Coronavirus: Impfweltmeister Israel droht nächster Lockdown
Das Wichtigste in Kürze
- Israel hat letzte Woche den dritten Lockdown als beendet erklärt.
- Der R-Wert begann in den letzten Tagen wieder zu steigen.
- Gesundheitsexperten warnen die Regierung vor dem nächsten Lockdown.
Letzten Sonntag durften Restaurants, Hotels und Attraktionen in Israel für Corona-Geimpfte wieder ihre Türen öffnen. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gehörte zu den ersten Gästen eines Cafés in Jerusalem.
Am Donnerstag davor behauptete Netanjahu gegenüber «Fox News», dass Israel die Pandemie hinter sich hat. Dies dank seiner schnellen und effizienten Impfkampagne. «Wir werden für einige Zeit eine Maske tragen müssen. Aber wir haben es hinter uns», so der Ministerpräsident.
Coronavirus: R-Wert steigt über eins
Pandemie-Koordinator Nachman Ash widerspricht der Regierung. Dies aufgrund des R-Wertes im Land, der am Freitag bei 1,01 stand. «Ich weiss nicht, was der Premierminister meinte», sagte der Professor im Interview mit «103FM Radio».
Ash fügte hinzu: «Wir sind besorgt über die Zunahme der Infektion in den kommenden Tagen». In Israel stehen am 23. März die Wahlen an. «Wenn wir nicht verantwortungsvoll handeln und Bürger nicht den Richtlinien folgen, besteht die Möglichkeit eines vierten Lockdowns vor der Wahl.»
Nadav Davidovitch äusserte im Radio die gleichen Bedenken wie Nachman Ash über das Coronavirus. Der Direktor der Gesundheitswissenschaften an der Ben-Gurion-Universität sagte: «Wir sind jetzt in einer guten Position, aber wir dürfen keinen vierten Lockdown zulassen. Wir haben alle Werkzeuge, um das zu verhindern, wie Impfstoffe, Schnelltests und eine angemessene Überwachung.»
Wahlen beeinflussen Netanyahus politische Überlegungen
Andere Gesundheitsbeamte äusserten Bedenken, dass der Plan zur Wiedereröffnung von Netanyahus politischen Überlegungen vor den Wahlen am 23. März beeinflusst wird.
«In den letzten Tagen gab es eine allgemeine Enttäuschung im Gesundheitsministerium über das Verhalten des Premierministers. Er hat uns die ganze Zeit sehr unterstützt, aber wir haben plötzlich das Gefühl, dass die Wahl seine Überlegungen beeinflusst.» Dies sagte eine interne Quelle gegenüber der Zeitung «Maariv».
Neben dem R-Wert über eins verzeichnet Israel die niedrigste Positivitätsrate seit Monaten. Am Freitag waren von rund 105'000 Tests auf das Coronavirus nur 3000 positiv, was etwa drei Prozent sind. Im Vergleich. Die Schweiz registrierte am Dienstag eine Positivitätsrate von rund fünf Prozent.