Erstmals mutmasslicher Kriegsverbrecher aus Sudan vor Weltstrafgericht
Rund 15 Jahre nach Start der Ermittlungen zu den Massakern von Darfur im Sudan ist der erste mutmassliche Kriegsverbrecher vor dem Weltstrafgericht erschienen.
Das Wichtigste in Kürze
- Erstmals steht ein Sudanese wegen dem Darfur-Massaker vor dem Weltstrafgericht.
- Milizenchef Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman werden schwere Kriegsverbrechen vorgeworfen.
- Der 70-Jährige wies am Montag in Den Haag die Vorwürfe zurück.
Der erste mutmassliche sudanesische Kriegsverbrecher ist rund 15 Jahre nach dem Ermittlungsbeginn vor dem Weltstrafgericht erschienen. Angeklagt ist der ehemalige Milizenchef Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman. Ihm werden schwere Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in der sudanesischen Krisenregion Darfur zur Last gelegt.
Der 70-Jährige wies am Montag in Den Haag die Vorwürfe zurück. «Das ist unwahr», sagte er dem Richter des Internationalen Strafgerichtshofes. «Man hat mich dazu gebracht, hierher zu kommen, und ich hoffe, ich bekomme Gerechtigkeit.»
Anführer der Dschandschawid-Miliz?
Abd-Al-Rahman hatte sich in der vergangenen Woche in der Zentralafrikanischen Republik gestellt. Er soll einer der bedeutendsten Anführer der Dschandschawid-Miliz gewesen sein. Ihm werden unter anderem Mord, Folter, Plünderung, Vergewaltigung und Zwangsvertreibung vom August 2003 bis März 2004 vorgeworfen.
Die Dschandschawid werden verantwortlich gemacht für die Ermordung von etwa 300'000 Menschen in der Darfur-Region.
Die Anklage hatte den Namen des Angeklagten zunächst als Ali Kuscheib angegeben. Das aber sei nicht sein Name, sagte er. Wegen der Corona-Massnahmen verfolgte Abd-Al-Rahman der Sitzung über eine Videoverbindung im Gefängnis.
Das Gericht setzte für Dezember die Anhörung an, um die Anklage zu bestätigen. Wann das Hauptverfahren beginnen wird, ist noch unbekannt.
Der UN-Sicherheitsrat hatte das Gericht 2005 mit Ermittlungen zu den Verbrechen in Darfur beauftragt. Es will auch dem Ex-Präsidenten Omar al-Baschir den Prozess machen - er wird des Völkermordes beschuldigt.