Israel hat Offensive in Rafah begonnen
Israel greift erste Ziele der Hamas in Rafah an. Damit wolle man den Druck auf die Islamisten erhöhen.
Das Wichtigste in Kürze
- Kurz nachdem die Hamas vermeldet hatte, einem Deal zuzustimmen, greift Israel Rafah an.
- Damit wolle man den militärischen Druck auf die Islamisten erhöhen.
- Israel hatte zuvor Zivilisten im Osten Rafahs aufgerufen, das Gebiet zu verlassen.
Nachdem am Montagabend Bewegung in die Verhandlungen zwischen der Hamas und Israel gekommen zu sein scheint, beginnt Israel seine Offensive. Wie die Armee auf Twitter mitteilt, werden Ziele im östlichen Teil der südlichen Stadt Rafah angegriffen. Nach Angaben eines Armeesprechers handelte es sich um Einrichtungen der Hamas.
Palästinensischen Medienberichten zufolge sind Israels Streitkräfte in der Nacht zu Dienstag an den Grenzübergang Kerem Schalom vorgerückt. Der Fernsehsender der islamistischen Hamas berichtete, dass israelische Panzer den Übergang zum Gazastreifen aus einer Entfernung von 200 Metern beschiessen. Der Übergang ist etwa drei Kilometer von der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen entfernt.
Israel will Gaza-Seite von Grenzübergang binnen weniger Stunden übernehmen
Laut dem gewöhnlich gut unterrichteten israelischen Journalisten Barak Ravid plant das Militär zudem, binnen weniger Stunden die Kontrolle über die palästinensische Seite des Grenzübergangs Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten zu übernehmen. Ein Militärsprecher berichtete am Abend über gezielte Angriffe auf Hamas-Ziele im östlichen Teil von Rafah. Auf die palästinensischen Berichte über Angriffe auch mit Panzern gab es vom Militär zunächst keine Reaktion.
Das Kriegskabinett von Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte zuvor entschieden, den Militäreinsatz in Rafah im Süden des Gazastreifens fortzusetzen, um den militärischen Druck auf die Hamas zu erhöhen und die israelischen Kriegsziele durchzusetzen.
Wie es in einer Stellungnahme von Netanjahus Büro weiter hiess, sei der Vorschlag der Hamas zu einer Waffenruhe weit von grundlegenden Forderungen Israels entfernt. Eine israelische Delegation werde aber nach Ägypten reisen. Sie solle die Möglichkeiten für eine Übereinkunft erhöhen, die für Israel zu akzeptieren sei. Ägypten und Katar hatten den Vorschlag vermittelt, über dessen Inhalt offiziell bisher wenig bekannt ist.
Uni warnt vor Folgen von Rafah-Offensive
Das israelische Militär hatte die rund 100'000 Einwohner des östlichen Teils der Stadt Rafah an der Grenze zu Ägypten zuvor dazu aufgerufen, sich in das einige Kilometer nördlich gelegene Al-Mawasi-Lager zu begeben. Die Vereinten Nationen und die Regierungen zahlreicher Staaten, darunter Deutschland, warnten vor den Folgen eines Militäreinsatzes in Rafah.
In mehreren Städten Israels kam es am Montagabend zu Demonstrationen für eine Verhandlungslösung zur Freilassung der Geiseln.
«Zeit der Entscheidung – Leben oder Tod», hiess es auf einem Transparent auf einer Demonstration von Angehörigen der am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppten Geiseln. «Statt den Krieg zu beenden, um alle Geiseln nach Hause zu bringen, droht die Regierung mit einem Militäreinsatz in Rafah, der ihr Leben in Gefahr bringen wird», sagte ein Vertreter der Familien.