Viele offene Fragen nach Mord an CEO in New York
Der Mord an einem Versicherungs-CEO in New York sorgt für grosses Aufsehen. Der Täter taucht unter, während viele Fragen offen bleiben.
Das Wichtigste in Kürze
- Im New Yorker Stadtteil Manhattan wird am Mittwoch ein US-Versicherungschef erschossen.
- Der Täter verschwindet wenig später im Central Park – Identität und Motiv sind unklar.
- Am Tatort findet die Polizei beschriftete Patronenhülsen.
Der wohl gezielte Mord am CEO des grössten privaten US-Krankenversicherers UnitedHealthcare erschüttert New York.
Eine maskierte Person erschiesst den 50-jährigen Brian Thompson am Mittwochmorgen um 6.45 Uhr Ortszeit mitten in Midtown-Manhattan. Das Opfer ist auf dem Weg zu einem Hotel, wo sein Unternehmen eine Investorenveranstaltung abhalten will.
NYPD-Chefin Jessica Tisch nennt den Mord eine «schamlose gezielte Attacke». Laut New Yorks Bürgermeister Eric Adams sieht es nicht aus, als handele es sich um einen «zufälligen Gewaltakt».
Täter verschwindet im Central Park
Eine Überwachungskamera filmt, wie ein maskierter Täter auf dem Gehweg hinter Thompson auftaucht und sich ihm nähert. Die unbekannte Person schiesst ein erstes Mal. Thompson gerät ins Taumeln und fällt auf den Boden.
Der Täter schiesst weiter, doch dann scheint seine Waffe zu klemmen. Der Schütze justiert sie umgehend und nähert sich seinem Opfer. Thompson liegt bereits am Boden, doch der Schütze drückt ein weiteres Mal ab.
In der Folge läuft er auf die Strasse, beginnt zu rennen und flüchtet Sekunden später laut Polizeiangaben mit einem E-Bike.
Um 6.48 Uhr, wenige Minuten nach der Tat, nimmt eine Kamera den Täter auf, wie er auf seinem Velo in den Central Park fährt. Seither fehlt jede Spur von ihm.
Thompson, mindestens einmal im Rücken und der Wade getroffen, kann von den Rettungskräften nicht gerettet werden. Der im Bundesstaat Minnesota lebende CEO verstirbt im Spital und hinterlässt seine Frau und zwei Söhne.
Wer ist der Täter – und was sein Motiv?
Auch knapp einen Tag nach dem Mord bleiben viele Fragen offen.
Laut ABC News wurden am Tatort Patronenhülsen gefunden, auf denen die Wörter «deny» (bestreiten/ableugnen), «defend» (verteidigen) und «depose» (unter Eid aussagen) zu lesen sind.
Den Bildern zufolge benutzte der Täter zudem einen Schalldämpfer. Gegenüber dem US-Sender NBS News sagt ein Zeuge deshalb, er habe die Schüsse nicht hören können.
Trotzdem gehen die Ermittler laut ABC News nicht davon aus, dass es sich um einen professionellen Killer handelt. Doch der Schalldämpfer und die Handhabung der Waffe lassen erahnen, dass der Täter Erfahrung mit Waffen hat.
Äusserliche Merkmale des Schützen sind ebenfalls kaum bekannt. Vor der Tat wird der Täter in einem Starbucks gefilmt, doch zu diesem Zeitpunkt ist der Mann bereits maskiert. Er soll sich eine Flasche Wasser und zwei Energieriegel gekauft haben.
Eine Wasserflasche und ein Handy werden später in der Gasse gefunden, in die der Täter flüchtete. Dass die Gegenstände dem Verdächtigen gehören, ist nicht bestätigt.
Auch beim Motiv herrscht weiterhin Unklarheit. Spekuliert wird über einen Zusammenhang mit Thompsons Job bei der Versicherung.
Die Frau des Verstorbenen verrät am Mittwoch gegenüber NBC News, dass Thompson ihr von Drohungen gegen ihn erzählt habe.
Passend dazu berichtet CNN, dass die Mutterfirma von UnitedHealthcare, die UnitedHealth Group, von Drohungen gegen seine höchsten Angestellten wusste. Der Sender beruft sich dabei auf eine Quelle mit Kenntnis der Ermittlungen.
Trotz der Drohungen ist der 50-jährige Thompson ist zur Tatzeit ohne Sicherheitspersonal unterwegs.
Was sah die Frau auf dem Video?
Weitere Fragen wirft eine Person auf, die auf dem Überwachungsvideo der Tat zu sehen ist. Dabei handelt es sich wohl um eine Frau. Sie steht mit dem Rücken zum Trottoir am Eingang und befindet sich nur wenige Meter von Thompson entfernt, als auf ihn geschossen wird.
Nach dem ersten Schuss dreht sie sich um und rennt davon. Für die Polizei dürfte es sich um eine Schlüsselzeugin handeln.
Das New York City Police Department (NYPD) schreibt für Hinweise, die zur Festnahme des Täters führen, eine Belohnung von 10'000 Dollar aus.
Festnahmen gibt es bisher keine, doch die Polizei folge mehreren guten Spuren, wie NBC News berichtet. Weder die Tatwaffe noch das E-Bike sind gefunden.
«Zutiefst traurig und geschockt»
Die UnitedHealth Group, einer der grössten US-Versicherungskonzerne, zu dem UnitedHealthcare gehört, schreibt nach dem Todesfall: «Wir sind zutiefst traurig und geschockt über den Tod unseres lieben Freundes und Kollegen Brian Thompson.»
«Brian war ein hoch respektierter Kollege und Freund für alle, die mit ihm zusammengearbeitet haben. Wir arbeiten eng mit der New Yorker Polizei und bitten um Ihre Geduld und Ihr Verständnis in dieser schwierigen Zeit. Unsere Herzen sind bei der Familie von Brian und allen, die ihm nahe standen.»