Riesiges Ozonloch liegt derzeit über dem Südpol
Über dem Südpol befindet sich derzeit eines der grössten jemals gemessenen Ozonlöcher. Über die Ursachen dafür können Forscher aktuell nur spekulieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Ozonloch über der Antarktis ist derzeit rund 26 Millionen Kilometer gross.
- Grund dafür könnten klimatische Faktoren und der Unterwasservulkanausbruch in Tonga sein.
- Doch das müssen die Wissenschaftler noch genau erforschen.
Messdaten des Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) zeigen, dass sich derzeit ein ungewöhnlich grosses Ozonloch über dem Südpol befindet: «Am 16. September erreichte es eine Grösse von mehr als 26 Millionen Quadratkilometern», erklärt Antje Inness, leitende CAMS-Wissenschaftlerin, dem «Focus».
«Das macht es zu einem der grössten je dokumentierten Ozonlöcher überhaupt.» Das aktuelle Ozonloch über der Antarktis habe sich dieses Jahr früh gebildet uns sei seit Mitte August schnell gewachsen.
1987 wurden Produktion und Freisetzung von ozonschädigenden Fluorchlor-Kohlenwasserstoffen (FCKW) mit dem sogenannten Montreal-Protokoll weltweit verboten. Seither schien sich die Ozonschicht allmählich wieder zu regenerieren.
Ozonloch im September und Oktober am ausgeprägtesten
Doch diese Regenration sei in den letzten Jahren nicht nur ins Stocken geraten. Der Klimawandel und die zunehmende Freisetzung neuer «Ozonkiller» lassen das Ozonloch sogar wieder wachsen.
Das Ozonloch über dem Südpol sei normalerweise im September und Oktober am ausgeprägtesten. Dann ende die Polarnacht und die Sonneneinstrahlung setze die ozonbauenden Reaktionen in der noch sehr kalten antarktischen Stratosphäre in Gang.
Hinzu kämen Klimaeinflüsse wie ein deutliches Temperaturgefälle zwischen den gemässigten südlichen Breiten und der Südpolregion.
Forschende vermuten einen Zusammenhang mit dem Ausbruch des Unterwasservulkans Hunga Tonga-Hunga Ha'apai im Januar 2022. Inness erklärt: «Die Eruption schleuderte viel Wasserdampf in die Stratosphäre, der aber erst nach Ende des 2022er-Ozonlochs in die Südpolregion vordringen konnte.»
Einfluss des Vulkanausbruchs wird noch erforscht
Bei der Eruption seien laut Studien 150'000 Kilotonnen Wasser in die Stratosphäre gelangt. Das sei mehr als jemals zuvor gemessen. «Die Präsenz von Wasserdampf kann zur Abkühlung der antarktischen Stratosphäre beitragen. Das fördert ebenfalls die Bildung der Stratosphärenwolken und verstärkt zudem den polaren Vortex.»
Beim polaren Vortex handelt es sich um ein kreisförmiges Windband rund um den Südpol. Es verhindert den Einstrom milderer Luft in die Antarktis-Region. Damit fördere es die für den Ozonabbau günstige Abkühlung der polaren Stratosphäre.
Wie gross der Einfluss des Unterwasservulkanausbruchs auf das Ausmass des Ozonlochs tatsächlich war, muss noch erforscht werden. Es würden Referenzwerte fehlen, da zuvor noch kein vergleichbarer Vulkanausbruch beobachtet worden sei.