Helfer: Verletzte Kinder in Gaza haben keine angemessene Behandlung
Die Kinder im Gazastreifen leiden unter den Folgen des Krieges, warnt Save the Children.
Der israelische Militäreinsatz gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen bringt nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children schlimme Folgen für Tausende Kinder mit sich. Viele verletzte Mädchen und Jungen können aufgrund des schlecht funktionierenden Gesundheitssystems nicht angemessen behandelt werden, wie die Organisation am Donnerstag beklagte. Tausende Minderjährige wurden demnach seit Kriegsbeginn verletzt.
Vielen seien etwa Gliedmassen amputiert worden – darunter auch Babys. Weiter hiess es, wegen fehlender Schmerzmittel wendeten viele Ärzte und Krankenschwestern Atem- und Ablenkungstechniken an, damit Kinder durch Schmerzen während der Behandlung keine weiteren Traumata erleiden. «Kinder, die lebensverändernde Verletzungen erlitten haben, erhalten nicht die kontinuierliche, fachärztliche Behandlung, die sie benötigen», sagte der Landesdirektor von Save the Children in den Palästinensergebieten, Xavier Joubert.
Gesundheitssystem am Boden
Auch hätten sie zumeist kein sicheres Zuhause. Hilfsorganisationen warnen schon länger, dass das Gesundheitssystem des umkämpften Küstengebiets am Boden sei. «Mein Sohn hat Dinge gesehen, die Kinder nicht sehen sollten.» Dies sagte der Vater eines verletzten Zehnjährigen nach Angaben von Save the Children.
Der Oberschenkel des Jungen wurde demnach bei einem Luftangriff von einem Raketensplitter getroffen und brach dabei. Er und andere Kinder hätten zum Zeitpunkt des Angriffs draussen in der Nähe gespielt. Der Zehnjährige habe dabei gesehen, wie um ihn herum Kinder, darunter sein Cousin und Freunde, getötet worden seien.
Im Spital musste er nach Angaben des Vaters vier Stunden auf dem Boden liegen, ehe ein Bett für ihn frei wurde. Vor den Augen des Kindes seien Operationen durchgeführt worden. Der Vater habe dem Jungen die Augen zugehalten.
Die dunkle Seite des Kriegs
Die Zahl der Angriffe auf die Gesundheitsversorgung sei im Gaza-Krieg höher als in jedem anderen Konflikt weltweit, so Save the Children. Israel betont immer wieder, Soldaten griffen keine zivilen Ziele an. Sondern nur solche, die von Bewaffneten genutzt werden.
Israel wirft der islamistischen Hamas vor, etwa medizinische Einrichtungen systematisch für militärische Zwecke zu missbrauchen. Die Hamas weist dies zurück. Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel verübt hatten.
Gefahr einer Bodenoffensive
Sollte Israel seine geplante Bodenoffensive in Rafah beginnen, drohten weitere Kinder getötet oder verstümmelt zu werden, warnte Save the Children weiter. 600'000 Minderjährige halten sich Joubert zufolge in der Stadt nahe der Grenze zu Ägypten auf.
Israel will dort eigenen Angaben zufolge die verbliebenen Bataillone der islamistischen Terrororganisation Hamas zerschlagen. Joubert forderte einen Waffenstillstand und den Verzicht aller Beteiligten auf den Einsatz explosiver Waffen in besiedelten Gebieten. «Das ist der einzige Weg, um das Leben von Kindern zu retten.»