablauf der Hinrichtung verfasst.
- Die Hinrichtungsmethode wird kritisiert, weil sie wenig erforscht ist.
Erstmals soll in den USA ein zum Tode verurteilter Mann mit Stickstoff hingerichtet werden: Mörder Kenneth Eugene Smith. In einer umstrittenen Entscheidung hat der Oberste Gerichtshof Alabamas grünes Licht für diese Methode gegeben.
Bei dem 58-Jährigen schlug eine tödliche Injektion fehl, weil seine Venen nicht zugänglich waren. Jetzt soll er stattdessen Stickstoff einatmen.
Die Art der Hinrichtung löst hitzige Diskussionen aus. Kritikerinnen und Kritiker warnen vor unerforschten Risiken. Sie lehnen den Einsatz von Stickstoff als «Test» an Menschen ab. Andere preisen den Stickstoff-Tod dagegen als «humane Methode der Hinrichtung», wie das «Wall Street Journal» schreibt.
Einatmen von reinem Stickstoff führt rasch zum Tod
Der Toxikologe Henning Hintzsche betont: «Zu sagen, dass eine Hinrichtungsmethode schonender als die andere ist, ist grundsätzlich schwierig.» Das Rechtsteam des Verurteilten betont, sein Mandant solle nicht als «Versuchskaninchen» missbraucht werden.
Der Ablauf der Hinrichtung wurde vom Bundesstaat Alabama in einem Dokument festgehalten. Details dazu bleiben jedoch unter Verschluss.
Klar ist: Der Gefangene soll durch das Einatmen von reinem Stickstoff sterben. Das Gas soll über eine Maske zugeführt und in die Lungen gedrängt werden.
Stickstoff ist ein wichtiges Element unserer Atemluft, doch ohne den lebenswichtigen Sauerstoff führt sein reines Einatmen rasch zum Tod.
Expertinnen und Experten warnen vor technischen Schwierigkeiten
«Besonders anfällig ist das zentrale Nervensystem, weil es extrem energieabhängig ist», erklärt Hintzsche. Ohne Sauerstoff wird man schnell bewusstlos. Dies geschieht innerhalb von Sekunden bis maximal wenigen Minuten. Die Dauer bis zur Bewusstlosigkeit hängt von Grösse und Gewicht einer Person sowie der Verteilung von Fett und Muskeln ab.
Expertinnen und Experten warnen vor möglichen technischen Schwierigkeiten während des Hinrichtungsprozesses, die für die Betroffenen zur Qual werden könnten. Komplikationen wie undichte Gasmasken könnten das zentrale Nervensystem nur langsam ausschalten, was zu einem schmerzvollen Prozess führen würde.
Bisher erfolgen Hinrichtungen in den USA meist per Injektion, doch auch hier gibt es Probleme: Ein Drittel der Exekutionen im letzten Jahr verlief erschwert, so das «Death Penalty Information Center». Nicht selten müssen Hinrichtungen verschoben werden, weil beispielsweise kein venöser Zugang gelegt werden kann.
Eine besonders grausame Panne ereignete sich 2014: Nach einer Giftspritze litt ein Mann 43 Minuten unter extremsten Schmerzen bis zum tödlichen Herzinfarkt.