In freier Natur gibt es nur noch wenige Hundert Sumatra-Tiger. Kamerafallen in einem geschützten Ökosystem zeigen nun: Es fehlt an Weibchen – aber warum?
Sumatra-Tiger
Ein Sumatra-Tiger in einem Zoo in Jakarta, Indonesien. - keystone

Die vom Aussterben bedrohten Sumatra-Tiger sind nach Forscherannahmen auch durch Wilderei gefährdet. Bei einer mehrjährigen Überwachung mit Kamerafallen im Ulu-Masen-Ökosystem auf der indonesischen Insel Sumatra hat ein Team elf Exemplare identifiziert – darunter überwiegend Männchen und überhaupt keine Jungtiere. Das Geschlechterverhältnis weise auf Wilderei hin. Dies unterstreiche die dringende Notwendigkeit einer stärkeren Überwachung und eines gezielten Schutzes dieser seltenen Art, heisst es in der im Fachmagazin «Scientific Reports» veröffentlichten Studie.

Der Sumatra-Tiger (Panthera tigris sumatrae) ist die kleinste der noch lebenden Unterarten des Tigers. Schätzungen zufolge gibt es nur noch etwa 400 Exemplare in freier Wildbahn. Auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) werden die Tiere als vom Aussterben bedroht geführt. Andere indonesische Unterarten wie der Bali-Tiger und der Java-Tiger sind bereits ausgestorben.

Bis zu 70 Prozent der verbliebenen Raubkatzen lebten in ungeschützten Gebieten ausserhalb von Nationalparks, betonten die Forschenden. Das Gebiet Ulu Masen im Norden der Insel sei dabei ein wichtiger Lebensraum für die Tiere, mit ausreichend Beutetieren wie dem Sambar (Pferdehirsch). Die Region, die zum Grossteil aus Wald bestehe, gehöre aber ebenfalls zu keinem Nationalpark und sei deshalb lange unzureichend auf Tiger untersucht worden.

«Deutet auf massive Wilderei hin»

Zwischen 2020 und 2022 hätten Kamerafallen an 16 von insgesamt mehr als 50 Standorten 39 Mal Sumatra-Tiger aufgenommen, so die Studie um den Forscher Joe Figel von der Leuser International Foundation. Dabei seien elf Exemplare identifiziert worden: acht Männchen, ein Weibchen und zwei Tiere unbekannten Geschlechts. «Der hohe Anteil beobachteter männlicher Tiger deutet auf massive Wilderei hin», heisst es in der Studie. Der Mangel an gebärfähigen Weibchen sei besorgniserregend.

«Während ein überwiegend weibliches Geschlechterverhältnis auf eine gesunde Tigerpopulation hindeutet (...), deuten eine hohe Populationsfluktuation und ein überwiegend männliches Geschlechterverhältnis im Allgemeinen auf schwere Wilderei hin», erläutert das Autorenteam. Das Überleben erwachsener Weibchen sei zudem in der Regel der stärkste Faktor für das Wachstum und den Fortbestand von Tigerpopulationen. Tiger werden unter anderem für ihre Felle gewildert, zudem werden ihre Knochen und andere Körperteile wie Krallen und Zähne in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet.

Erst im September war ein totes Sumatra-Tiger-Weibchen im Norden von Sumatra in einer Schlingenfalle gefunden worden. Das Tier war auf einer Plantage verendet. Der Verlust ihres natürlichen Lebensraums etwa durch Palmölplantagen treibt immer mehr wilde Tiere in bewohnte Regionen.

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