Bahn legt «Corona-Tarifpaket» vor - EVG sieht Bewegung
Die Bahn AG kämpft in der Corona-Krise mit hohen Verlusten und eingebrochenen Fahrgastzahlen. Dennoch soll es keinen Stellenabbau geben und kein Ende der Einstellungsoffensive. Seit Tagen feilschen Bahn und eine Gewerkschaft, wie Kosten trotzdem sinken können.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Deutsche Bahn (DB) und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) nähern sich in den Tarifverhandlungen an.
Der bundeseigene Bahnkonzern legte nach eigenen Angaben einen Vorschlag für ein Gesamtpaket vor, die EVG sprach am Abend in Berlin von Bewegung und einer «Zwischenbilanz».
Das angebotene Paket enthalte alle Elemente, die auch für die EVG wichtig seien, sagte eine Bahn-Sprecherin. Teile der vorgeschlagenen Gesamtlösung seien «moderate Lohnsteigerungen mit langer Laufzeit, ein verbesserter Kündigungsschutz und die Verlängerung von Regelungen für Kinderbetreuung und Pflege in Corona-Zeiten».
Die Bahn AG sage zu, auf Grundlage dieses «Corona-Tarifpakets» an der Rekrutierungsoffensive insbesondere bei stark umworbenen Fachberufen festzuhalten. Des Weiteren biete das Unternehmen an, auch in den nächsten beiden Jahren auf hohem Niveau auszubilden. Darüber hinaus mache die Deutsche Bahn der EVG Vorschläge, «um das Vermitteln von Wissen stärker zu honorieren und Wegezeiten zu entschädigen». Die DB halte «eine zeitnahe Verständigung am Verhandlungstisch weiter für machbar». In wichtigen Punkten gebe es eine Annäherung.
EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch sagte am Abend auf Anfrage, «wir sind auf einem guten Weg und kommen Stück für Stück voran». Beide Seiten seien in allen Bereichen im Gespräch, «aber noch lange nicht fertig». Neben materiellen Fragen wie einer «gemässigten Lohnforderung» seien Arbeitsplatzsicherheit sowie ausreichend Bahn-Personal als «Kernpunkte» wichtig.
Am späteren Abend wurden die Gespräche unterbrochen, wie die EVG mitteilte. «Wir wollen die bislang erzielten Zwischenergebnisse in Ruhe bewerten und mit unseren Gremien diskutieren», erklärte Loroch. Insbesondere bei der Frage des künftigen Personalbedarfs und der Forderung, möglichst viel Arbeit im Unternehmen zu halten, gebe es noch Klärungsbedarf. Die Tarifverhandlungen sollen die nächste Woche in Berlin fortgesetzt werden.
Die Deutsche Bahn strebt nach Aussage der Sprecherin weiter «ein sozial ausgewogenes und ökonomisch sinnvolles Tarifpaket» an, um aus der Corona-Pandemie entstandene Umsatzausfälle auszugleichen: «Wir stehen klar und eindeutig zum «Bündnis für unsere Bahn».» Im «Bündnis für unsere Bahn» hatten Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), der Vorstand der bundeseigenen DB AG, die EVG und der Konzernbetriebsrat im Mai vereinbart, es solle keinen Stellenabbau geben und auch kein Ende der laufenden Einstellungsoffensive.
Bei den Tarifverhandlungen geht es darum, wie sich dennoch Personalkosten senken lassen. Sie wurden nach fünftägigen Gesprächen vergangene Woche in Frankfurt wieder aufgenommen. Der Konzern hat mit hohen Verlusten zu kämpfen. In der Corona-Krise waren die Fahrgastzahlen eingebrochen. Hinzu kommen Schwierigkeiten im Güterverkehr und im Auslandsgeschäft. Die Bahn hat 211.000 Beschäftigte in Deutschland.