Hamburger Polizei erntet Shitstorm
Shitstorm gegen die Hamburger Polizei wegen dem Freudentweet zum Golden Globe Award für «Aus dem Nichts». Der Film behandelt die NSU-Morde, bei deren Ermittlungen die Hamburger Polizei keine gute Falle machte.
Der Film #AusdemNichts wurde als bester nicht englischsprachiger Film bei den #GoldenGlobes ausgezeichnet! Wir gratulieren #FatihAkin & #DianeKruger zum Erfolg und sind ein bisschen stolz, dass auch bei uns im Büro gedreht wurde! 💪👮 pic.twitter.com/8Hcmd2mSef
— Polizei Hamburg (@PolizeiHamburg) January 8, 2018
Ein leider bewährtes Konzept hierzulande: Erst totale Scheiße bauen und im Nachhinein aus der Aufarbeitung neuen Stolz zu schöpfen. https://t.co/1Zh7kmBqo3
— Sam Chirniew (@Chirniew) January 8, 2018
Das Wichtigste in Kürze
- Der Film «Aus dem Nichts» von Fatih Akin wurde als bester nicht-deutschsprachiger Film mit einem Golden Globe geehrt.
- Die Hamburger Polizei zeigt sich sichtlich erfreut darüber – ein Teil des Films wurde in ihren Büros gedreht.
- Nun erntet aber die Polizei einen Shitstorm auf Twitter, denn: beim Film geht es um die NSU-Morde.
- Die Ermittlungsbehörden hatte bei den Ermittlungen dazu auf katastrophale Art und Weise versagt.
Am Sonntag hat der deutsche Film «Aus dem Nichts» von Fatih Akin an den Golden Globe Awards als bester nicht-englischsprachiger Film gewonnen (Nau berichtete). Darüber freut man sich auch bei der Hamburger Polizei. Man sei «ein bisschen stolz», weil ein Teil des Films bei ihnen im Büro gedreht wurde. Dies schreibt die Polizei auf Twitter.
Alles andere als erfreut über den Tweet der Polizisten aus der Hansestadt zeigen sich nun einige Twitter-User. Denn: Der Film von Akin behandelt das nicht gerade einfache Thema der NSU-Morde zu Beginn des Jahrtausends. Zwischen 2000 und 2006 hatte eine rechtsextreme Terrorzelle mehrere Morde an Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund verübt.
Brisant an der Geschichte ist: bei der Aufklärung der Morde haben die Ermittlungsbehörden – darunter auch die Hamburger Polizei – auf katastrophale Art und Weise versagt. So wurde, wie das Nachrichtenportal «Vice» schreibt, bei der Suche nach den Tätern, Hinweise eines Polizei-Profilers ignoriert. Dieser vermutete einen rassistischen Hintergrund hinter den Morden. Stattdessen wurde ein Wahrsager beauftragt, um mögliche kriminelle Verwicklungen eines der Opfer zu erkennen.
Äusserungen der Ermittler in den Berichten hegen zusätzlich den Verdacht von rassistischen Denkmustern innerhalb der Behörden. Heute herrscht darum die weit verbreitete Ansicht, dass die Ermittler systematisch einen möglichen rechtsextremen Hintergrund der Morde ausgeblendet haben.
1 bisschen Stolz?!? Liebe @PolizeiHamburg, diesen Film gibt es, weil der #NSU-Mord an Süleyman Taşköprü in #Hamburg 10 Jahre unaufgeklärt blieb & statt der Täter die Opfer verdächtigt wurden. Kein Grund für Stolz. Kein bisschen! #StolzUndVorurteil #FatihAkim https://t.co/IBuQ0Mbhq0
— Blackbox VS (@BlackboxVS) January 8, 2018
Die @PolizeiHamburg freut sich über den Erfolg des #NSU Films bei den #GoldenGlobes. Das ist die selbe Polizei #Hamburg, die 2006 gegen eine neue Analyse von Profiler Horn intervenierte, die bei der Česká-Mordserie einen rechten Tathintergrund vermutete https://t.co/xQK0lEmFSl
— Maximilian Pichl (@MXPichl) January 8, 2018
Kein Polizist in diesem Land sollte bei einem Film über den NSU irgendeine Spur von Stolz empfinden https://t.co/ROjkmzmp49
— Flow (@floearii) January 8, 2018
Wollt ihr nicht lieber einen Wahrsager einfliegen lassen, bevor ihr hier die Fresse aufmacht? https://t.co/YmEmUi6562
— 𝙎𝘾𝙃𝙊𝙍𝙁𝙄🐙 (@probablyzuerich) January 8, 2018
Das schreibt die gleiche Polizei, die damals mit Geisterbeschwörern (!) nach den Mördern suchte. https://t.co/IpZFSoP5Li
— bov bjerg 🌻 (@bov) January 9, 2018
Bähbähbäh....RT @floearii: Kein Polizist in diesem Land sollte bei einem Film über den NSU irgendeine Spur von Stolz empfinden https://t.co/GJA5cznkap
— ich© (@3ich3) January 8, 2018
Es ist nicht das erste Mal, dass die Social-Media-Abteilung der Hamburger Polizei für Schlagzeilen sorgt. Während den G20-Demonstrationen in Hamburg vom letzten Juli nahmen es die Polizei-Twitterer laut einem weiteren «Vice»-Bericht nicht so genau mit den Fakten. Die Polizei sprach damals vor 1000 Vermummten. Laut Angaben anwesender Journalisten waren es «deutlich weniger».