Lage auf den Salomonen nach tagelangen Ausschreitungen beruhigt sich leicht
Im Pazifikstaat Salomonen ist nach tagelangen Ausschreitungen in der Hauptstadt Honiara wieder etwas Ruhe eingekehrt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Premierminister verdächtigte Gegner seiner Regierung, hinter den Unruhen zu stecken.
- Tankstellen, Geschäfte und andere Einrichtungen sind seit Samstag wieder geöffnet.
Nach tagelangen Ausschreitungen mit mindestens drei Toten im Pazifikstaat Salomonen ist in der Hauptstadt Honiara wieder etwas Ruhe eingekehrt. Viele Hauptstadtbewohner beteiligten sich am Sonntag an den Aufräumarbeiten auf den mit Schutt und Glasscherben übersäten Strassen. Australien und Papua-Neuguinea hatten zuvor Sicherheitskräfte auf den Inselstaat entsandt. Premierminister Manasseh Sogavare verdächtigte Gegner seiner Regierung, hinter den Unruhen zu stecken.
«Die Situation hat sich beruhigt und die Menschen bewegen sich wieder normal», sagte Kennedy Waitara vom Roten Kreuz der Nachrichtenagentur AFP. Allerdings sei unklar, wie sich die Lage weiter entwickle. «Es würde nicht überraschen, wenn wir Lebensmittelknappheit und Preisanstiege verzeichnen sollten», sagte er.
Tankstellen, Geschäfte und andere Einrichtungen sind seit Samstag wieder geöffnet. Australiens Premierminister Scott Morrison bezeichnete die Lage am Sonntag zwar als insgesamt «instabil», nach seinen Informationen habe es aber nirgendwo einen «Kontrollverlust» gegeben. Neben Australien und Papua-Neuguinea wollten laut Morrison auch die Fidschi-Inseln Sicherheitskräfte auf die Salomonen entsenden. Australiens Premier betonte zugleich, dass es nicht am Ausland sei, sich in die Demokratie der Salomonen «einzumischen».
Premierminister weist Rücktrittsforderungen zurück
Deren Premierminister Sogavare wies am Sonntag Rücktrittsforderungen zurück. «Es ist sehr eindeutig, dass die jüngsten Ereignisse gut geplant und orchestriert worden, um mich wegen unbegründeter Behauptungen als Premierminister zu beseitigen», sagte er in einer Radioansprache. Seine Regierung werde sich aber «durch nichts entfernen» lassen. «Wir dürfen und werden uns niemals der bösartigen Absicht einiger weniger Menschen beugen.»
Zuvor hatte Sogavare bereits ausländische Mächte für die Unruhen verantwortlich gemacht. Diese Mächte seien dagegen, dass er einen china-freundlichen Kurs verfolge und Taiwan seit 2019 nicht mehr als unabhängigen Staat anerkenne.
Was am Mittwoch als kleiner Protest begonnen hatte, entwickelte sich zu gewaltsamen Ausschreitungen und Plünderungen. Wütende Mobs zogen durch die Strassen der ansonsten eher verschlafenen Küstenstadt Honiara und forderten den Rücktritt Sogavares. Mindestens drei Menschen starben. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben mehr als hundert Menschen im Zusammenhang mit den Unruhen fest.
Opposition forderte Misstrauensvotum
Als weitere Ursache der Proteste wurde auch die seit langem andauernde Rivalität zwischen der bevölkerungsreichsten Insel Malaita und der Zentralregierung auf der Insel Guadalcanal genannt. Am Samstag forderte die Opposition ein Misstrauensvotum gegen Sogavare.
Die rund 700'000 Einwohner zählende Inselgruppe, die 2000 Kilometer nordöstlich von Australien im Pazifik liegt, war Anfang der 2000er Jahre in Gewalt zwischen verschiedenen Volksgruppen versunken. Bereits zwischen 2003 und 2017 war auf den Salomonen eine von Australien geführte Friedenstruppe stationiert.