Riesenhamsterratten erschnüffeln Landminen in Angola

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Angola,

Angola ist eins der Länder mit den meisten Landminen weltweit. Jeden Monat gibt es neue Opfer. Jetzt beschleunigen Ratten die Räumung.

Hamster
Eine Riesenhamsterratte erschnüffelt Minen in Mosambik. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Riesenhamsterratten spüren in Angola mit ihrer feinen Nase vergrabene Landminen auf.
  • Damit retten die Nagetiere leben.
  • Angola ist weltweit eins der Länder mit den meisten Landminenopfern pro Jahr.

Eifrig schnüffelnd flitzt Baraka über ein Stoppelfeld. Er kann nicht gut sehen, dafür ist sein Geruchssinn extrem gut ausgeprägt. Denn Baraka, eine Riesenhamsterratte, hat einen wichtigen Job: Er soll vergrabenen Sprengstoff finden.

Während der Arbeit ist der Nager in ein kleines Geschirr gespannt. Dieses ist über einen Draht mit einer langen Leine verbunden. An deren gegenüberliegenden Enden steht jeweils ein in Minen-Schutzausrüstung gekleideter Tierführer. Denn Baraka läuft über ein Gebiet, in dem möglicherweise Landminen vergraben sind.

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Da hat die Ratte auch schon etwas gefunden. Sie bleibt stehen, schnüffelt intensiv, kratzt die Erde etwas auf. Das ist das Zeichen, dass Baraka eine Mine entdeckt hat, erklärt Raul Ilidio, der menschliche Arbeitspartner der Ratte.

Am Rande des Feldes werden nummerierte Schildchen aufgestellt, um die Position des Sprengstoffs zu markieren. Jetzt wissen menschliche Minenräumungsexperten genau, wo sie entschärfen müssen.

Zwölf «Heldenratten» derzeit im Einsatz

Baraka ist eine von aktuell zwölf Riesenhamsterratten. Sie helfen der belgischen Organisation Apopo in Angolas Kwanza Sul Provinz beim Räumen von Landminen. Die Minen wurden während des 27-jährigen Bürgerkriegs (1975–2002) gelegt.

«Heldenratten» werden sie genannt. Denn die Nagetiere retten buchstäblich Leben im Nachkriegsland Angola, eins der Länder mit den meisten Landminenopfern pro Jahr weltweit.

Ratte
Eine Minenräumerin der belgischen Organisation Apopo sucht nach Landminen. Zuvor hatte eine Riesenhamsterratte dort angeschlagen. - dpa

Seit dem Bürgerkrieg wurden in dem 36-Millionen-Einwohner-Land im südlichen Afrika mehr als 88'000 Verletzungen durch Landminen gemeldet. Die tatsächliche Zahl liegt nach Angaben des internationalen «Landmine Monitor» vermutlich wesentlich höher.

Kein Monat ohne neue Opfer

Die Welt wurde auf den Notstand in Angola erstmals Ende der 1990er-Jahre aufmerksam. Die britische Prinzessin Lady Diana besuchte damals das Bürgerkriegsland und lief in Schutzkleidung durch ein Minenfeld.

Wenn die Minen erst einmal vergraben sind, ist die Räumung schwierig, langwierig und äusserst gefährlich. In Angola müssen 22 Jahre nach Ende des Bürgerkriegs noch immer knapp 70 Quadratkilometer geräumt werden. Das geht aus dem jüngsten «Landmine Monitor»-Bericht hervor.

Durchschnittlich kommt das Land bislang etwa sechs Quadratkilometer pro Jahr voran. Das birgt grosse Gefahren für die Bevölkerung: 2022 wurden demnach 107 Menschen in Angola von Landminen getötet oder verletzt. «Es vergeht kein Monat, ohne neue Opfer», sagt Manuel Agostinho, der Projektmanager von Apopo in Angola.

Sprengstoff-Schnüffler effektiver als Menschen

Mit den Riesenhamsterratten als Sprengstoff-Schnüffler macht Apopo jedoch gute Fortschritte. Die Nagetiere arbeiten wesentlich effektiver als Menschen. Ein Minenexperte benötigt mit einem Metalldetektor zum Räumen von 200 Quadratmetern zwei Tage.

Dabei begibt er sich in Lebensgefahr. Eine Ratte erledigt die gleiche Arbeit innerhalb von einer halben Stunde, erklärt Agostinho.

Hamster
Riesenhamsterratten arbeiten effektiver als Menschen bei der Minensuche. (Archivbild) - keystone

Die Ratten sind nicht nur schnell, sie sind mit einem Gewicht von maximal zwei Kilogramm auch sehr leicht. Dadurch können sie eine Antipersonenmine auslösen – ein Spürhund wäre nicht leicht genug. Das erläutert Shaibu Hamisi, der Ratten-Trainingsexperte von Apopo.

Jede Ratte, die in Minenfeldern zum Einsatz kommt, muss ein rigoroses Training durchlaufen. Zunächst werden die Nager sechs bis acht Monate geschult und im Anschluss in regelmässigen Abständen getestet. «Der Job der Ratten ist keiner, bei dem man Fehler machen darf», sagt Hamisi. Genauigkeit sei noch wichtiger als Schnelligkeit.

Mehr und mehr Menschen können in Angola dank der Ratten wieder sorgenfrei ihre Felder bewirtschaften oder im Wald Feuerholz suchen. Kinder können im Freien herumstreunern.

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