Entwicklungsminister Müller warnt vor «Staatsverfall» durch Corona-Krise in Afrika

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Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hat vor verheerenden Auswirkungen der Corona-Krise auf afrikanische Staaten gewarnt.

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU)
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Weltbank und IWF fordern weitere Milliardenhilfen für den Kontinent.

Nicht nur die Gesundheitskrise selbst stelle eine Gefahr für afrikanische Länder dar - «sondern es erwachsen daraus Spannungen, Unruhen, Hunger, bis hin zur Gefahr des Staatsverfalls in bestimmten Regionen», sagte Müller am Samstag im Deutschlandfunk. Auch die Weltbank und der Internationale Währungsfonds (IWF) warnten vor den Folgen der Pandemie auf dem ärmsten Kontinent der Welt und riefen zu weiteren Milliardenhilfen auf.

Müller verwies auf äusserst schwache Gesundheitsstrukturen in vielen afrikanischen Ländern. Zugleich hob er die afrikanischen Erfolge im Kampf gegen Ebola hervor. Als Konsequenz aus diesen Erfahrungen hätten afrikanische Regierungen sofort beim Auftreten der ersten Corona-Fälle Isolation angeordnet.

Die Weltbank und der IWF warnten ihrerseits, dass die bisherigen Milliardenhilfen für Afrika im Kampf gegen die Pandemie bei weitem nicht ausreichten. Nach eigenen Angaben haben Weltbank und IWF jeweils 57 Milliarden Dollar (52 Milliarden Euro) freigegeben, um afrikanische Länder bei der Aufrüstung ihrer Gesundheitssysteme und der Wiederbelebung der Wirtschaft zu helfen. Dies sei ein «wichtiger Anfang», jedoch brauche der ärmste Kontinent der Welt deutlich mehr Geld, um sich gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu stemmen. Im Moment bestehe mindestens eine «Finanzierungslücke von rund 44 Milliarden Dollar».

Weltbank-Chef David Malpass forderte ein schnelles Handeln, um armen afrikanischen Staaten und anderen Entwicklungsländern bei der Abfederung der Pandemie-Folgen zu helfen. Er fürchte, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise alle Fortschritte der ärmeren Länder zunichte machen könnten, sagte Malpass auf der Frühjahrstagung der Weltbank.

Auch der Chef der Afrikanischen Union (AU), Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, warnte vor Rückschlägen für die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit in Afrika durch die Corona-Krise. «Die Pandemie hat bereits jetzt verheerende Auswirkungen auf Afrika, die sich mit zunehmenden Infektionsraten noch vertiefen werden», erklärte Ramaphosa. «Es ist ein Rückschlag für den Fortschritt, den wir bei der Beseitigung von Armut, Ungleichheit und Unterentwicklung gemacht haben.»

In Afrika starben nach einer AFP-Zählung inzwischen mehr als tausend Menschen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion, die Zahl der bestätigten Infektionen stieg auf mehr als 19.000. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigte sich am Freitag besorgt angesichts der rasanten Ausbreitung des Virus in Afrika. In der vergangenen Woche habe sich die Zahl der Infizierten auf dem Kontinent um 51 Prozent erhöht, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Die Zahl der Todesopfer sei sogar um 60 Prozent gestiegen.

In vielen afrikanischen Ländern sind die Gesundheitssysteme äusserst schwach. Experten fürchten, dass eine Kombination aus Einschränkungen des öffentlichen Lebens zur Eindämmung des Virus, einer starken Abnahme bei der Nachfrage nach Rohstoffen sowie einem Rückgang des Tourismus die Volkswirtschaften des Kontinents an den Rande eines Kollaps bringen könnten.

Der IWF schätzt, dass die Wirtschaft in Afrika in diesem Jahr um 1,6 Prozent schrumpfen wird. Dies wäre der grösste jemals verzeichnete Rückgang in Afrika. Die Weltbank warnte vor der ersten Rezession in Afrika seit 25 Jahren.

Insgesamt will die Weltbank in den kommenden 15 Monaten armen Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika 160 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen, um die Folgen der Pandemie abzufedern. «Es ist klar, dass das nicht genug sein wird», räumte Malpass ein.

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