Chinas Wirtschaft wächst um 8,1 Prozent

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Weil China bislang besser als andere Länder durch die Corona-Pandemie gekommen ist, konnte die Wirtschaft lange profitieren. Doch Omikron löst neue Sorgen aus.

Containerschiffe liegen im nächtlich beleuchteten Containerterminal des Hafens von Qingdao. Foto: Yu Fangping/SIPA Asia via ZUMA Wire/dpa
Containerschiffe liegen im nächtlich beleuchteten Containerterminal des Hafens von Qingdao. Foto: Yu Fangping/SIPA Asia via ZUMA Wire/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Chinas Wirtschaft ist 2021 erneut deutlich gewachsen - doch Ökonomen fürchten, dass es dieses Jahr weniger gut für die zweitgrösste Volkswirtschaft laufen könnte.

Wie das Pekinger Statistikamt am Montag mitteilte, lag das Wachstum im vorigen Jahr bei robusten 8,1 Prozent. Jedoch schwächte sich die Dynamik im vierten Quartal weiter ab. Im Vorjahresvergleich legte China demnach zwischen Oktober und Dezember um vier Prozent zu.

Im Umgang mit der Wirtschaftskrise durch die Pandemie warnte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping die grossen Wirtschaftsmächte davor, «auf die Bremse zu treten oder in der Geldpolitik eine Wende einzuleiten». «Es wird ernsthafte negative Nebenwirkungen geben.» Trotz grossen Drucks nannte Xi Jinping die Grundlagen der chinesischen Wirtschaft «unverändert». Sie sei «widerstandsfähig und voller Potenzial». Er zeigte sich «zuversichtlich» über die Aussichten.

Mit nur noch vier Prozent fiel das Wachstum im vierten Quartal auch immer noch etwas besser aus als erwartet. Im dritten Quartal hatte das Wachstum noch bei 4,9 Prozent gelegen - nach einem Rekordzuwachs von 18,3 Prozent im ersten und 7,9 Prozent im zweiten Quartal. Auch die Industrieproduktion schnitt im Dezember mit einem Plus von 4,3 Prozent besser als erwartet ab.

Erste nennenswerte Zinssenkung seit April 2020

Das starke Plus beim Wachstum auf Jahressicht erklärt sich vor allem mit der niedrigen Vergleichsbasis durch die Pandemie im Vorjahr. Mit einer Null-Covid-Strategie, Massentests, Quarantänen und Einreisebeschränkungen hatte das bevölkerungsreichste Land das Virus schneller in den Griff bekommen als die meisten anderen Staaten. Dennoch sagen Ökonomen nun ein Jahr mit deutlich weniger Schwung vorher.

Die chinesische Zentralbank reagierte am Montag mit der ersten nennenswerten Zinssenkung seit April 2020. Sie senkte den Zinssatz für einjährige Refinanzierungsgeschäfte mit den Banken um 0,1 Prozentpunkte auf 2,85 Prozent. Zugleich wurde der Zins für einwöchige Wertpapiergeschäfte im gleichen Ausmass auf 2,1 Prozent gesenkt. Darüber hinaus gab die Notenbank zusätzliche Liquidität in das Finanzsystem.

Zuletzt waren es vor allem die starken Exporte, die Chinas Wachstum stützten. Doch der Aussenhandel kann auf Dauer andere Probleme nicht alleine ausgleichen: Der Immobilienmarkt hat sich abgekühlt. Ihn belasten Unsicherheiten wie die Krise um den mit mehr als 300 Milliarden US-Dollar verschuldeten Immobilienkonzern Evergrande. Die Regierung arbeitet weiter daran, die hohe Verschuldung von Unternehmen zu reduzieren. Auch gestiegene Rohstoffkosten und Energieknappheit wirkten sich zuletzt negativ auf die Konjunktur aus.

Entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr dürfte der weitere Verlauf der Pandemie werden. Während Länder in aller Welt damit begonnen haben, mit dem Coronavirus zu leben, setzt Peking mehr denn je auf Abschottung. Landesweit wurden zuletzt täglich zwar nur rund 150 Fälle gemeldet - in einem Land mit 1,4 Milliarden Menschen. Doch abgesehen davon, dass es in China an unabhängiger Berichterstattung mangelt, bereitet die Verbreitung der sich leicht verbreitenden Omikron-Variante der Regierung Sorgen. Die Variante war diesen Monat erstmals auch in China entdeckt worden.

Experten fürchten schwerwiegende Folgen durch Omikron

Experten fürchten, dass es für Chinas wirtschaftliche Entwicklung schwerwiegende Folgen haben könnte, falls es wegen Omikron landesweit in vielen Regionen zu Lockdowns kommt, die Lieferketten unterbrechen und Fabriken lahmlegen würden. Die US-Investmentbank Goldman Sachs warnte, ein grosser Omikron-Ausbruch könne in China schwerwiegende Folgen für die Konjunktur haben - und kürzte ihre Prognose für Chinas Wachstum vergangene Woche auf 4,3 Prozent im laufenden Jahr. Auch die Weltbank kürzte ihre Prognose zuletzt von 5,3 auf 5,1 Prozent.

Chinesische Ökonomen der Akademie der Sozialwissenschaften (CASS) hatten der Regierung im Dezember ein Wachstumsziel von «mehr als fünf Prozent» für dieses Jahr vorgeschlagen.

«Das Gesamtwachstum für 2021 ist angesichts der niedrigen Basis des Vorjahres und durch starke Vor-Quartale mit 8,1 Prozent erwartbar solide ausgefallen», kommentierte Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutsche Handelskammer in China, die Zahlen. Für das Jahr 2022 bestehe jedoch der Druck auf die chinesische Führung, die Geldpolitik weiter zu lockern, wegen des Auftretens der Omikron-Variante die Null-Covid-Politik zu überdenken und den Konsum zu stärken. «Denn gerade dieser ist seit letztem Jahr kaum in Schwung gekommen. Rigorose Massnahmen nach lokalen Ausbrüchen bringen den Konsum immer wieder ins Stocken», sagte Hildebrandt.

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